Desinfektion mit Plasma-Gas?
Forschung rund um den Einsatz von Plasma wird bereits seit einigen Jahren betrieben. So haben sich in der letzten Dekade weltweit etwa 50 Forschungsteams gegründet, welche, mehr oder weniger auf direktem Wege, den medizinischen Einsatz von Plasma untersuchen.
Nun wurde unter anderem auch ein Einsatzgebiet als Alternative zur herkömmlichen Seife beziehungsweise Desinfektion erarbeitet, dessen Sachverhalt sich folgendermaßen darstellt. Besonders in Krankenhäusern ist das Pflege- sowie medizinische Personal dazu gezwungen, sich täglich unzählige Male die Hände zu waschen. Neben der Tatsache, dass dieser Prozess stets etwa eine Minute und mehr in Anspruch nimmt, stellt dies zusätzlich eine hohe Belastung für die Haut dar.
Mit einer neuen Methode soll es nun möglich sein, diese zeitraubende und penibel durchzuführende Tätigkeit von etwa einer Minute auf rund vier Sekunden zu reduzieren. Außerdem sollen dabei auch schwierig zu erreichende Bereiche, wie beispielsweise jene unter den Fingernägeln, zuverlässig gereinigt und desinfiziert werden. Dazu wird die Hand in eine kleine Box eingeführt, in der Plasma-Gas, wie es bereits aus flachen TV-Geräten bekannt ist, auf die Haut strömt und diese von Bakterien, Viren und Pilzen befreit. Diese Technologie wurde in verschiedenen Laboren entwickelt und findet unter anderen bereits im deutschen Max-Planck-Institut eine Anwendung. Der dort zuständige Dr. Gregor Morfill erläuterte in einem Gespräch mit der New York Times, dass dieses Prinzip erfolgreich zur Desinfektion bei Fußpilz eingesetzt werde und man dafür nicht einmal seine Socken auszuziehen brauche. Zwar erhöhe sich die ursprüngliche Dauer durch die Socken von vier auf etwa 25 Sekunden, jedoch sei es generell möglich.
Im Prinzip ist ein medizinischer Einsatz von Plasma keine Neuheit. So kommt es bereits seit einiger Zeit zur Bekämpfung von Mikroorganismen bei Operationsutensilien zur Anwendung. Der Einsatz auf menschlicher Haut ist jedoch in dieser Form neu. Dabei wird die desinfizierende Wirkung durch Ionisation der chemischen Bestandteile von Luft erreicht. Durch die Ionisation von Sauerstoff sowie Stickstoff und mit der Hilfe von Wasserdampf wird so Stickoxid und Wasserstoffperoxid in Form von kleinen Partikel erzeugt, welche effektiv gegen Bakterien, Viren und Pilze sind. Aktuell befindet sich der Hand-Desinfizierer noch in der Prototypenphase, wird allerdings voraussichtlich sowohl mobil und per Batterie betrieben, als auch fest an der Wand installiert zu erhalten sein. Diese Konstruktion soll nach ersten Berechnungen für unter 100 US-Dollar produziert werden können.
Auch weitere Einsatzgebiete sind vorstellbar. So wird aktuell daran geforscht diese Technologie in Klimaanlagen beziehungsweise Lüftungsschächte einzubauen, um auf diese Weise die Ansteckungsgefahr zwischen verschiedenen Zimmern in einem Krankenhaus zu verringern. Außerdem untersucht eine Gruppe von Forschern in den Niederlanden aktuell den Einsatz zur schnelleren und desinfizierten Wundheilung.