Auslieferung von „Sandy Bridge“-Boards gestoppt

Update 7 Volker Rißka
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Nach der Aufdeckung des Fehlers in der kompletten „Cougar Point“-Chipsatzserie haben die ersten Hersteller und Händler reagiert. Große Hersteller wie Gigabyte oder auch der Notebookfertiger Schenker, sowie beispielsweise die Händler Alternate, Mindfactory und Mix-Computer haben die Auslieferung gestoppt.

Nicht nur für die meisten Händler ist es schwierig, denn das Übel beginnt, nachdem es Intels Werk verlassen hat, ja direkt bei den Mainboard-Herstellern. Gigabyte sah sich deshalb bereits kurz nach dem Mittag zu einer Stellungnahme gezwungen:

Komplette Pressemitteilung von Gigabyte

Kurze Zeit später meldete sich auch ein erster Fertiger von Notebooks zu Wort, bei denen die Angelegenheit teilweise sehr trickreich wird. Denn wie bereits beschrieben, werden in vielen Notebooks maximal zwei Ports belegt. Sollten diese die richtigen SATA-Ports mit 6 GBit/s sein, die von dem Defekt nicht betroffen sind, können die Geräte weiter genutzt werden. Der geneigte Kunde kann sich auch weiterhin Notebooks liefern lassen, die dann ab April repariert werden könnten, so Schenker weiter.

Komplette Pressemitteilung von Schenker Notebooks

Von großen OEM-Fertigern sind die Statements bisher noch rar gesät. Dies liegt aber teilweise auch daran, dass erst sehr wenige Produkte mit „Sandy Bridge“ im Handel als komplette Systeme angeboten werden. Samsung hat sich in Korea zu dem Defekt geäußert, wonach es fünf Produktserien in Korea selbst und eine in den USA betrifft.

Hierzulande trifft der Defekt vor allem die Händler. Dabei sind die groß aufgestellten Onlineshops zwar hauptsächlich betroffen, die wirklichen Probleme haben jedoch die kleinen Läden an der Ecke. Denn während die Onlineshops wie Mindfactory, Alternate, Arlt, Mix-Computer und viele weitere mehr die Produkte aus dem Sortiment streichen und auf die entsprechenden Rückläufer bzw. Neuangebote warten, artet dies für den Laden um die Ecke zu einem kleinen Desaster aus.

Denn die Onlineshops sind in der Regel mit riesigen Produktpaletten sehr breit aufgestellt, während kleine Läden nicht nur dank Platzmangel ein mehr als begrenztes Angebot haben. Die kleinen Läden haben deshalb vielerorts nicht unberechtigt vorab ihre Hoffnungen auf „Sandy Bridge“ und die damit verbunden Verkäufe von kompletten PCs, Mainboards, CPUs, Speicher und allem was dazugehört gesetzt. Stattdessen werden sie sich wie alle anderen mit Rückläufern herumschlagen müssen und wohl nicht weniger schlimm, keine neuen Produkte bis zum Ende des ersten Quartals vorrätig haben.

Trotz der Anstrengungen einiger namhafter Shops im Internet (und auch um die Ecke daheim) sind aktuell jedoch noch viele Mainboards für „Sandy Bridge“ zu bekommen. Unser Preisvergleich zeigt beim meistgelisteten Modell, dem Asus P8P67, noch satte 68 Anbieter, gefolgt von drei Gigabyte GA-P67A mit jeweils noch 64/65 Anbietern. Bis die entsprechenden Maßnahmen, wie etwa die von Gigabyte, ihre komplette Wirkung entfalten, bedarf es noch einiger Tage.

Update

Wie bereits in unserem Forum berichtet wird, haben Alternate und Mindfactory als zwei der wohl bekanntesten Onlineshops entsprechende Hinweise auf ihren Seiten geschaltet. Diese zeigen, wie betroffene Kunden mit der Problematik bei bereits bestellten, eingegangenen oder auch schon bezahlten Produkten umgehen können.

