Das iPhone 5C: Das günstigere iPhone, das keines ist
Zugegeben, von einem „billigen“ beziehungsweise „günstigen“ iPhone war immer nur in der Gerüchteküche, nicht aber durch Apple selbst die Rede. Und dennoch hatte auch ich damit gerechnet, dass das iPhone 5C günstiger wird, als es die älteren Geräte in den Jahren zuvor gewesen sind. Doch dem ist nicht so.
Mit 599 Euro für die 16-GB- und 699 Euro für die 32-Gigabyte-Version kostet das iPhone 5C in Deutschland lediglich 100 Euro weniger als das jeweils vergleichbare Modell des iPhone 5S – das gegenüber dem iPhone 5 sogar leicht im Preis gestiegen ist. Das ist auch und gerade im Vergleich zu den Preisen der Smartphone-Flaggschiffe aus dem Android-Lager eine Stange Geld. Das ist sogar mehr, als aktuell im freien Handel für das iPhone 5 verlangt wird.
Das überrascht und folgt vom Grundsatz her doch einem bekannten System, wie ein Blick auf die Preise des iPhone 4S bis zum heutigen Tag zeigt: Das Gerät lag in der 16-GB-Variante dieselben 100 Euro unter dem ehemaligen Flaggschiff, dem iPhone 5. Und auch in den USA kostet das iPhone 5C mit Zweijahresvertrag exakt so viel wie vormals das iPhone 4S. An den Relationen hat sich nichts geändert.
Ich hatte erwartet, dass Apple das iPhone 5C nur aus einem Grund mit einem Kunststoffgehäuse versieht und das iPhone 5 damit ersetzt: um das Gerät, obwohl es intern im Wesentlichen einem iPhone 5 gleicht, mit Vorstellung des iPhone 5S deutlicher im Preis senken zu können als das in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Deutlicher, als es sich Apple bisher mit den unveränderten Geräten aus dem Vorjahr getraut hat. Mit dem heutigen Tag scheidet der Preis als Beweggrund für den Strategiewechsel aus. Der Preis war nicht Apples Ziel.
Alternative Motive? Apple hat Bedarf für eine farbenfrohere, durch das Kunststoffgehäuse am Ende vielleicht auch robustere Variante gesehen und dafür schlicht die günstige Plattform des Vorgängers nutzen wollen, die bisher unverändert im Portfolio verblieben ist. Oder: Apple hat den jeweiligen Vorgänger nur schlecht verkaufen können, allein weil er aus dem letzten Jahr war, was er zwar technisch jetzt immer noch ist, optisch aber nicht. Beides zusammen ergibt durchaus Sinn und stellt auch sonst einen wichtigen Schritt dar: Die Produktklasse iPhone enthält ab sofort zwei aktuelle Serien.
Am Ende dieses Tages bleibt mit dem iPhone 5C somit ein Vorgängermodell im Portfolio, das wesentlich mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als die Vorgänger der letzten Jahre. Es steht bei Apple im Rampenlicht, auf apple.com gar auf Platz 1.
Jetzt ist es an Apple zu beweisen, dass die neue Verpackung der bekannten Technik zu einem weiterhin hohen Preis unweit des Flaggschiffs den erhofften Effekt zeigt: höhere Ab- und Umsätze, ohne dass der Hersteller darauf angewiesen ist, sich in nochmals niedrigeren Preisregionen mit der Konkurrenz zu duellieren. Das Management in Cupertino scheint hierfür aktuell keinen Anlass zu sehen. Ich halte diesen Schritt für mutig, wenn nicht gewagt. Aber erste Reaktionen aus dem Bekanntenkreis zeigen: die Rechnung könnte auch aufgehen.
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