Neue Entwicklungen und Gerüchte zum Formatkrieg
Eine weitere Nacht in Deutschland bedeutet einen weiteren Tag in den USA – und neue Gerüchte und Entwicklungen rund um den Formatkrieg zwischen HD DVD und Blu-ray. Höchste Zeit, diese überblicksartig zusammen zu tragen.
Nachdem gestern bekannt wurde, dass erwartungsgemäß auch der US-Pay-TV-Sender HBO sowie das Film-Studio New Line ins Lager von Blu-ray wechseln werden und auch Microsoft mit ähnlichen Gedanken spielt, liegen nun alle Augen auf den zwei verbliebenen großen Studios, Universal und Paramount. Letzteres steht trotz eines Dementis weiterhin im Fadenkreuz der Vermutungen, ebenfalls die Lager wechseln zu können. Begründet liegt dies in dem Umstand, dass auch Paramount wie die anderen großen Studios über eine Ausstiegsklausel verfügt und vor dem Hintergrund des aktuellen Trends nun seine Strategie überdenken muss.
Ein Bericht in der Printversion der „L.A. Times“ behauptet nun unter Berufung auf konzerninterne Kreise, dass Paramount keinesfalls so bedingungslos zu HD DVD stehen würde, wie nach außen hin behauptet wird. Stattdessen prüfe man bereits die kommende Schritte und werde sich binnen der kommenden vier Wochen final entscheiden. Dann dürfte die besagte Ausstiegsklausel für die Verantwortlichen unter Umständen Gold wert sein.
Unterdessen sieht sich auch Universal einem zunehmend starken Entscheidungsdruck ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass einige US-Medien kürzlich zu bestätigen wussten, dass Universal den ersten Schritt weg von HD DVD getan hat: Statt wie zunächst angekündigt vornehmlich auf HD DVD zu veröffentlichen, plant Universal demnach nun auch Blu-ray zu berücksichtigen. Der Anfang vom Ende des Engagements?
Die HD-DVD-Mutter Toshiba scheint derweil händeringend nach Unterstützung zu suchen. So ist dem medialen Echo der Consumer Electronics Show zu entnehmen, dass der Elektronikkonzern fernab des Messelärms in konspirativen Gesprächsräumen die großen Einzelhändler der entscheidenden Märkte zu sich bat, um die weitere Unterstützung für den eigenen Standard auszuloten. Diese scheint weiterhin gegeben, was indes weniger in der generellen Bereitschaft der großen Unternehmen liegen dürfte, sondern vielmehr in der Angst vor einer Flut an Umtauschforderungen, nachdem das Weihnachtsgeschäft für HD DVD überragend gelaufen ist.
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass gerade in der Blogger-Welt eine nicht allzu abwegige Idee umhergeistert. So könnte die Blu-ray-Gruppe, sofern Toshiba die Niederlage offiziell eingestehen würde, verärgerten HD-DVD-Käufern im nachhinein Kompensationen wie beispielsweise Rabatte beim Kauf eines Blu-ray-Players anbieten. Dies, so die Überlegung, könnte ein für die Kunden und auch die betroffenen Einzelhändler überzeugendes Modell sein, um der industriellen Entscheidung im Formatkrieg auch eine öffentliche Entscheidung folgen zu lassen.
Auch wenn es sich auf der CES bisher nicht bestätigt hat, so halten sich auch die Gerüchte rund um ein Apple-Engagement in Sachen Blu-ray. So predigen einige US-Analysten seit Ende letzten Jahres und auch jetzt verstärkt, dass der Konzern noch im ersten Quartal 2008 entsprechende Laufwerke in einem Teil seiner Macs verbauen wird.
Da die Inhalte nun immer weiter von Fakten zu Gerüchten werden, sei abschließend auch noch die große Verschwörungstheorie rund um das gesamte Geschehen erwähnt. Demnach ist niemand geringeres als Microsoft-Gründer Bill Gates das Mastermind hinter dem Formatkrieg. So habe Gates gezielt darauf hingearbeitet, dass es zu einer solchen Lagerbildung kommt, um die Entwicklung eines einheitlichen Standards von vornherein möglichst weit in die Zukunft zu verschieben. Das erklärte Ziel dabei war es, Zeit zu gewinnen, um den Filmversand über die konzerneigene Plattform Xbox Live zu etablieren und damit jedwede Diskussion um einen physischen Standard ad absurdum zu treiben.
Ob Bill Gates wirklich so umtriebig geplant hat? Befürworter könnten in seinem letzten Statement zur Sache durchaus einen Beweis sehen.