„Destiny“-Entwickler: „Auf die Story kommt es an“
„Destiny“ ist einer der heimlichen Stars der Gamescom 2013. Diesen Status verdankt das Spiel nicht nur der Herkunft aus dem Hause Bungie (vor allem: „Halo“), sondern auch dem sehr spannenden grundsätzlichen Ansatz, dem eine Mischung aus Rollen- und Actionspiel mit eindeutigem Multiplayer-Fokus zugrundeliegt.
„Destiny“ will dazu einladen, das gesamte Universum zu erkunden: „Heute fühle ich mich rot, also reise ich zum Mars“, erklärte uns eine Bungie-Vertreterin den Anspruch in einem Satz. Der neue, vielbeachtete Titel, der von einer eigenen Abordnung des „Halo“-Entwicklerstudios verantwortet wird, soll also maximale Freiheit und zahlreiche Anreize zum Entdecken und Erkunden der Umgebung liefern.
Doch wie will man die Ansprüche „maximale Freiheit“ und „lebhafte Spielwelt“ zusammenbringen? Für viele Projekte bedeuten schließlich gerade diese Aspekte fundamentale Widersprüche, die sich nicht selten kategorisch ausschließen. Auf diese Frage hin verwies Bungie etwas unspezifisch auf die Handlung: „Die Story und die damit verbundenen Inhalte werden „Destiny“ als roter Faden zusammenhalten“, so die Entwickler. Dazu sei man grundsätzlich dafür bekannt, auch nachträglich immer wieder Inhalte bereitzustellen, um das Spielerlebnis auf einem hohen Niveau zu halten.
Dies klingt zunächst gut, doch muss sich erst zeigen, ob der Plot von „Destiny“ diese Leistung tatsächlich vollbringen kann. Das bisher Bekannte klingt eher nach 0815-Erzählung denn nach tiefschürfendem Epos: Nach einem goldenen Zeitalter und einer darauf folgenden Apokalypse sieht sich die Menschheit in einer Phase der Erholung einer Alienrasse gegenüber, die damit begonnen hat, die alten Kolonien der Erdenbewohner zu übernehmen. Obendrein droht zudem die Zerstörung der Erde – nur gut, dass es sogenannte Wächter gibt, die sich mit aller Macht gegen ebendieses Schicksal stemmen.
Diese Wächter teilen sich in drei Rassen auf, deren Unterschiede aber nur optischer Natur sind. Spielerisch sind die Klassen entscheidender: Der Titan ist mit schweren Waffen eine Art Tank, der Hunter als beweglicher Charakter der perfekte Späher und der Warlock soetwas wie ein Magier. Das was bisher über die Klassen bekannt ist, klingt also ziemlich nach dem Standard im Rollenspielgenre; man darf gespannt sein, welche Kniffe man sich bei Bungie einfallen lassen wird, um sich auch in dieser Hinsicht von der Konkurrenz abzusetzen.
Gleiches gilt für die Fähigkeiten der Charaktere, bei denen man die Gegner beispielsweise mit einer mächtigen Energiewelle beiseite pusten kann. Bei den Waffen soll es jede Menge futuristische Auswahl geben, wobei jede Klasse drei Gattungen mit unterschiedlichen Kalibern mitführen kann: Eine Standard-Waffe, eine Spezial-Waffe (wie zum Beispiel ein Scharfschützengewehr) und eine schwere Waffe.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Raffiniert auserzählt, gibt der eben geschilderte Plot natürlich noch genug her, um einen erstklassigen Titel zu produzieren. Überdies, so unsere Bungie-Gesprächspartnerin, werde „Destiny“ auch vom fließenden Übergang zwischen den Spielarten leben – ein Faktor, der maßgeblich zur Lebendigkeit der Umgebung beitragen soll.
So kann es passieren, dass man, während man mit bis zu zwei Mitstreitern die Haupthandlung verfolgt, plötzlich ungewollt in einen Public Event oder eine PvE-Schlacht von anderen Spielern stolpert. Auf diesem Weg soll „Destiny“ nicht wie eine Aneinanderreihung von Instanzen, sondern als ein lebender Kosmos erscheinen – ein Vorhaben, das wahrlich innovativ wäre, würde Bungie dann doch genau jenes Ziel erreichen, an dem zuvor bereits zahlreiche Spieleschmieden gescheitert sind.
Abgerundet werden soll das im Zentrum stehende Koop-Spiel von PvP-Elementen. Wie genau diese ausgestaltet sein werden, ist bisher aber noch unklar. Einen ersten Eindruck liefert der neueste, zur Gamescom veröffentlichte „Destiny“-Trailer (siehe unten).
Einschätzung schwierig
„Destiny“ ist nicht ohne Grund ein heimlicher Star unter den gegenwärtig angekündigten Spielen. Das Projekt ist ambitioniert, klingt sehr gut und wird obendrein auch noch von Bungie entwickelt. Letzterer Fakt macht Mut, denn die bisher gemachten Versprechungen klingen ebenso hervorragend wie anspruchsvoll, sodass es schon ein herausragendes Entwicklerteam braucht, um eine Enttäuschung zu verhindern.
Die hohen Anforderungen rühren dabei vom eigenen Anspruch her: Eine völlig offene, weite Spielwelt, die gerade nicht von generischen Quests und abgeschlossenen Instanzen lebt, sondern immer wieder auf's Neue im Koop-Spiel zum Erkunden einlädt und insbesondere durch den fließenden Übergang der Spielmodi überaus lebendig wirkt – ein solches Spiel klingt fast zu schön um wahr zu sein.
Trotzdem kann man Bungie zutrauen, genau das hinzukriegen. Skeptisch stimmt uns bisher nur, dass man auf viele unserer spezifischen Fragen – allen voran: wie genau funktioniert das Ganze? – bisher in aller Regel ausweichend antwortete und sich mit Allgemeinplätzen aufhielt. Wir können nur hoffen, dass dieses Geplänkel darauf zurückzuführen ist, dass „Destiny“ sich noch in einer vergleichsweise frühen Entwicklungsphase befindet; der Titel soll irgendwann im kommenden Jahr für die Next-Gen-Konsole und eventuell irgendwann einmal für den PC erscheinen.