Offizielle Details zu „Bobcat“ und „Bulldozer“ von AMD
Im Rahmen der „Hot Chips 22“ wird AMD in diesen Tagen etwas mehr zu „Bobcat“ und „Bulldozer“ sagen, eben jenen beiden neuen Architekturen, die AMD in den wichtigen Märkten Notebook und Server einsetzen wird. Vorab wurde die Presse im Rahmen einer Telefonkonferenz gebrieft.
Wie üblich fallen die genauen technischen Informationen bei solchen Telefonkonferenzen meist sehr marginal aus. Verschärft wird dies noch durch die Auflagen der „Hot Chips“-Konferenz, die sich damit einen gewissen, exklusiven Vorteil behalten will. Dies heißt im Umkehrschluss aber, dass vorab selbst die Hersteller bestimmte Dinge nicht preisgeben dürfen – diese werden laut AMD aber später nachgereicht. Deshalb dienen die Vorabinformationen (ohne wirkliche Neuerungen) dazu, einen groben Überblick zu bieten, was das Unternehmen gemacht hat. Dabei liegt der Fokus natürlich direkt auf „Bulldozer“, der ersten vollständigen Neuentwicklung eines Prozessors von AMD seit Jahren.
„Bulldozer“ steht für ein Modul, das im einfachsten Sinne einem Zwei-Kern-Prozessor entspricht – es würde sich im Betriebssystem auch als CPU mit zwei Kernen ausgeben. Es ist aber kein „echter“ Zwei-Kern-Prozessor, er spielt vielmehr eine Etage darunter, weshalb die Vermarktung der Modelle entsprechend spannend wird. Auf einer entsprechenden Skala zwischen 0 Prozent für einen Single-Core-Prozessor und 100 Prozent, die für ein reines Dual-Core-Modell (CMP – Core Multi Processing) stehen, würde das „Bulldozer“-Design nach bisherigen Schätzungen bei etwa 80 Prozent landen. Zum Vergleich: Ein Single-Core-Prozessor mit Hyper-Threading (oder auch SMT) landet bei etwa 25 Prozent.
Es ist letztendlich eine Kosten/Nutzen-Frage. Der reine Dual-Core-Prozessor leistet am meisten, kostet jedoch auch am meisten und verbraucht die meiste Energie. Die Zwischenschritte minimieren entsprechend die Ausgaben für den Hersteller, natürlich auch auf Kosten der Leistung. Es ist den Herstellern also daran gelegen, für minimale Kostenänderungen möglichst viel Performance heraus zu kitzeln. Bei Intels Hyper-Threading heißt es zum Beispiel, dass man mit lediglich fünf Prozent mehr Schaltungen diese 25 Prozent mehr Performance ermöglicht. AMD hat für „Bulldozer“ diesen Wert noch nicht publiziert. Er dürfte höher liegen, aber man kommt einem reinen Dual-Core-Design auch viel näher.
In dem besagten „Bulldozer“-Modul teilen sich zwei Integer-Kerne mit jeweiligem L1-Cache die entsprechenden Ausführungseinheiten, der L2-Cache steht beiden Kernen ebenfalls gemeinsam zur Verfügung. Der Speichercontroller, ein zusätzlicher schneller L3-Cache und die Anbindung an die Northbridge erfolgt außerhalb dieses Moduls, weshalb sich diese sehr leicht zusammensetzen lassen. Und so kann dieses Modul im Baukastenprinzip mit weiteren Modulen gekoppelt werden, der Bereich außerhalb des eigentlichen Moduls mit L3-Cache & Co. bleibt identisch. So baut AMD am Ende sehr leicht Prozessoren mit vier, sechs und acht Kernen und bringt diese in den Markt.
