Vertrauen der Nutzer in Politik und Wirtschaft sinkt

Andreas Frischholz
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Die Enthüllungen über die Überwachungsprogramme der NSA hinterlassen nun die ersten Spuren. In der Bevölkerung sinkt das Vertrauen in den Staat und die Wirtschaft, wie eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom zeigt. An den alltäglichen Nutzungsgewohnheiten hat sich bisher aber noch nicht allzu viel geändert.

Demnach befürchten 39 Prozent der deutschen Internetnutzer, ihre persönlichen Daten könnten von staatlichen Stellen ausspioniert werden. 34 Prozent haben solche Bedenken bei Unternehmen, während 42 Prozent der Befragten sich vor dem Datenklau durch Kriminelle sorgen. Dass staatliche Behörden im Netz sorgsam mit persönlichen Daten umgehen, bezweifelt mit 58 Prozent eine Mehrheit der Befragten – diese geben an, wenig oder überhaupt kein Vertrauen zu haben.

2011 hatten lediglich 40 Prozent diese Ansicht geteilt. Sehr starkes oder starkes Vertrauen in die staatlichen Behörden haben noch 34 Prozent der Befragten, 2011 waren es noch 52 Prozent. Fast verdoppelt hat sich dabei der Anteil von denen, die staatlichen Stellen überhaupt nicht vertrauen – statt ehemals elf Prozent sind es mittlerweile 20 Prozent. Die Zahlen entsprechen der kürzlich veröffentlichten Studie, nach der die Mehrheit der Nutzer die persönlichen Daten im Internet nicht als sicher erachtet.

Skeptisch zeigen sich die Internetnutzer in Deutschland nicht nur gegenüber dem Staat, auch das Vertrauen in die Wirtschaft hat nachgelassen. 55 Prozent der Befragten geben an, bei Unternehmen ein weniger starkes oder gar kein Vertrauen zu haben, dass diese sorgsam mit persönlichen Daten umgehen. 2011 lag der Anteil noch bei 46 Prozent. Indes teilen 34 Prozent die Ansicht, derzeit ein starkes oder sehr starkes Vertrauen in die Wirtschaft haben. Vor zwei Jahre hatten noch 44 Prozent diese Ansicht geteilt.

Die Zahlen zeigen, dass eine rasche Aufklärung der Vorgänge auch im Interesse der Politik selbst liegt“, sagte Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Die Nutzer würden wissen, worum „es bei den Abhörmaßnahmen geht und vor allem, von wem sie ausgehen“. Diese Einschätzung bestätigt der ARD-DeutschlandTrend aus der letzten Woche. Mit der Aufklärung der Bundesregierung ist nach wie vor eine deutliche Mehrheit (70 Prozent) nicht zufrieden, die Aussagen von Kanzlerin Merkel halten sogar 78 Prozent für nicht glaubwürdig. Bei den Anhängern der Oppositionsparteien liegt der Anteil sogar bei über 80 Prozent, während das Verhältnis unter den Unionsanhängern ausgeglichen ist.

Kaum Konsequenzen im Alltag der Nutzer

Trotz des wachsenden Misstrauens haben die Enthüllungen über die NSA-Überwachung laut der Bitkom-Studie bisher nur geringe Auswirkungen auf den Alltag der Nutzer. Anti-Viren-Programme und Firewalls werden von einer große Mehrheit der Befragten eingesetzt, konkrete Maßnahmen gegen die Überwachungsprogramme der Geheimdienste ergreifen aber nur wenige. Demnach verwenden elf Prozent Anonymisierungsdienste wie Proxies oder das „Tor“-Netzwerk, während Verschlüsselungsprogramme für Dateien bei acht Prozent und für E-Mails bei sechs Prozent im Einsatz sind. Meta-Suchmaschinen wie DuckDuckGo und Ixquick, die keine persönlichen Daten bei der Web-Suche speichern, nutzen nur drei Prozent der deutschen Internetnutzer.

Auch wenn immer mehr Menschen Sicherheitsbedenken haben: Das praktische Verhalten im Internet hat sich nicht verändert“, so Kempf. Immerhin geben 43 Prozent an, keine E-Mails mit vertraulichen oder wichtigen Dokumenten zu verschicken. 19 Prozent wollen auf Cloud-Dienste verzichten, 13 Prozent auf eine Mitgliedschaft in sozialen Netzwerken. Dass Internetnutzer auf Verschlüsselungssoftware verzichten, liegt in erster Linie nicht am Problembewusstsein, sondern vielmehr am fehlenden Wissen – 65 Prozent geben an, dass sie sich mit solchen Programmen nicht auskennen.

Für Interessierte existieren im Internet mittlerweile zahlreiche Ratgeber. Eine umfassende Übersicht bietet die Webseite „Prism-Break“, auf der zahlreiche freie Alternativen für praktisch alle relevanten Internet-Dienste aufgeführt werden. Wer allerdings bei den bekannten Branchengrößen bleiben will oder muss, kann vermehrt auf Erweiterungen setzen, die speziell auf den Datenschutz ausgelegt sind. Bei dem Projekt „Startpage“ verspricht der Anbieter, den Datenschutz von Ixquick mit den Suchergebnissen von Google zu kombinieren. Bei „BlockPrism“ arbeiten die Entwickler derzeit an einem Browser-Plugin, das Chat-Nachrichten in sozialen Netzwerken wie Facebook per PGP-Verfahren verschlüsseln soll.

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