„Rust“ überrascht Entwickler mit Verkaufserfolg

Andreas Schnäpp
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Wenn ein Early-Access-Spiel sich trotz fehlenden Rabattes während der Steam Winteraktion 2013 hartnäckig in der Topseller-Liste hält, dann ist eines gewiss: Das Produkt trifft den Zeitgeist der aktuellen Spiele-Landschaft. Im Entwickler-Blog zieht der Schöpfer von „Rust“ und „Garry's Mod“ nun Bilanz.

Im November 2013 äußerte sich Garry Newman, der namengebende Schöpfer des über 3,5 Millionen mal verkauften Sandbox-Spiels „Garry's Mod“, im Interview mit RockPaperShotgun über seine vermuteten Gründe für die hohen Verkaufszahlen. Auf die Frage, ob der Erfolg seines ersten Spiels eine „andere Art von Druck“ auf sein nächstes Projekt Rust ausübt, erwiderte er damals noch mit den Worten: „We decided a long time about to not give that much of a fuck about sales“. Das Entwicklerteam ging davon aus „niemals die Popularität von GMod neu erschaffen zu können“ und dass es „dumm wäre dies zu versuchen“. Newman fährt fort: „Wenn wir ein Spiel erstellen können, auf das wir stolz sind, das sich [finanziell] selbst tragen kann und uns erlaubt ein weiteres Spiel zu machen, wären wir sehr glücklich.“

Bei Rust handelt es sich um ein Mehrspieler-Survival-Spiel für Windows-, Mac- und Linux-Systeme, das von Spielen wie DayZ, Minecraft und der Stalker-Reihe inspiriert wurde. Dem Entwicklerteam sagte die Idee von DayZ zwar zu, jedoch sei man schnell frustriert davon gewesen, wenn man versuchte es zu spielen. Angefangen als DayZ-Klon, entschied man sich dazu, Zombies aus dem Spiel zu werfen und stattdessen einfach eine möglichst lebensfeindliche Umgebung zu kreieren, in der Spieler selbst die Häuser, Dörfer und Städte herstellen können. Neben diversen gefährlichen Tieren sind die anderen Spieler die größte Gefahrenquelle, da das Spiel ebenfalls auf ein „Permadeath“-System zurückgreift. Wer stirbt, startet an einer zufälligen Stelle der Spielwelt nackt und nur mit einem Stein „bewaffnet“ seinen Überlebenskampf wieder von vorne. Beim Ausloggen bleibt der virtuelle Charakter „schlafend“ auf dem Server zurück, sodass selbst während man nicht aktiv spielt, der Charakter den Gefahren der Natur und anderer Spieler ausgeliefert ist, sofern man sich nicht gut ausreichend versteckt oder verbarrikadiert.

Weniger als zwei Monate später muss Newman jetzt seine einstige Einschätzung revidieren: „Ich glaube wir alle wurden sehr sehr [sic] von Rust's Popularität überrascht. In den ersten beiden Wochen verkaufte sich Garry's Mod 34.000 mal. Das war unglaublich für mich. Es veränderte über Nacht mein Leben. In Rust's ersten beiden Wochen hat es sich über 150.000 mal verkauft. Das ist umso unglaublicher für uns [...]“.

Verkaufszahlen innerhalb der ersten 14 Tage
Verkaufszahlen innerhalb der ersten 14 Tage (Bild: facepunchstudios.com)

Newman betont jedoch, dass sich die Rahmenbedingungen seitdem Garry's Mod 2006 erschienen ist, maßgeblich verändert haben. Nicht nur seien die Tantieme um 30 Prozent höher als noch vor einigen Jahren, Steam habe sich auch von einem „unerprobten“ Produkt, dem „Leute mit Misstrauen begegneten“ hin zur „universell geliebten Anlaufstelle für PC Gaming“ entwickelt.

Das Entwicklerteam sei überwältigt vom Verkaufserfolg bisher, besonders in Anbetracht dessen, dass es sich bei Rust um eine unfertige Early-Access-Alpha handelt, vor dem die Entwickler selbst noch warnen, es nicht zu kaufen. „Besonders da Rust noch nicht mal ein Hundertstel dessen ist, was wir uns vorstellen“, so Newman. „Es fühlt sich sehr danach an als hätte man uns all dieses Geld gegeben - aber wir haben es noch nicht verdient. Das ist etwas, das wir nun tun müssen.“

Interessierte Spieler, die über eine Anschaffung des 18,99 Euro teuren Spiels nachdenken, sollten sich mittels Streams oder YouTube-Videos erst mal einen Eindruck vom aktuellen Zustand verschaffen. Offenkundig befindet sich Rust aktuell in einer sehr frühen Entwicklungsphase, die Entwickler warnen bei Steam: „Manche Dinge funktionieren, manche nicht. Wir haben uns noch nicht gänzlich festgelegt, in welche Richtung sich das Spiel bewegt - also werden sich Dinge verändern. Dinge werden sich stark verändern. Wir werden womöglich Veränderungen vornehmen, die ihr für falsch haltet. Aber wir haben einen Plan. Es ist in unserem Interesse das Spiel großartig zu machen, also bitte vertraut uns.“ Zum geforderten Vertrauen musste sich in der letzten Woche auch eine gewisse Geduld der Spieler gesellen, da die Server kurz nach Weihnachten von DDoS-Attacken lahmgelegt wurden.

Dass sich potentielle Käufer von solchen Warnungen jedoch kaum abschrecken lassen, zeigte in der Vergangenheit der ordentliche Start der DayZ-Standalone. Innerhalb der ersten Woche wurden über 400.000 Exemplare des Zombie-Survival-Spiels verkauft. Aktuell führt DayZ, dicht gefolgt von Rust, die Topseller-Liste bei Steam an.

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