Microsoft präzisiert Konzept der „Xbox One“

Max Doll
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Auf der E3 wollte Microsoft die neue Xbox One endlich als Spielkonsole präsentieren. Auch die zahlreichen Exklusivtitel konnten Diskussionen um Gebrauchtspiele und Online-Verbindungen sowie die jüngsten PR-Fehlschläge nicht gänzlich verdrängen. Das dahinter stehende Konzept wurde dafür in klareren Worten als bisher präzisiert.

Grundsätzlich wird, wie CVG erfahren konnte, an den Eckpfeilern des neuen Online-Konzeptes nichts geändert. Trotz der hitzigen Debatte und lauten Kritiken wird eine Authentifizierung alle 24 Stunden nötig sein. Auch der Handel mit Gebrauchtspielen hängt vom Willen des jeweiligen Publishers ab. Man habe, so der Chef von Microsoft Games Phil Spencer, die Firmenpolitik „in klare Worte fassen wollen sodass keine Unklarheit über unsere Einstellung besteht“ – diese hängt allerdings in hohem Maße von der konkreten Ausgestaltung der Online-Konzeption ab, über die Microsoft noch immer nicht alle Details enthüllt hat. Klar ist: Wie bei der Xbox 360 will der Konzern laut Spencer System und Plattform an Trends und Wünsche sowohl von Kunden als auch Anbietern anpassen. Diese langfristige Evolution soll auch der Xbox One zu teil werden, schließlich höre der Konzern seinen Fans zu. Zumindest eine Adaption der Konsole in ihren restriktiv wirkenden Elementen wäre also möglich, wird aber keinesfalls kurzfristig erfolgen.

Gegenüber Ars Technica äußerte sich Yusuf Mehdi zur Konzeption der Konsole. Dieser liege der Wunsch zugrunde, die Spieleindustrie weiterzuentwickeln. „Wir glauben, dass die digitale Welt die Zukunft ist und wir glauben, dass digital besser ist“, sagte der Chef der Xbox-Marketingabteilung. Neben den Vorteilen des digitalen Spieleverleihs an Freunden oder der Cloud-basierten und damit portablen Spielesammlung erwartet Mehdi, dass sich auch Vertriebsmodelle etwa über ein „all you can play“- oder ein rein digitales Mietangebot von Spiellizenzen weiterentwicklen.

Bei der Konzeption der Konsole habe Microsoft im Hinblick auf den neuen Digitalhandel versucht, die Interessen von Konsumenten, die beim Redmonder Konzern an erster Stelle stehen sollen, sowie Publishern, Einzelhändlern und dem eigenen Unternehmen auszugleichen. Dabei müsse man naturgemäß Kompromisse eingehen. Allerdings wurde klar, dass die traditionelle Distribution über optische Medien als Auslaufmodell angesehen wird, welches eher im Sinne einer Abwärtskompatibilität noch Teil des Konzeptes ist. Die Xbox One, betont Mehdi, sei als Weiterentwicklung des Live-Marktplatzes konzipiert – der Siegeszug digitaler Medien lasse sich unter anderem an den entsprechenden Verkaufszahlen der Xbox 360, aber auch an Appstores etwa in iOS ablesen. „Dies ist eine große Veränderung, Konsumenten mögen Veränderungen nicht immer und wir müssen für eine Menge Aufklärung sorgen um sicherzustellen, dass Menschen diese verstehen“. Die jüngsten, kritischen Reaktionen seien aber „so ziemlich, wie wir erwartet haben“ – was nicht nur im neuen Konzept, sondern auch in polarisierenden Aussagen des Konzerns begründet liegt, die Teile der Netz-Empörung erst richtig in Schwung gebracht hatten.

