Samsungs Gear 2 und Gear Fit ausprobiert
Neben der Präsentation des Galaxy S5 nutzte Samsung den Mobile World Congress 2014, um eine schwierige Nische weiter zu bearbeiten: Gleich drei Smartwatches stellte der Hersteller vor. Macht die Gear 2 die viel kritisierte Galaxy Watch wett? Wir haben sie ausprobiert.
Was gleich in den ersten Sekunden des Umgangs mit der Gear 2 und der Gear Fit ins Auge sticht, ist das Design: Samsung hat seine Ankündigung wahrgemacht und bietet smarte Uhren an, die im Vergleich zu ihren Urahnen etwas schlanker und eleganter wirken. Trotzdem ist die Gear 2 für normale Uhrenträger aufgrund der doch merklichen Maße zunächst gewöhnungsbedürftig. Bei der als ideale Erweiterung zum Galaxy S5 propagierten Gear Fit gestaltet sich die Situation schon anders: Dank einer schicken Krümmung und schlanken Proportionen geht diese Uhr fast als interaktives Armband durch.
Neu bei der Gear 2 (und auch bei der Gear Neo, die nur etwas kleiner ist und über keine Kamera verfügt) ist die Integration eines dezenten Home-Buttons. Damit reagiert Samsung auf eine häufig vorgebrachte Kritik gegenüber der Galaxy Watch, wonach sich der Nutzer ohne rettenden zentralen Knopf problemlos in den Tiefen der Menüs verlieren kann. Und auch wenn der neue Knopf einen etwas knackigeren Druckpunkt haben könnte: Hilfreich ist er wirklich allemal.
Abgesehen vom etwas schwammigen Druckpunkt ist die Verarbeitung auf den ersten Blick aber über jeden Zweifel erhaben: Beide Smartwatches und insbesondere die Gear 2 machen einen wertigen Eindruck und fühlen sich angenehm an. Was uns bei den ausgestellten Geräten aber auffiel: Sonderlich lang waren die Armbänder nicht, sodass wir uns die Uhren trotz schlanker Arme nur mit Mühe und Not umlegen konnten.
Verändert wurde bei der Gear 2 auch die Platzierung der Kamera. Hier haben die Produktentwickler ebenfalls auf die Kritik reagiert und verlegen die Linse vom Armband in den Körper der Uhr, sodass sie nun oberhalb des Displays prangt. Von dort aus lassen sich mit der Zwei-Megapixel-Kamera kinderleicht in James-Bond-Manier Fotos in einer Auflösung von 1.920 ×1.080 Bildpunkten und Videos in 720p-Auflösung aufnehmen. Allzu viel sollte von den Werken jedoch nicht erwartet werden: Schon auf dem kleinen Display der Gear 2 wirkten die Fotos eher wie Schnappschüsse.
Auf der insgesamt übersichtlichen und intuitiven Oberfläche hat sich trotz des Wechsels beim Betriebssystems von Android auf Tizen kaum etwas verändert. Es muss schon sehr genau hingeschaut werden, um Unterschiede zu erkennen – im (noch) engen Rahmen der Wearables ist die Software nach wie vor längst nicht so entscheidend, wie in anderen Bereichen.
Die Darstellung ist dank hochkarätiger AMOLED-Displays sowohl auf der Gear 2 als auch auf der Gear Fit hervorragend. Auffällig war allerdings, dass die Navigation auf beiden Geräten nicht zu hundert Prozent ruckelfrei erfolgte: Gerade App-Starts zwangen immer wieder zu kurzen Denkpausen, was bei der mit 512 Megabyte Arbeitsspeicher und einer Zwei-Kern-CPU (bis zu einem Gigahertz Taktrate) ausgestatteten Gear 2 durchaus verwundert.
Können wir uns schließlich vor diesem Hintergrund vorstellen, die neuen smarten Uhren von Samsung zu tragen? Eigentlich schon, zumal die Geräte nicht nur mit dem Galaxy S5, sondern auch mit älteren Samsung Smartphones funktionieren sollen. Gefallen hat uns dabei besonders das dezente Design der kleineren Gear Fit – das gekrümmte AMOLED-Display erkauft man sich allerdings mit einigen Abstrichen bei der Funktion.
So richtig überzeugt sind wir aber nicht. Grundsätzlich scheint der konkrete Nutzen der Uhren weiterhin recht übersichtlich zu sein. Ja, man kann die „ich vermesse mich selbst“-Logik unserer Zeit mit den Smartwatches vorantreiben, ohne das Smartphone beim Joggen mitführen zu müssen. Und ja, insbesondere die Gear 2 hält auf kleinem Raum einige Informationen bereit und ermöglicht Spielereien wie die Nutzung als Fernsteuerung. Trotzdem: So richtig vom Hocker hauen uns Samsungs Smartwatches auch im Jahr 2014 noch nicht.