Paul Otellini: Intel hätte iPhone-CPU liefern können
Seinen Abschied von der Intel-Spitze nutzte Paul Otellini, um dem Magazin The Atlantic ein längeres Interview zu geben. Dabei ging es nicht nur um seine Entwicklung und die von Intel, sondern auch um verpasste Gelegenheiten, zu den denen laut Otellini das iPhone gehört.
Unmittelbar nach der Entscheidung Apples, die eigenen Macs mit Intel-CPUs auszustatten, habe es zwischen beiden Unternehmen Gespräche bezüglich eines komplett neuen Produkts gegeben. Dabei ging es um eine CPU, die bis dahin unter dem Namen „Silverthorne“ entwickelt worden war. Angedacht war seitens Intel, diesen Prozessor vor allem in Geräten einzusetzen, bei denen der Energiebedarf eine große Rolle spielt.
Während der Verhandlungen hätte Apple klargemacht, dass man für die gewünschte Anzahl an Prozessoren nur einen bestimmten Preis „und keinen Cent mehr“ zahlen würde. Allerdings, so Otellini, lag diese Summe unter dem, was der Chip an Kosten verursachen sollte; auch über das Auftragsvolumen hätte man die Verlustzone nicht verlassen können. Aber: „Rückblickend betrachtet waren die vorhergesagten Kosten falsch und das Volumen war hundertfach höher als jeder annahm.“.
Während die Entscheidung nüchtern betrachtet aufgrund der damals bekannten Zahlen korrekt war, ärgert sich Otellini noch immer über seine Ablehnung. Er habe daraus die Lehre gezogen, sich öfter auf sein Bauchgefühl zu verlassen. Dieses hätte ihm damals schon geraten, den Vertrag zu unterzeichnen.
Die IT-Geschichte wäre dann ein Stück weit anders verlaufen. Denn nach Intels Absage konnte letztlich Samsung den Zuschlag für den SoC des ersten iPhones erhalten und statt der x86-Technik kam die ARM-Architektur zum Einsatz. Fraglich ist jedoch, ob „Silverthorne“, aus dem letztlich der erste Atom-Prozessor wurde, hinsichtlich der Effizienz wirklich die beste Wahl gewesen wäre. Intel selbst erklärte Jahre später im Oktober 2010, dass man in diesem Punkt hinter ARM liegen würde (Eintrag vom 23. Oktober 2010). Im nun veröffentlichten Interview gibt Otellini indes zu Protokoll, dass Apple den Chip damals gewollt hätte.