Launch-Politik: Nachteile für seriöse Webseiten?

Jan-Frederik Timm
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Ein gemeinsames Statement von PC Games Hardware und ComputerBase: Der Launch der jüngsten Grafikkarten-Generation von AMD, der ATi Radeon HD 4890, wirft nach der Vorstellung der Radeon HD 4850 erneut die Frage auf, ob seriöse Webseiten nicht generell benachteiligt werden.

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Am 2. April soll AMD Gerüchten zufolge die ATi Radeon HD 4890 vorstellen. Warum Gerüchten zufolge? Sollten es Webseiten wie PCgameshardware.de oder ComputerBase nicht genau wissen? Doch, natürlich wissen wir ganz genau, wann die Karte vorgestellt wird. Und Testmuster haben wir auch schon. Da wir aber ein so genanntes NDA, ein Non Disclosure Agreement (eine Art Stillschweigeabkommen), mit AMD abgeschlossen haben, dürfen wir vor einem Launch keinerlei Informationen auf unseren Seiten veröffentlichen, die nach einer offiziellen Aussage aussehen.

Nun hat es AMD bei der Radeon HD 4890 wie schon bei der Radeon HD 4850 geschafft, dass der Launch keiner der berüchtigten „paper launches“ wird, sondern ein „hard launch“. Die Ware ist also verfügbar. Leider aber zu früh, denn während PCgameshardware.de und ComputerBase noch an ihren Tests arbeiten, haben diverse internationale Seiten bereits umfangreiche Tests online. Einige, weil sie sich nicht an das NDA halten, andere auf Basis käuflich erwerbbarer Karten – denn auch diverse Händler bieten die Radeon HD 4890 schon im Vorfeld an.

Das bringt unter anderem PCgameshardware.de und ComputerBase in eine Zwickmühle. Das Thema ganz totschweigen? Keine Lösung, denn dann müssen sich unsere Leser mühsam die Infos im Internet zusammenklauben. Das NDA brechen? Auch keine Lösung, denn schließlich will man ja fairer und verlässlicher Partner von AMD, Intel und Nvidia bleiben und die Leser weiterhin mit Infos aus erster Hand versorgen. Bleibt also nur eine Art Zwischenweg? Bis zum offiziellen Launch die Vorab-Tests im Internet zusammenfassen und so tun, als wüsste man nicht ganz genau, was stimmt und was nicht stimmt?

Oder sollen wir in Zukunft jegliches NDA ablehnen und zu jeder Produktvorstellung auf eigene Faust versuchen, Karten vorab im Handel zu ergattern? Dann ist am Ende der Hersteller selbst der Verlierer. Denn wenn es erst so weit gekommen ist, hat er keinerlei Möglichkeit mehr, Redaktionen wie die von ComputerBase oder PC Games Hardware mit seinen Informationen zum Produkt zu versorgen. Geschrieben wird, was die stille Post bringt. Weltweit.

Daher die Forderung an AMD, Intel, Nvidia und Co.: Sorgt dafür, dass NDAs, die ihr jahrelang engen und vor allem vertrauensvollen Partnern auferlegt habt, auch eingehalten werden. Die negativen Konsequenzen, die das Chaos, das dieser Tage um die Vorstellung neuer Grafikkarten herrscht, schon heute nach sich zieht, werden kurz-, mittel- und langfristig ansonsten nur noch weitere Kreise ziehen. Qualitativ hochwertiger Journalismus sieht anders aus. Und den wollen wir unseren Lesern auch morgen noch bieten.

Die Redaktionen von

PC Games Hardware und ComputerBase