Die Preise für Blockbuster-Spiele werden dennoch stabil bleiben. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte gegenüber Polygon, dass in eigenem Haus herausgegebene Spiele wie „Forza 5“ für rund 60 US-Dollar angeboten werden. Wie Kotaku anmerkt, dürfte diese Entscheidung für die meisten Publisher Signalcharakter haben. Somit werden allenfalls einzelne, besonders gefragte Spiele wie Call of Duty höhere Preise rechtfertigen können. Generell bemerkt die Branche jedoch gesteigerte Entwicklungskosten, während Spiele durch den fehlenden Inflationsausgleich relativ gesehen geringere Einnahmen generieren. Die Möglichkeit verdeckter Preissteigerungen durch Inhaltsreduktionen zum Erscheinungstermin bei gleichzeitiger Steigerung der DLC-Anzahl oder gar zusätzliche Mikrotransaktionen, wie sie bereits bei aktuellen Spielen Einzug gehalten haben, werden damit nicht ausgeschlossen.

Larry Hryb (Major Nelson), der Xbox Live „Director of Programming“, beantwortete Community-Fragen bei RedditGames. Im Prinzip führte er die Aussagen von Yusuf Mehdi fort: Die zwingende Online-Verbindung bedinge sich durch die Flexibilität der Konsole im Bezug auf geteilte Spiele sowie die Ausrichtung auf eine antizipierte Digital-Zukunft mit einer verbundenen Welt. In diesem Sinne funktioniert auch der HDMI-Eingang der Konsole. Hier kann etwa ein TV-Reciever oder auch eine Xbox 360 verbunden werden, wobei die neue Konsole im Hintergrund aktiv bleibt und neue Nachrichten digitaler Dienste einblenden kann. So sollen Spieler etwa bei Facebook oder Xbox Live stets verbunden bleiben können, wobei die Xbox-GUI auf Wunsch als Overlay eingeblendet wird. Damit wird es außerdem möglich, den Bildschirm zu teilen um gleichzeitig einen Film zu schauen und zu spielen. Aufnahmefunktionen besitzt die Konsole dabei nicht.

Was mit den gekauften Spielen passiert, wenn die Konsole das Ende ihres Lebenszyklus erreicht und die Server abgeschaltet werden, konnte Hryb nicht sagen: „Wir haben diese Generation noch nicht einmal auf den Markt gebracht, deshalb ist es noch etwas zu früh, um über ihr Ende zu reden“. Vermutlich hat Microsoft hier schlicht noch kein konkretes Konzept entwickelt, wenngleich diese Frage viele Nutzer brennend interessieren würde. Spielern den Zugang zu ihren Titeln zu verwehren ist aber etwas, „das wir sicherlich nicht tun würden“. Die Xbox One sei nicht für solche Zwecke, sondern „für Flexibilität“ entwickelt worden.

Die vielfältige Einbindung des Digitalkonzeptes betont auch Phil Spencer im Interview mit Eurogamer. Next-Gen-Spiele, so die Aussage, müssen nicht nur mit besserer Grafik, sondern auch mit neuen Ideen aufwarten. Dazu gehörten vernetzte Spielerfahrungen, die auf iOS- und Android-Spielen oder aber bei Titeln wie „Dark Souls“ bereits gängig sind. Die Möglichkeit, diese Elemente – unter anderem in Form des „Drivatar“ für Forza 5 – einzubinden, sei mit der Xbox One durch die nötige Online-Anbindung besser möglich. Außerdem wolle Microsoft digitale Inhalte als Eigentum an konkrete Personen binden, im gleichen Zuge aber überall verfügbar machen. Ob Spiele, Filme oder Musik: Alles soll ständig und überall abrufbar sein. Der Konzern wolle sicherstellen, dass diese Vorteile gewährleistet werden; zudem sehe man „die langfristige Verpflichtung dem Kunden gegenüber“, sagte Spencer. Konkrete Aussagen, wie denn eine langfristige, kundengerechte Politik, die derzeit eines der größten Sorgenfelder der Spiele-Fans ist, aussehen könnte, wurden aber nicht getätigt. Den Kern der aktuellen Kritik entschärfen auch die jüngsten Statements daher nicht, auch wenn der Tonfall des Konzerns weniger aggressiv klingt.

Im Gespräch mit dem Offical Xbox Magazine gibt sich der Konzern dennoch selbstbewusst. Man erwarte, dass man durch die neue Konzeption als rundes Multimedia-Gerät die meisten Kunden erfolgreich ansprechen könne. Wer sich nur eine Konsole kaufe, bevorzuge schließlich ein All-in-One-Gerät.

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