Mobile World Congress: Unser Fazit
Nach gefühlten 5.000 vorgestellten Smartphones und mehreren Dutzend Tablet-PCs ist es kaum möglich, unseren Besuch auf dem Mobile World Congress in Barcelona im Detail Revue passieren zu lassen. Stattdessen werfen unsere beiden Redakteure einen persönlichen Blick zurück auf die wichtigsten Trends und „Verrücktheiten“ der Messe.
Fazit von Patrick Bellmer
Bei den Tablets gibt es momentan zwei starke Trends: Content und Formfaktor. Nahezu jeder Hersteller will sich mit Streaming-, Cloud- oder sonstigen Diensten von der Konkurrenz abheben. Ob nun HTC mit „Watch“ oder Samsung mit seinem „Reader Hub“, es zählen nur noch die Anzahl der verfügbaren Bücher und Musiktitel. Ob der User das wirklich so will, lassen wir an dieser Stelle einfach mal im Raume stehen. Klar ist aber, dass es keine offensichtlichen Bestrebungen gibt, Android „als Ganzes“ als alternatives Ökosystem gegenüber iOS/iTunes zu platzieren. Stattdessen will hier jeder der großen Anbieter seine eigene kleine Welt kreiren.
Bei den Tablets lässt sich insbesondere der Trend zum „Kampf“ der Formfaktoren erkennen. Neben 4:3, 16:10 und 16:9 und verschiedenen Displaygrößen gibt es kaum noch nennenswerte Unterschiede bei der verbauten Technik.
Von eher witzig bis maßlos übertrieben reicht ein anderer Trend: der Slogan. Heißt es bei Samsung „More with less“, bläst LG zum „True Tablet War“. Wer jetzt auf die Idee kommt, das „Optimus 3D“ hat seinen Namen von der Dreidimensionalität, der täuscht sich, laut LG geht der Name auf „Dual Core, Dual Channel, Dual Memory“ zurück. Ob das wirklich kreativ ist, mag jeder für sich beurteilen. Es gibt aber auch so etwas wie den typischen MWC-2011-Satz, den wirklich jeder Hersteller verwendet hat: „Die Software ist noch nicht final!“.
Auch zum Veranstaltungsort sollten ein paar Worte verloren werden. Selbst als „MWC-Frischling“ merkt man schnell, warum für 2013 ein neuer Austragungsort gesucht wird: Es ist einfach zu eng und die Infrastruktur ist in puncto Technik und Verkehr nicht ausreichend. Wer auf die Idee kam, während der Mittagszeit im Pressezentrum per WLAN im Zeitalter von WLAN „n“ schnell ein paar Meldungen zu schreiben oder Bilder und Videos gen Deutschland zu schicken, fühlte sich in die „gute, alte Analog-Modem-Zeit“ zurückversetzt.
Mein persönliches Fazit: Die Hersteller scheinen die Wünsche der Konsumenten mittlerweile komplett aus den Augen verloren zu haben, die Devise lautet hier „schneller, größer, teurer“. Wirklich innovative Geräte gibt es kaum, hier und da heben sich einige Gerät wie das „Optimus 3D“ von LG positiv ab.
Fazit von Sasan Abdi
Der Mobile World Congress lieferte auch in diesem Jahr wieder für viele Hersteller aus der Smartphone- und Kommunikationsbranche einen prominenten Rahmen zur Präsentation von neuen Strategien und Produkten. In dieser Hinsicht wurde der Kongress somit durchaus abermals einer seiner Kernkompetenzen gerecht. Betrachtet man aber überblicksartig die Ankündigungen der großen Hersteller, so muss festgestellt werden: Die richtig großen Highlights sind eher rar.
Zur Gruppe jener herausragenden Ankündigungen ist sicherlich das interessante Galaxy S II von Samsung sowie HTCs Einstieg in das Tablet-Segment (Stichwort: Flyer) zu zählen. Doch um es mit dem klassischen MWC-Slang zu benennen: Wirklich „ground-breaking" waren aus meiner Sicht überraschenderweise ausgerechnet und vor allem die Ankündigungen „Optimus 3D“ aus dem Hause LG. „Überraschend“ und „ausgerechnet“ deswegen, weil LG in der Vergangenheit in puncto Trends häufig eher zur „Nachahmer"- denn zur „Setzer"-Fraktion zu zählen war.
Damit ist jetzt Schluss – zumindest vorerst. Denn während man sich um die Potenz des Optimus Pad durchaus streiten kann, weist das Optimus 3D im ebenso stark wachsenden wie umkämpften Smartphone-Segment vor dem Hintergrund eines großen Einerlei eine nennenswerte Einzigartigkeit aus: Die mutige Integration von autostereoskopischem 3D.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Dieses Feature kann durch die gegenwärtige Einzigartigkeit auf dem Markt einerseits der Schlüssel zum Erfolg, genauso gut aber auch die Ursache für ein kolossales Scheitern sein. Hier ist also noch längst nichts ausgemacht. Doch während andere Hersteller mit ihren Ankündigungen auffällig blass blieben, findet sich im Optimus 3D doch zumindest ein Gerät, das gegenwärtig und auch zukünftig zum Marktstart viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird.
Alle Meldungen der letzten Tage vom Mobile World Congress finden sich auf unsere Übersichtseite zur Messe.