HD DVD: Toshibas letzter Kampf
Die Mutter des HD-DVD-Standards, Toshiba, ist an die Wand gespielt worden: Pünktlich zur Consumer Electronics Show gab der Unterhaltungsriese Warner seinen exklusiven Wechsel zu Blu-ray bekannt und löste einen wahren Dominoeffekt aus. Jetzt versucht Toshiba alles, um den „Formatkrieg“ doch noch für sich zu entscheiden.
Der erste große Schritt zum Erreichen dieses Ziels wurde gestern öffentlich gemacht. So senkt der Elektronikkonzern die Preise für seine HD-DVD-Player in den USA drastisch. So schlägt das 1080i-fähige Einsteigermodell HD-A3 bereits seit dem Wochenende nur noch mit 149,99 US-Dollar zu Buche – je nach Anbieter finden sich für das Modell gar Preise von rund 130 US-Dollar. Der 1080p-fähige HD-A30 erfuhr bei US-Anbietern ebenfalls einen Preisrutsch und ist nunmehr für um die 180 US-Dollar erhältlich. Auch für die Königsklasse HD-EP35, die neben High Bitrate Audio auch HDMI 1.3 bietet, sind die Preise auf rund 300 US-Dollar gesunken.
Ziel ist den Verantwortlichen zufolge, nun noch mal die große Masse an potentiellen Käufern zu erreichen. Demnach seien günstige Preise der Kaufgrund für den Mainstream-Kunden, erläutert Yoshi Uchiyama von Toshibas Digital A/V Group den Schritt. Ob und wann die günstigeren Preise auch nach Europa kommen, ist unklar. Maßgeblich abhängig davon ist laut Medienberichten der Erfolg der Aktion in den USA.
Der zweite Schritt dieses Gegenschlags ist marketingtechnisch. So plant Toshiba den Start von großen Aufklärungskampagnen im TV, Print und Online, welche die Kundschaft darüber informieren sollen, dass einige HD-DVD-Player in der Lage sind, auch konventionelle DVDs auf HD-Niveau zu skalieren: „HD DVD ist die beste Methode um HD-Filme anzuschauen,“ so die für das Marketing der Digital A/V Group zuständige Jodi Sally. „Unsere neuen HD-DVD-Player können nicht nur die rund 800 HD-DVD-Titel, die weltweit verfügbar sind, abspielen [...] sondern skalieren das Niveau von DVD-Titeln verschiedenster Studios auf Beinahe-HD-Qualität.“
Ob dies die Wende zu bringen vermag, ist fraglich. Zum einen setzen die Verantwortlichen bei der geplanten Kampagne auf ein Feature, das eigentlich schon länger bekannt ist – selbstredend ohne allzu große Wirkung zu zeigen. Auf der anderen Seite gehen die Meinungen, inwieweit sich die DVD-Qualität tatsächlich dem HD-Bereich annähert, durchaus auseinander. Auch muss bedacht werden, dass das Blu-ray-Lager für sich ähnliche Umstände behauptet und damit den Effekt de facto reduzieren könnte. Und nicht zuletzt ist es so, dass die besagte Auf-Skalierung nur mit bestimmten Playern der erwähnten Königsklasse zu bewerkstelligen ist – eine Preislage, die sicher nicht vom Otto-Normal-Verbraucher ohne weiteres angesteuert werden dürfte.
Insofern bleibt abzuwarten, was die Kampagne samt Preissenkung tatsächlich noch zu bewirken vermag. Fest steht, dass es sich bei beiden Aktionen wohl um ein letztes, großes Aufbäumen handelt. Nicht zuletzt aus diesem Grund macht Toshiba die Einführung der genannten neuen Preise für andere Märkte davon abhängig, wie das Geschäft und der komplette Formatkrieg sich in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln. Es bleibt also zumindest vorerst spannend.