NSA und GCHQ überwachten Besucher von WikiLeaks
Nach neuesten Erkenntnissen aus Dokumenten von Edward Snowden überwachte die NSA und ihr britisches Pendant GHCQ das Whistleblower-Portal WikiLeaks und seine Besucher bereits seit 2008. Auch andere Gruppen wie Anonymous und Pirate Bay samt deren Besucher waren im Fokus der Überwacher.
So belegt ein Bericht auf der Webseite The Intercept – der neuen Plattform Glenn Greenwald, der die Snowden-Papiere veröffentlicht hat –, dass die USA 2010 versucht haben, andere Staaten von der Gefahr durch Wikileaks zu überzeugen, um den legalen Staatsapparat gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange sowie dessen „menschliches Netzwerk von Unterstützern“ aufzubieten und mit Klagen wegen der Veröffentlichung der Depeschen aus Afghanistan zu überziehen.
In einer als streng geheim klassifizierten Präsentation wird ersichtlich, dass der britische Dienst GCHQ heimlich und in Echtzeit Besucher einer WikiLeaks-Webseite überwachten und feststellten, mit welchen Suchbegriffen die Besucher zu der Seite fanden. Ein weiteres Dokument vom Juli 2011 fasst eine interne Diskussion zusammen, in der Offizielle zweier NSA-Abteilungen in einer Präsentation darlegten, wie man WikiLeaks als „bösartigen ausländischen Täter“ aufbauen und somit zum legitimen Ziel unter Einsatz massiver elektronischer Überwachung machen könnte. Damit wäre es dann auch kein Problem, US-Bürger in die Überwachung einzubeziehen.
Bereits im Jahr 2008 hatte das Pentagon das zwei Jahre zuvor gegründete Whistleblower-Netzwerk als Feind für die Sicherheit der USA ausgemacht und Pläne zu dessen Vernichtung entworfen. Durch die Veröffentlichung geheimer Dokumente würde WikiLeaks die Sicherheit von Angehörigen der Streitkräfte, Diplomaten und Geheimdienstler im Auslandseinsatz gefährden. Das Papier belegt die umstrittenen Maßnahmen, die NSA und GCHQ im Kampf gegen die als ernsthafte Bedrohung eingestufte Plattform einsetzen wollten.
Die Papiere belegen ebenfalls, wie weit sich die NSA von den selbstgesteckten Zielen entfernt hat, wenn Überlegungen angestellt werden, das Überwachungssystem der NSA sowohl gegen ausländische Abteilungen des Aktivisten-Netzwerks Anonymous als auch gegen The Pirate Bay einzusetzen, denen Verstöße gegen das Urheberrecht vorgeworfen werden.
Insgesamt lassen die Dokumente – entgegen den wiederholten Beteuerungen auch von Präsident Obama – starke Zweifel aufkommen, wie ernsthaft der Wille von der Regierung und der NSA ist, zumindest US-Bürger von der Überwachung auszuschließen. Verbale Konstrukte wie „bösartiger ausländischer Täter“ rechtfertigen für den Geheimdienst, mit diesem „Täter“ assoziierte US-Bürger ebenfalls zu überwachen. So kann ein „ausländischer Täter“ wie im Falle WikiLeaks durchaus eine große Internet-Präsenz sein, die theoretisch von Millionen US-Bürgern frequentiert wird.
Auf der Sicherheitskonferenz SIGDEV 2012, an der die Five-Eyes-Mitglieder USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland teilnahmen, zeigte die GCHQ-Abteilung „Global Telecoms Exploitation“ (GTE) in einer PowerPoint-Präsentation, wie man mit dem „ANTICRISIS GIRL“ getauften Programm die Webseite von Wikileaks in Echtzeit überwachte und in der Auswertung des Monitoring-Werkzeugs Piwik festhielt. Die hierbei festgehaltenen IP-Adressen waren mit Auswertungsprogrammen wie XKeyscore zu den individuellen Nutzern der Webseite rückverfolgbar, sofern diese nicht einen Anonymisierungsdienst wie das Tor-Netzwerk benutzt haben.