Als weiterer Hersteller hat ASRock sich ebenfalls zu Wort gemeldet. Dieser bezeichnet zwar die SATA-Ports nach der offiziellen Namensgebung falsch, meint mit den SATA-3.0-Anschlüssen jedoch die fehlerfreien Anschlüsse, die mit 6 GBit/s arbeiten. Folglich sind die SATA-2.0-Ports jene, die mit 3 GBit/s zu Werke gehen und den Defekt aufweisen. ASRock empfiehlt bei dem weiteren Einsatz die Verwendung der weißen SATA-Ports mit 6 GBit/s, während die blauen Ports für 3 GBit/s unbelegt bleiben sollen. In den kommenden Tagen will sich der Hersteller weiter zu Wort melden, letztendlich wird es jedoch auch dort über den angebotenen Austausch der Händler abgewickelt werden.

ASRock-Statement
ASRock-Statement

Von MSI kommen ebenfalls erste Worte. Demnach habe man nicht nur die entsprechenden Mainboardserien gestoppt, auch die Auslieferung von Notebooks auf Basis des „Sandy Bridge“ werde eingefroren. Dies ist insofern richtig bitter, da MSI erst am Montag offiziell vier neue Notebooks der F-Serie vorgestellt hat. Da die meisten Notebooks aber noch nicht im Handel verfügbar sind bzw. waren, sind größtenteils Hauptplatinen für den Desktop-PC betroffen.

MSI-Statement

Parallel dazu hat MSI auch eine Webseite online gebracht, die eine Anleitung gibt, auf die alternativen SATA-Ports auf Basis des Marvell- oder JMicron-Controllers auszuweichen. So könne die Zeit bis zum Austausch der Platine weiterhin ohne den Einfluss des Defekts durch die Intel-SATA-Ports genutzt werden.

Update

Ebenfalls noch am gestrigen Tage hat auch Asus als weiteres Schwergewicht der Branche reagiert und über alle Produkte auf Basis des „Sandy Bridge“ ein Auslieferungsstop verhängt. Weiterhin hat man auf einer Webseite diverse Telefonnummern für nahezu alle Länder geschalten, die betroffene Kunden bei Fragen unterstützen sollen.

Asus-Pressemitteilung

Doch nicht nur die großen Hersteller stecken in der Klemme, auch kleine Firmen, wie die beiden deutschen Unternehmen HawkForce und MIFcom sind betroffen. Letzteres Unternehmen hat in Bezug auf unsere Berichterstattung ein entsprechendes Statement im eigenen Forum abgegeben, während sich HawkForce per Pressemitteilung geäußert hat.

Pressemitteilung von HawkForce

Unsere Leser sind ebenfalls weiterhin auf der Suche nach Statements. So wurde etwa vom Onlineshop Arlt ein entsprechender Hinweis abgegeben. Weitere dürften im Laufe des Tages folgen, denn hinter den Kulissen reagieren weitere Hersteller. So hat die Anzahl der Anbieter der erstplatzierten Boards im Preisvergleich seit gestern Abend von 68 auf nun maximal 54 abgenommen.

Update

Weitere Hersteller schließen sich dem Auslieferungsstopp an. NEC hat vier neu geplante Modelle vorerst eingefroren, berichtet Businessweek, Fujitsu und Lenovo untersuchen die gegebenen Umstände aktuell noch und werden sich später dazu äußern. Bei Samsung sollen insgesamt maximal 3.000 Einheiten betroffen sein, was zeigt, dass der OEM-Handel mit PCs und Notebooks auf Basis des „Sandy Bridge“ noch nicht richtig angelaufen war.

Auch Toshiba hat sich zu Wort gemeldet und insgesamt 32 verschiedene Modelle gestoppt und den direkten Austausch dieser veranlasst. Kunden können über den Ort, an dem sie das Produkt gekauft haben, entweder ein neues Modell in Empfang nehmen oder bekommen ihr Geld zurück.

Toshiba-Informationen zu betroffenen Modellen
Update

Nachdem es gestern an vielen Stellen noch etwas ratlos zuging, ziehen jetzt vermehrt die Onlineshops nach. Mindfactory hat beispielsweise das Statement ausgebaut und direkt in den sofort sichtbaren Bereich der Startseite geschoben. Auch Arlt äußert sich in einer zweiten offiziellen Meldung ausführlicher, die ebenso wie Alternates Mitteilung direkt im sichtbaren Bereich beim Betreten der Startseite zu finden ist. Angesteckt von dem vorbildlichen Verhalten werden auch die kleineren Shops. Statt 68 Anbietern für das begehrteste „Sandy Bridge“-Mainboard am gestrigen Nachmittag und 54 noch am heutigen Morgen, ist die Zahl jetzt auf 46 Anbieter gesunken.

