Indie-Studio zwingt Raubkopierer in Rollentausch
Urheberrechtsverletzungen, im Volksmund „Raubkopien“ genannt, sind seit den Kindertagen der Spieleentwicklung ein Problem der Branche. Um dem entgegen zu wirken, versucht ein kleines Indie-Studio, die nicht zahlende Kundschaft mit ungewöhnlichen Methoden zum Kauf des Produktes zu animieren.
Um einen Kopierschutz im eigentlichen Sinne handelt es sich dabei nicht, denn die verfügbare Version des DRM-freien „Game Dev Tycoon“, das den Spieler ein virtuelles Entwicklerstudio leiten lässt, wurde von seinen Urhebern, Greenheart Gaming selbst im Internet verbreitet. In dieser besteht im Gegensatz zur Verkaufsversion nach ein paar Stunden allerdings eine hohe Chance, dass entwickelte Spiele massiv unter zunehmender Produktpiraterie leiden – worauf mit einer Meldung deutlich hingewiesen wird – bis das Studio des Spielers unvermeidlich in die Pleite rutscht.
Wie erfolgreich der Rollentausch ist, zeigt sich in verschiedenen Internetforen. Dort zeigen sich Nutzer verzweifelt über ihre Bemühungen, hochwertige Spiele zu entwickeln, die dennoch nicht oder nicht besser als durchschnittliche Produkte verkauft werden. Dabei wird das zugrunde liegende Problem durchaus treffend wiedergegeben: „Es gibt keinen Grund, viel Geld in eine revolutionäre Engine zu stecken, weil [das Spiel] raubkopiert wird und ich meine Kosten nicht decken kann“. Zudem fragen die „Jungentwickler“ dediziert nach einer Möglichkeit, DRM zu implementieren, ohne sich der Ironie ihrer Situation im Geringsten bewusst zu sein.
Laut Daten, die von Greenheart Gaming mit anonymen Nutzerstatistiken im Spiel erhoben wurden, sind nach einem Tag 93,6 Prozent aller aktiven Kopien illegal bezogen worden – obwohl oder gerade weil das Spiel, wie die Entwickler betonen, auf DRM verzichtet, für 6,50 Euro als PC-, Linux- und Mac-OS-Version ausgeliefert wird und, sobald der Vertriebsweg offen steht, ein kostenloser Steam-Schlüssel erhältlich sein soll. Dabei sei der klassische DRM-Weg aufgrund der sinkenden Kundenzufriedenheit auch in Anbetracht dieser Zahlen keine schlüssige Option, da jeder Kopierschutz nach einer gewissen Zeit hinfällig werde und gerade Produktpiraten die bessere, weniger obstruktive Ausgabe der Software erhielten. Vielmehr scheine die einzige Lösung in Online-Spielen zu liegen, was derzeit zu einem Aussterben der Einzelspieler-Titel führe.