Gerüchteküche brodelt dank Windows Mobile 7
Nur wenige Wochen vor dem Mobile World Congress in Barcelona dringen in recht bedeutendem Umfang neue Gerüchte zu Windows Mobile 7 an die Öffentlichkeit. Besonders hervorhebenswert ist dabei, dass Microsoft wohl zwei Versionen des Betriebssystems plant, was direkt auch die jüngste Verunsicherung über den Release-Termin klärt.
Auf dem nächsten Mobile World Congress (MWC), der in Barcelona ab dem 15. Februar starten soll, wird auch von Microsoft Neues erwartet. Die Redmonder sollen in diesem Zeitraum – so die bisherigen Mutmaßungen – Informationen zum nächsten mobilen Betriebssystem, Windows Mobile 7, bereitstellen. Kurze Zeit später dann sollen erste Updates für alte Smartphones sowie neue Geräte erscheinen. Dieser Zeitplan wurde allerdings erst kürzlich gehörig durcheinander gewürfelt, als der oft gut informierte Branchendienst DigiTimes vermeldete, Microsoft wolle im Frühling bestenfalls eine weitere Version von Windows Mobile 6 veröffentlichen. Folglich würde die siebte Version des mobilen Betriebssystems erst im nächsten Jahr erscheinen, also fast zwei Jahre nach dem ursprünglich geplanten Marktstart.
Wie die Kollegen von WMExperts nun allerdings berichten, soll der Zeitplan völlig anders aussehen und doch dem entsprechen, was letzte Woche vermeldet wurde. Microsoft plane nämlich nicht eine, sondern zwei Versionen von Windows Mobile 7. Dieses heiße zudem auch nicht „Windows Mobile“, sondern schlicht „Seven“. Von diesem Betriebssystem soll es eine Business-Edition sowie eine Media-Edition geben. Beide seien in ihrer Entwicklung allerdings nicht vergleichbar weit fortgeschritten. So soll die Business-Edition bereits auf dem MWC präsentiert werden können; die Media-Edition könnte sich allerdings auf das Jahresende, wenn nicht sogar das nächste Jahr verschieben.
Doch was genau unterscheidet die Versionen? Gerüchten zufolge handele es sich bei der Business-Edition am ehesten um das, was man bisher von Windows Mobile kannte. Das Betriebssystem soll relativ ressourcenschonend aufgebaut sein und nur grundlegende Funktionen erfüllen können. Es bestehe aber die Möglichkeit, eigene grafische Oberflächen (GUI) einzubinden, weshalb diese Edition auch verstärkt von Herstellern wie HTC genutzt werden dürfte. Die Tatsache allerdings, dass eigene GUIs mit Windows Mobile 7 möglich sein sollen, widerspricht früheren Meldungen, wonach dieses eben gerade nicht der Fall ist.
Möglicherweise soll allerdings auch nur die Media-Edition optisch unangetastet bleiben. Bei dieser handelt es sich nämlich um Microsofts angeblich stark an den Zune-Player angelehnten Oberfläche, die deutlich mehr als Entertainment-System erkennbar sein soll. Gut möglich, dass hiermit auch die bereits vor einem halben Jahr aufkommenden Gerüchte zum „Project Pink“ konkretere Formen annehmen. Damals spekulierte man über ein Microsoft-Smartphone, das zwar auf Windows Mobile 7 setzen, sich aber doch von den anderen Geräten mit diesem Betriebssystem absetzen soll. Bei zwei zumindest optisch sehr verschiedenen Versionen von Microsofts mobilen Betriebssystem wäre dies wohl ohne weiteres möglich. In jedem Fall soll Windows Mobile 7 in der Media-Edition fähig sein HD-Videos wiederzugeben. Darüber hinaus sollen spezielle Zugänge zu Twitter und Facebook geschaffen werden (ähnlich den bereits heute bekannten Applikationen auf dem iPhone oder HTCs GUI), ein Media-Player ähnlich dem des Zune-Players geboten sowie ein Xbox-Live-Zugang ermöglicht werden.
