Google verkauft Motorola für 2,91 Mrd. Dollar an Lenovo

Update Michael Günsch
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Google hat sich mit Lenovo über den Verkauf des Smartphone-Herstellers Motorola geeinigt. Der chinesische Computer-Gigant wird Motorola für 2,91 Milliarden US-Dollar übernehmen. Die Transaktion bedarf allerdings noch der Zustimmung der zuständigen Behörden.

Im Mai 2012 hatte Google Motorolas Mobilfunk-Sparte Motorola Mobility für 12,5 Milliarden US-Dollar übernommen, um vor allem das Android-Ökosystem durch Patente und Smartphones zu stärken. Der chinesische Hersteller wird im Anschluss den gesamten Patentpool von Motorola Mobility lizenzieren, Google bleibt allerdings Eigentümer der Schutzschriften. Nach 19 Monaten denkt Google, dass Motorola nun unter Lenovo als Konzernmutter besser aufgehoben ist. Der starke Konkurrenzkampf im Smartphone-Markt wurde Google offenbar zu viel, wie der Blogeintrag andeutet.

Lenovo verfügt über die Expertise [...], das Smartphone-Geschäft von Motorola zu einem der entscheidenden Größen im Android-Ökosystem zu entwickeln. Google bietet der Verkauf die Chance, sich wieder voll und ganz auf die Weiterentwicklung des Ökosystems als solches zu konzentrieren – zum Vorteil aller Android-Anwender.

Larry Page, CEO Google

Für Lenovo bedeutet dies den zweiten Coup dieser Größenordnung innerhalb kürzester Zeit. Der weltweit größte Computer-Anbieter hatte sich vor kurzem erst über die Akquisition einer x86-Server-Sparte mit IBM geeinigt. Im Smartphone-Bereich ist Lenovo im Heimatland bereits eine große Nummer und rangiert hinter Marktführer Huawei auf Rang zwei. Pläne zur Ausdehnung des Smartphone-Angebots auf den Rest der Welt, inklusive Deutschland, hat Lenovo längst. Mit dem Portfolio von Motorola, das unter anderem das Moto X und das Moto G umfasst, dürfte die Expansion deutlich beschleunigt und ein ordentliches Standbein im US-Markt geschaffen werden.

Als Teil von Lenovo wird Motorola Mobility schnell zu unserem Ziel beitragen, weitere 100 Millionen Menschen mit unseren Produkten für mobiles Internet zu erreichen. Die kürzlich vorgestellten Smartphones Moto X und Moto G stellen hierfür eine hervorragende Ausgangsbasis dar. Lenovos Expertise in der Hardware-Entwicklung sowie die weltweite Vernetzung werden die jüngste Entwicklung noch beschleunigen.

Dennis Woodside, CEO Motorola Mobility

Wie Lenovo mitteilt, hat man sich mit Google auf eine Zahlung in mehreren Etappen geeinigt: Zunächst sollen 1,41 Milliarden Dollar in Barmitteln und Aktien an Google fließen. Die restlichen 1,5 Milliarden Dollar sollen in Form eines 3-Jahres-Schuldscheines gezahlt werden. Regulierende Behörden müssen der Transaktion noch zustimmen. Wann dies geschehen wird, ist noch unklar.

Die Übernahme dieser angesehenen Marke mitsamt der innovativen Produktpalette und dem talentierten globalen Team wird Lenovo schlagartig zu einem starken Wettbewerber auf dem Markt für Smartphones machen.

Yang Yuanqing, CEO Lenovo
Update

Im Zuge der Bekanntgabe der Übernahme bekommen auch Gerüchte der letzten Tage zur Zukunft der Geräteserie „Nexus“ neue Bedeutung. So hatte der in der Vergangenheit wiederholt gut informierte russische Journalist Eldar Murtazin über Twitter vermeldet, dass Google sich ab dem Jahr 2015 von der „Nexus“-Serie verabschieden wird. Statt Geräte von Drittherstellern unter der eigenen Marke zu verkaufen, werde der Konzern mehr Gewichtung auf Versionen bekannter Android-Smartphones mit unverändertem Betriebssystem legen. Google würde sich demnach komplett vom Verkauf von Endgeräten unter eigener Marke verabschieden – nicht nur von der Herstellung im eigenen Haus.

Bisher werden entsprechende Geräte als „Play Edition“ vertrieben, allerdings nur in den USA:

Ein breiteres Angebot von Geräten mit „Stock Android“ weltweit könnte die Aufgabe der Nexus-Geräte, zumindest was die Software anbelangt, vollständig ersetzen. Und zwar ohne das bisher durchaus kritische Konkurrenzverhältnis zwischen Googles eigener Serie und den Geräten der Abnehmer von Android.

Dass Google auch weiterhin daran interessiert ist, Android nicht nur als unsichtbaren Unterbau für Drittherstellergeräte zur Verfügung zu stellen, wurde zuletzt zur CES 2014 Anfang Januar erneut deutlich. Die von Samsung im Rahmen der Messe erstmals präsentierte neue Benutzeroberfläche „Magazin UX“ für Tablets stieß bei Google auf wenig Gegenliebe. Die von Samsung vorgenommenen Anpassungen lassen nur noch wenig von Googles Android an die Oberfläche treten.

Wie re/code vermeldet, haben sich beide Unternehmen mittlerweile darauf verständigt, dass Samsung die Anpassungen zurückfahren und die bekannten Google-Dienste wieder deutlicher in den Vordergrund stellen wird.

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