Valve zeigt erste Prototypen der Steam Box
Gut einen Monat nach der offiziellen Ankündigung einer Linux-basierten Steam-Konsole hat Valve ausgewählter Presse erste Prototypen vorgeführt. Zusammen mit einem Einblick in das Innenleben der Geräte wurde der neue Controller vorgeführt, während Valve Konzept und Zeitplan für die Spielkonsole erläuterte.
Dass zumindest die mit High-End-Hardware wie der GeForce GTX Titan bestückten Prototypen der Steam Box nur etwas größer als eine Xbox 360 sind, war bereits bekannt. Neu sind neben Sketchups des finalen Designs Einsichten in das Innenleben der Gehäuse. Indem den drei primären Hitzequellen drei separate Kühlzonen zugewiesen werden, sollen Temperaturentwicklung und damit Lautstärke auf niedrigem Level bleiben; ein Eindruck, der aktuell von allen auf der Präsentation von Valve vertretenen – wenngleich handverlesenen – Medien bestätigt wird. Der Prozessor führt Warmluft bei dem ausgestellten Prototypen direkt aus dem Deckel ab, die Grafikkarte mit Direct-Exhaust-Kühler aus der Rückseite heraus und das Netzteil entfernt Abluft aus dem Seitenteil. Die Einteilung wird durch Kunststoffabdeckungen gewährleistet, die den Luftstrom passend führen sollen. Hier existiert jedoch noch kein finales Design.
Die „Steam Box“ wird in dieser Form nach derzeitigen Plänen jedoch zunächst nicht im Handel verfügbar sein. Auf Nachfrage von Engadget erklärte Valve, die Box werde derzeit als Testplattform angesehen, man werde sehen, „wie sich die Dinge entwickeln“. Das primäre Ziel sei es sicherzustellen, dass „Kunden auf Steam genug Optionen haben und das Preis-Leistungs-Spektrum ausreichend abgearbeitet ist“. Die tatsächlich durch OEM-Partner selbst entwickelten und vertriebenen Geräte werden auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas im Januar 2014 vorgestellt, mit der Verfügbarkeit rechnet das Unternehmen Mitte des Jahres. Entsprechend werden Variationen des Designs sowie alternative Kühlkonzepte, aber auch „deutlich kleinere“ Boxen mit weniger Leistung erwartet, wie Valve gegenüber The Verge verriet. Die Frage nach zu diesem Zweck eigens entwickelten, besonders leistungsstarken integrierten Grafikeinheiten, etwa von AMD, wollte das Unternehmen jedoch noch nicht beantworten. Möglicherweise steht hier noch eine Überraschung ins Haus.
Um das absehbar unübersichtliche Szenario aufzulösen, welches sich aus unterschiedlich ausgestatteten Konsolen einerseits sowie variierenden Systemanforderungen der Spiele andererseits ergibt, plant Valve einen Leistungsindikator auf Basis der Steam-eigenen Hardware-Umfragen. Dieser soll zeigen, welche Spiele auf der verfügbaren Hardwarebasis laufen bzw. welche Hardware für eine optimale Spielerfahrung benötigt wird. Da die hierfür verwendeten Daten aus der Steam-Telemetrie stammen, dürften die Angaben zudem verlässlich sein.
Welche Spiele zum Start weg verfügbar sind, will Valve ebenfalls auf der CES 2014 ankündigen. Dass SteamOS auf Linux basiert, wird nicht als Hinderungsgrund angesehen. Zum einen, so Valve, habe man bereits vor drei Jahren mit Partnern über Linux gesprochen, zum anderen sei die Portierung kein großer Aufwand. „Wenn man die Unity Engine benutzt, ist man bereits fertig“, äußerte sich Anna Sweet, die im Unternehmen für Business Development zuständig ist. Wer ein Spiel auf Mac OS portiere, habe hingegen bereits die meiste Arbeit für eine Linux-Portierung hinter sich. Zudem begünstige die Vielfalt der Plattformen grundsätzlich eine weitere Portierung, da die grundlegenden Arbeiten dieselben seien. Das bisherige Feedback von Partnern auf die Steam Box bezeichnete Valve als positiv.
Werbung für das Open-Source-OS betreibt Valve schon seit Längerem und preist unter anderem die höhere Spieleleistung an, während Gabe Newell keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber Windows 8 und der Notwendigkeit für eine (potentiell durch Valve kontrollierte) Alternative macht. Neben Spielen soll SteamOS nach dem Marktstart zudem die Möglichkeit bekommen, Videos und Musik, vermutlich auch über Streaming-Dienste, abzuspielen. Die Seattle Times vergleicht das Betriebssystem mit der von Amazon entwickelten Android-Version für Kindle-Tablets: Es fühle sich, schreibt die Zeitung, nicht an wie ein Computer; das OS soll sich stark am „Big Picture Modus“ der Verkaufsplattform orientieren. Allerdings sei es möglich, immer noch eine Linux-Oberfläche zu erreichen sowie Windows und andere Software zu installieren. Anwender sind demnach nicht ausschließlich auf SteamOS beschränkt. Ebenso wenig sei geplant, exklusive Spiele zu veröffentlichen, da die Box als offene, freie Plattform konzipiert sei. Exklusive Inhalte widersprächen somit der Philosophie dieses Ansatzes.
Bisherige Spiele auf Linux und für das Wohnzimmer gleichzeitig attraktiv zu machen ist Ziel des neuen Controllers, der ebenfalls erstmals in die Hand genommen werden durfte. Die Präzision und Flexibilität herkömmlicher Eingabegeräte sollen durch Touch- und Trackpads ineinander vereint worden sein. Nach ersten Spielversuchen beschreibt The Verge den Controller als „ungewohnt“, aber „überraschend präzise“, die Touch-Bedienung sei herkömmlichen Analogsticks eindeutig überlegen. Von Wired heißt es, dass Feedback der Trackpads ähnele dem eines Trackballs. Die Tasten können dabei frei belegt werden, das Erstellen geeigneter Profile wird der Community sowie einem Bewertungssystem überlassen. Zur weiteren Ausstattung des Controllers gehört ein Gyroskop, das nach einem Software-Update aktiviert und zur Bewegungssteuerung genutzt werden wird. Biometrisches Feedback könnte, darauf, so The Verge, habe Valve implizit, aber deutlich hingewiesen, unter Umständen in Verbindung mit einem noch nicht angekündigten VR-Headset Realität werden, um die Spielerfahrungen exakt an die Reaktionen der Spieler anpassen zu können.