Gigabyte hat sich inzwischen zu dem Austauschprogramm geäußert. Demnach wird man wohl erst spät im April mit diesem Programm beginnen können, da die Mainboards vorher erst in Asien gefertigt und dann nach Deutschland verschickt werden müssen. Vor Ende April ist mit einer größeren Tauschaktion deshalb nicht zu rechnen.

Update

Wie nun bekannt wird, soll es der Hersteller Asus in Erwägung ziehen, seine Mainboards mit „Cougar Point“-Chipsätzen weiterhin zu verkaufen. Angeblich seien schon entsprechende Mitteilungen an die Händler ergangen. Es wird vermutet, dass in der nächsten Zeit verkaufte Boards bei entsprechender Verfügbarkeit der überarbeiteten Chipsätze ausgetauscht werden. Gigabyte hat sich laut diesem Forenbeitrag ebenfalls zu einer Fortsetzung der Verkäufe entschieden. Die betroffenen LGA-1155-Platinen sollen mit einem Hinweis versehen weiter veräußert werden können, auch hier soll bei gegebener Verfügbarkeit der neueren Chipsatzrevisionen eine Umtauschmöglichkeit bestehen.

Update

Asus hat sich zu Wort gemeldet und die Gerüchte vom Morgen dementiert. Demnach werden alle Boards sofort vom Markt genommen. Die Kunden, die bereits eine Platine erworben haben, werden ihre neue Version im Frühjahr gegen das vom Defekt betroffene Board tauschen können. Die Liste der betroffenen Mainboards und Notebooks stellt die Webseite bereit. Dort gibt es auch, wie bereits oben erwähnt, Telefonnummern für eine Hotline, die bei Fragen weiterhilft.

Update

Mit Hewlett Packard und Dell haben auch die beiden größten Vertreter des Komplett-PC- und Notebooks-Geschäft reagiert. Beide werden die Auslieferung stoppen und die bereits verkauften Geräte gegen ein vergleichbares Gerät austauschen oder das Geld zurückerstatten. Zudem werden geplante Produktstarts erst einmal aufgeschoben. Der Fehler betrifft dank dem noch nicht wirklich groß angelaufenen OEM-Handel aber nur wenige Geräte. Bei HP sollen einige Konfigurationen an Desktop-PCs und Notebooks sowie ein Modell für den Business-Bereich betroffen sein, Dell vermeldet ebenfalls nur vier Modelle mit dem möglichen Defekt, gibt die Nachrichtenagentur Reuters abschließend bekannt.

Auch ECS Elitegroup hat sich zumindest in den USA schon einmal zu Wort gemeldet. Auch dieser Hersteller bietet natürlich einen Austausch an, alternativ bekommt der Kunde sein Geld wieder.

„All motherboard manufacturers are affected by this news, but we want to minimize our customers’ exposure to the error detailed by Intel. This is why we want to offer our faithful customers the opportunity to get a refund. Or, if they want to wait for the fix we can get them a brand-new motherboard delivered to them at no charge“ commented Ray Lin, Vice President of Motherboard and Graphics Card Business Unit of ECS USA.

Gigabyte hat zudem bereits ein kleines Tool programmiert, mit dem Kunden eines ihrer Boards auch direkt in Windows auf dem Bildschirm sehen, welche SATA-Ports in Verwendung sind. Es steht im Downloadbereich des Herstellers zur Verfügung.

Gigabyte 6 series SATA Check

Hierzulande beruhigt sich das Prozedere langsam ein wenig. Die großen Shops haben nahezu durchweg die Boards aus dem Sortiment genommen, mit Home of Hardware (HoH) hat ein weiterer bekannter Shop ebenfalls ein auf der Startseite direkt sichtbares Statement verfasst. Auch Hardwareversand hat ein solches Statement publiziert, verkauft die Platinen mit den Defekt behafteten Chipsätzen aber weiter. Und so verbleiben immer noch 40 Anbieter in der Preisliste für die begehrtesten Mainboards auf Basis des aktuell fehlerhaften „Cougar Point“-Chipsatzes.