Drogen- und Suchtbericht blickt auf das Internet
Im aktuellen Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung (PDF) wird auch dem Thema der Internetsucht ein Kapitel gewidmet. Die Relevanz der Thematik habe im vergangenen Jahr zugenommen, so der Bericht, eine fundierte wissenschaftliche Grundlage gebe es bisher allerdings nicht.
Der Drogenbericht fängt die wachsende Sorge darüber ein, dass in verschiedenen Studien zwischen drei und sieben Prozent der Internetnutzer als onlinesüchtig identifiziert werden und ebenso viele von einer solchen Sucht stark gefährdet seien. Die Abhängigkeit zeichne sich besonders durch exzessiven Konsum von Online-Spielen oder die übermäßige Teilnahme an Chats aus. Auch pornografische Inhalte würden mitunter in übermäßiger Weise Bestandteil des Lebens der Internetnutzer sein. In Extremfällen verbrächten Internetsüchtige nahezu ihre gesamte Zeit – zehn bis 18 Stunden am Tag – vor dem PC und würden damit ihre Umwelt und sozialen Kontakte vernachlässigen. „Aus gesundheitspolitischer Sicht hat die suchtartige Nutzung des Internets an Gewicht gewonnen: Vor allem männliche Jugendliche und junge Erwachsene zeigen häufiger ein sich verlierendes, entgleitendes und in Extremfällen psychopathologisch auffälliges Onlinenutzungsverhalten insbesondere in Bezug auf Onlinespielwelten“, so Sabine Bätzing, Drogen- und Suchtbeauftrage der Bundesregierung in dem Bericht.
In dem Bericht wird aber auch erwähnt, dass das Phänomen der Onlinesucht noch nicht ausreichend erforscht sei und es daher keine umfassenden Statistiken zur Häufigkeit in der Bevölkerung gebe. Zudem sei die Internetsucht international – und auch in Deutschland selbst – noch nicht als Krankheitsbild anerkannt, womit es schwer ist, Betroffene behandeln zu lassen. Zur Aufarbeitung zumindest des wissenschaftlichen Defizits hat das Bundesministerium für Gesundheit die Studie „Beratungs- und Behandlungsangebote zum pathologischen Internetgebrauch in Deutschland“ in Auftrag gegeben. Des Gesamtergebnis der Untersuchung wird 2010 feststehen. Bis dahin bleiben Modellprojekte wie in Mainz, wo die „Ambulanz für Spielsucht“ an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität eine Therapie für Betroffene anbietet und wissenschaftliche Erforschung der Computerspielsucht betreibt, wohl Einzelfälle.