Ebenfalls Teil von Windows Mobile 7 soll ein verbessertes A-GPS-System sein, das eine deutlich geringere Kaltstartzeit besitzt. Mit der neuen Plattform „Orion“ soll die Positionsbestimmung des Smartphones innerhalb von maximal einer Sekunde auf 300 Meter genau erfolgen. Im Zuge der weiteren Positionsbestimmung seien Genauigkeiten von 10 Metern erreichbar. Die Positionsdaten sollen allen Drittapplikationen bereitgestellt werden.
Apropos Applikationen: Windows Mobile 7 soll nicht abwärtskompatibel sein, womit quasi die gesamte bisher verfügbare Software überflüssig wird. Auf Seiten der Hardware sollen einige der bereits verfügbaren Modelle hingegen auch Windows-Mobile-7-kompatibel sein und im Laufe dieses Jahres ein Update erhalten. Hierzu gehört gerüchteweise etwa HTCs HD2. Zukünftige Windows-Mobile-Smartphones werden in puncto Hardware gewisse Mindestvorgaben seitens Microsoft erfüllen müssen. Dies schließt etwa die Prozessorgeschwindigkeit, die Bildschirmauflösung und den RAM mit ein. Während zu ersterem und letzterem keine konkreten Meldungen vorliegen, soll die Displayauflösung Gerüchten nach mindestens 800 x 480 Pixel betragen. Das ist deutlich mehr als ein durchschittliches Smartphone mit Windows Mobile 6.x heute bietet, allerdings auch nicht unüblich.
Erste native Smartphones für Windows Mobile 7 sollen von LG und HTC zu erwarten sein. Während LG dabei unbestätigten Meldungen zufolge einen echten Dampfhammer in der Hinterhand hält, erscheint HTCs „Obsession“ genanntes Modell immerhin realistisch. Zu dessen Eckdaten gehören ein 1 GHz schneller Snapdragon-Prozessor von Qualcomm, 512 MByte RAM sowie ROM, ein 3,7" großer kapazitiver AMOLED-Touchscreen sowie eine 5-Megapixel-Kamera mit Blitz. LGs Pendant, das „Apollo“, soll hingegen auf einen 1,3 GHz schnellen Qualcomm-Prozessor, jeweils 1 GByte ROM und RAM sowie einen 3,8"-AMOLED-Touchscreen setzen. Das Display soll dabei satte 1.280 x 720 Pixel auflösen, mehr, als das auf der CES präsentierte und deutlich größere LG GW990. Als Zusatz soll es eine 10-Megapixel-Kamera sowie so ziemlich alle Features moderner Smartphones geben. Beide Geräte sollen zum Ende des dritten Quartals 2010 erhältlich sein.
Doch was ist am Ende von derart vielen, kumulierten Gerüchte zu halten? Um einmal von hinten anzufangen, stellt sich vor allem beim LG-Smartphone die Frage, ob der Bildschirm – das Aushängeschild des Gerätes – überhaupt realistisch erscheint. Ein derart hochauflösendes AMOLED-Display findet sich derzeit in keinem bisher vorgestellten Gerät. Das allein schließt die Möglichkeit nicht aus, dass LG tatsächlich am Apollo arbeitet; es macht die Sache aber sehr unwahrscheinlich. Anders sieht das bei einigen anderen Gerüchten aus. So erklärt etwa das Vorhandensein mehrerer Versionen von Windows Mobile 7 die jüngsten Verwirrungen um den Marktstart und auch, was bereits vor einem halben Jahr in puncto Project Pink bekannt wurde. Gleichwohl passt dieses Vorhaben nicht recht zu Microsofts bisheriger Windows-Mobile-Strategie, die bestenfalls eine Unterscheidung in Geräte mit und ohne Touchscreen vornahm.
Etwas Erkenntnis in dieses Dunkel dürfte der anstehende Mobile World Congress bringen, auf dem man der Gerüchteküche zufolge also irgendetwas zwischen einem weiteren Windows-Mobile-6-Aufguss und einem brandneuen Windows Mobile 7 erwarten kann.