Neue Daten-Pannenserien besorgen Briten
Gleich mehrere neue Meldungen schockieren britische Staatsbürger: Neben dem Verlust eines Datenträgers, der Aufschluss über tausende Justizbeamte in dem Königreich gibt, fehle auch ein Stick, der Informationen über sämtliche Strafgefangene bereithält und sogar mit Geheimdienstdaten gefüttert wurde. Auch im Gesundheitssystem gibt es Probleme.
Der jüngste Fall einer Datenpanne betraf etwa 5000 Mitarbeiter des Strafgefangenen- und Entlassungs-Dienstes „National Offender Management Service“ (NOMS). Eine Festplatte mit persönlichen Daten zu den Justizbeamten sei bereits im Sommer des vergangenen Jahres verloren gegangen, wie es heißt, wurde jedoch erst kürzlich von der zuständigen Behörde an das Justizministerium weitergeleitet. Die Datensätze enthielten Informationen zu dem Namen, dem Geburtsdatum sowie der Versicherungsnummer der Justizmitarbeiter. Durch diese Datenpanne könnte es notwendig werden, die entsprechenden Personen an eine neue Arbeitsstelle zu versetzen oder gar umziehen zu lassen, um die Sicherheit der Gefängnisse nicht zu gefährden.
Erst vor wenigen Wochen kündigte das britische Innenministerium mit, dass ein Speicherstick verloren gegangen sei, der detaillierte Angaben zu sämtlichen Häftlingen der Insel beinhaltet. Demnach würden Standarddatensätze zu über 84.000 Häftlingen aus dem Polizeicomputersystem Großbritanniens auf dem Medium unverschlüsselt vorliegen sowie etwa 33.000 erweiterte Datensätze mit detaillierteren Informationen zu Schwerverbrechern. Auch kriminalpolizeiliche und geheimdienstliche Informationen befänden sich auf diesem Stick.
Neben den vermissten Datenträgern finden sich aber immer wieder auch Speichermedien bei Ebay wieder, deren Datensätze zwar vertraulich sind, sich aber wieder herstellen lassen. Etwa zeitgleich zur Versteigerung eines PCs, der die Bankdaten von Millionen britischen Bürgern enthielt, wurde auch eine Festplatte versteigert, deren Daten zwar gelöscht waren, die sich aber wieder herstellen ließen. Der Käufer der HDD gelang so an die persönlichen Daten von Bürgern der Gemeinde Charnwood, darunter interne Dokumente der Gemeindeverwaltung, Steuerbescheide sowie Kontodaten der Bürger.
Trotz der zahlreichen Datenpannen scheinen Teile der Bevölkerung noch nicht sensibilisiert worden zu sein. So führten Sven Putnis und Andrew Bircher, ein Assistenzarzt und ein Biomedizin-Student, in einem Ausbildungskrankenhaus in London eine Untersuchung durch, die den Datenschutz betraf. Demnach trügen von den 105 befragten Ärzten 92 ein mobiles Gerät zur Datenspeicherung bei sich. Auf 79 dieser Speichermedien seien vertrauliche Patientendaten gespeichert gewesen, nur fünf der Sticks oder Festplatten verfügten jedoch über einen Passwortschutz. Die Ärzte hebelten damit selbst einen Schutzmechanismus aus, da die Patientendaten in der Datenbank des National Health Service nur mit einer Identifizierungskarte und einer PIN abgefragt werden können. Da die Untersuchungsergebnisse nebst Patientendaten aber ungeschützt kopiert wurden und jederzeit vom Arzt mitgetragen würden, bestehe ein besonders hohes Risiko des Datenverlustes.
Obwohl Putnis und Bircher bei ihrer Untersuchung nur ein Krankenhaus in London betrachteten, sehen sie keinen Grund, weshalb dieses Ergebnis nicht auch in anderen Krankenhäusern feststellbar sei. Das britische Gesundheitsministerium zeigte sich nach dem Bericht besorgt und bat um Details zur Untersuchung.