OLPC-Gründer erhebt schwere Vorwürfe gegen Intel
Nachdem kürzlich bekannt gegeben wurde, dass Intel aus dem Board des „One Laptop Per Child“-Projektes (OLPC) austritt, hat sich nun der OLPC-Gründer Nicholas Negroponte zu den Vorgängen geäußert. Sein Fazit von der Mitgliedschaft Intels fällt erwartungsgemäß negativ aus.
So hätte der Chipgigant auch nach seinem Eintritt bei OLPC im Sommer letzten Jahres weiter versucht, den Erfolg des Projekts zu untergraben. Dies sei vornehmlich durch den Verkauf eines eigenen Produkts, des Classmate PCs, geschehen. „Sie (Intel, Anm. d. Red.) haben von vornherein gezielt versucht, unseren Märkten zu schaden. Nach dem wir Frieden geschlossen hatten, haben sie noch mehr Schaden verursacht“, kommentiert Negroponte den Intel-Ausstieg.
Ferner erklärte Negroponte, dass Intel nur auf Betreiben seines CEOs Paul Otellini überhaupt noch im Board von OLPC verweilte. Mit Blick auf die anhaltende Unterwanderung des Projekts sei noch im November 2007 geplant gewesen, Intel aus dem Board auszuschließen – eine Drohung, die Otellini mit dem Versprechen, die Entwicklung eines Intel-XO – die Intel basierte Version des OLPC – zu forcieren und seine Mitarbeiter an die Leine zu nehmen, laut Negroponte erfolgreiche hatte abmildern können.
Mit dem Austritt Intels gehen laut Negroponte auch Finanzausfälle einher. So hätte der Chipkonzern bei seinem Eintritt sechs Millionen US-Dollar hinzugeschossen und versprochen, insgesamt weitere zwölf Millionen US-Dollar folgen zu lassen. Von diesen fehlt nun aber noch die Hälfte – eine Zahlung, so wurde von beiden Seiten bestätigt, wird nicht mehr erfolgen. Dieser Umstand gefährdet laut Negroponte aber keinesfalls den Fortgang des Non-Profit-Projekts OLPC.
Bei Intel gab man sich in einer direkten Reaktion auf Negropontes Statement betont gelassen: „Wir werden nicht auf eventuelle Behauptungen von OLPC-Verantwortlichen eingehen. Leider haben die anhaltenden Uneinigkeiten den Classmate PC betreffend und die Forderung an uns, XO exklusiv zu unterstützen in diese missliche Lage geführt“, erklärte Intel-Sprecher Chuck Mulloy.
Dass an Negropontes Behauptungen etwas dran ist, zeigt der Kommentar von Oscar Becerra Tresierra, seines Zeichens Bildungsminister von Peru und verantwortlich für den jüngsten Großauftrag des Landes an OLPC. So wären kurz nach Bekanntwerden des Geschäfts Intel-Vertreter auf ihn zu gekommen und hätten behauptet, dass die Geräte und Akkus nicht funktionieren würden: „Ich fühle mich damit nicht sehr wohl. Es wäre schade, wenn das Projekt fehlschlagen würde, weil jemand falsche Gerüchte die Geräte betreffend streut“, so Tresierra. Auch diesen Umstand wollte Intel-Sprecher Mulloy nicht näher kommentieren.