Die Verbesserungen von „Bulldozer“ gegenüber der aktuellen Architektur umfassen aber weit mehr. Performance-Gewinne wird die Plattform unter anderem über einen neuen Turbo-Modus bekommen, der dafür sorgen kann, dass in einem Modul ein Kern und die dann für ihn exklusiven Ausführungseinheiten deutlich höher takten. Zudem bietet AMD erstmals seit vielen Jahren nahezu die gleichen zusätzlichen Instruktionen wie Intel. Dies beginnt bei den SSE-Varianten 3, 4.1 und 4.2, die vor allem in Multimedia-Anwendungen deutlich punkten können, und hört in jedem Fall auf bei „AVX“, welches Intel ebenfalls erst mit den „Sandy Bridge“ im kommenden Jahr einführen wird.
Wichtig dabei bleibt auch der Punkt, dass man am Energiebedarf gearbeitet hat. Die bereits prognostizierten 50 Prozent zusätzlicher Performance mit 33 Prozent mehr Kernen werden unter anderem dank der neuen 32-nm-Fertigung bei gleichem Energiebedarf erreicht. Was „Bulldozer“ aber fernab der Aussagen des Herstellers wirklich beim zahlenden Kunden abliefert, soll sich in gut einem Jahr feststellen lassen – AMD selbst spricht diplomatisch wie immer in diesen Angelegenheiten lediglich vom Zwölf-Monatszeitraum im Jahr 2011.
Apropos „gleich“: AMD hat bestätigt, dass Bulldozer zum Teil auf alten Sockeln und dazu passenden Chipsätzen lauffähig sein wird. Allerdings wird man auch neue Chipsätze und Sockel bieten, mit denen die volle Leistung erreicht werden soll.
Während die ersten „Fusion“-APUs fü den Desktop auf Basis des „Llano“ noch auf einem von AMD bestätigten alten K8-Kern basieren, wird mit „Bulldozer“ der Grundstein in die AMD-Zukunft der kommenden Jahre gelegt – denn „Bulldozer“ wird später auch in in den „Fusion“-APUs, die nach ihrer ersten Ankündigung im Oktober 2006 endlich den Markt erreichen, zu finden sein.
Dass „Bobcat“ deutlich näher am Markt ist, zeigen die technischen Details, die AMD verraten hat. Laut letzten offiziellen Informationen soll der Produktionsstart im vierten Quartal bei TSMC anlaufen, so dass pünktlich zum neuen Jahr die ersten „Bobcat“-Notebooks im Handel stehen.
Der Fokus dabei liegt voll und ganz auf dem Energieverbrauch, wie AMD mehrmals betonte. Demnach wird ein Modell mit einer Leistungsaufnahme von unter einem Watt pro Kern angepeilt. Dies dürfte jedoch nur zu Marketingzwecken bei einem einzigen Modell so aufgebauscht werden, nahezu alle weiteren Modelle, die laut AMD kommen, werden mehr verbrauchen; aber dementsprechend auch mehr leisten. AMD selbst spricht im Durchschnitt von 90 Prozent der Performance eines aktuellen AMD-Mainstream-Notebooks – wobei diese Aussage einmal mehr nur bedingte Rückschlüsse zulässt. In jedem Fall wird das Prozedere für AMD deutlich kosteneffizienter, da der Chip viel kleiner als alle anderen Produkte aus dem Haus zuvor für dieses Segment ist.
Dafür muss der Chip aber keine Abstriche bei den zusätzlichen Instruktionen machen, auch die Virtualisierungsfunktion ist vorhanden.
Unter den guten Vorzeichen könnte „Bobcat“ wahrlich der „Atom“-Killer sein, den man bereits 2007 das erst Mal angekündigt hat. 90 Prozent der Leistung eines Mainstream-Notebooks auf AMD-Basis reichen um Längen, um einen „Atom“-Prozessor zu schlagen, nur der Rest muss auch stimmen. Sollten sich zudem die geringen Werte bei der Leistungsaufnahme bestätigen, steht dem Netbook- und Einsteiger-Notebook-Segment eine neue, sehr ernst zu nehmende Alternative zur Verfügung.