Intel gibt Details zu „Nehalem-EX“ bekannt

Update Simon Knappe
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Wie bereits vor wenigen Tagen angekündigt, hat Intel im Rahmen einer Telefonkonferenz sowie in mehreren vorab zur Verfügung gestellten Presse-Dokumenten weitere Details rund um ihre kommende Multi-CPU-Plattform „Nehalem-EX“ bekannt gegeben.

Nehalem-EX soll im Oberklasse-Server-Segment für x86-Systeme neue Maßstäbe setzen und insbesondere auch Kunden gewinnen, die bislang in diesem Bereich auf Systeme mit RISC-Architektur gesetzt haben. Mit Nehalem-EX löst Intel auch in diesem Segment die bekannte Plattform basierend auf einem Frontside-Bus und einem zentralen Chipsatz ab und setzt wie bei Nehalem-EP für Zwei-Wege-Server auf eine direkte Kommunikation der CPUs mittels der Quickpath-Technologie. Aufgrund der Tatsache, dass bei Nehalem-EX bis zu acht Systeme mit QPI verbunden werden können, besitzt jede CPU statt zwei sogar gleich vier der bis zu 6,4 GT/s schnellen Links. Mittels eines eigen entwickelten Chips erlaubt Intel den OEMs prinzipiell auch den Verbund von mehr als acht Nehalem-EX-CPUs. Zum Start sollen insgesamt acht OEM-Hersteller 15 verschiedene Systeme mit acht oder mehr CPUs präsentieren.

Plattform Nehalem-EX Caneland Nehalem-EP
CPU-Codename Beckton Tigerton / Dunnington Gainestown
CPUs Xeon 7500 Xeon 7300 / 7400 Xeon 5500
CPU-Kerne 8 4 / 6 4
Threads 16 4 / 6 8
Multi-CPU 8(+) CPU 4 CPU 2 CPU
Shared-Cache 24 MB 16 / 24 MB 8 MB
Speicher-Kanäle 4x FB-DIMM2 pro CPU 4 x FB-DIMM pro System 3 x RDDR3 pro CPU
QuickPath 4 Links - 2 Links
Sockel LGA-1567 PGA-604 LGA-1366
Chipsatz Boxboro Clarksboro Tylersburg

Wie schon bei den kleineren Nehalem-Plattformen wandert auch bei Nehalem-EX der Speichercontroller in die CPU. Während sich Intel bei der Zwei-Wege-Plattform Nehalem-EP (Xeon 5500) wieder von der erst vor rund drei Jahren eingeführten Fully-Buffered-DIMM-Technologie getrennt hat, bleibt jene bei Nehalem-EX erhalten und präsentiert sich in der Version 2.0 auch in einer aktualisierten Form. Pro CPU stehen bis zu vier Speicherkanäle zur Verfügung, welche mit je vier Modulen bestückt werden dürfen. Pro CPU können somit bis zu 16 DIMMs angesteuert werden. In einer Vier-Prozessor-Konfiguration lassen sich so bis zu 64 Speichermodule in einem System einsetzen. Bei Modulen mit 8 GB Kapazität liegt der Speicherausbau bereits bei 512 GByte – mit den noch nicht erhältlichen 16 GB Modulen wächst der Speicherausbau gar auf ein ganzes TeraByte an. Gegenüber der Vorgängerplattform „Caneland“ verfügt ein Nehalem-EX-Systeme laut Intel über eine bis zu neun Mal höhere Speicherbandbreite. Der 24 MB große Shared-Cache sorgt zudem dafür, dass nicht jede Anfrage im Hauptspeicher erfolgt. Letzterer ist auch zu einem großen Teil dafür verantwortlich, dass die Anzahl an Transistoren mit 2,3 Mrd. doch recht deutlich die Zwei-Milliarden-Grenze überwunden hat. Hergestellt wird die CPU weiterhin in Intels 45-nm High-k-Fertigungsprozess, der auch bei den „kleineren“ Ablegern in Form des Xeon 5500 und Core i7 zum Einsatz kommt.

Mit Nehalem-EX baut Intel zudem die RAS-Fähigkeiten ihrer High-End-x86-Plattform mit der Einführung von Machine-Check-Recovery (MCA) deutlich aus und nähert sich diesbezüglich deutlich der hauseigenen Itanium-Plattform an. MCA bietet eine Fehlererkennung im CPU, Speicher oder Ein-/Ausgabe-System und versucht Fehler im Zusammenspiel mit dem Betriebssystem automatisch zu korrigieren. Dies ist letzten Endes auch nicht ganz unwichtig, denn bei acht CPUs und/oder 64 Speichermodulen ist die Wahrscheinlichkeit eines Hardware-Defektes in einem System gegenüber einem Zwei-Wege-System mit maximal 12 oder 18 DIMMs ungleich höher.

Intel Nehalem-EX-Plattform

In puncto Leistung verspricht Intel mit Nehalem-EX gegenüber der Caneland-Plattform einen Zuwachs um den Faktor 2,5 bei Datenbank-Anwendungen (OLTP – OnLine Transaction Processing). Der reine Integer-Durchsatz konnte um den Faktor 1,7, der Gleitkomma-Durchsatz gar um den Faktor 2,2 gesteigert werden. Zwar müssen derartige Behauptungen erst in unabhängigen Messungen bestätigt werden, angesichts der deutlichen Aufwertung der Plattform in Richtung Multi-CPU und der abermals gesteigerten Leistungsdaten pro CPU scheinen diese Angaben durchaus realistisch. Trotz der neuen Informationen bleibt eine Frage noch ungeklärt: Wie sieht es mit der Taktfrequenz der neuen Acht-Kern-Prozessoren aus? Von offizieller Seite schweigt man sich hierzu weiter aus. Angesichts der Tatsache, dass Intel mit dem Xeon DP L5520 einen nativen Quadcore mit 2,26 GHz bei einer Thermal Design Power von 60 Watt im Portfolio hat, dürfte die Taktfrequenz einer Nehalem-EX-CPU aufgrund der doppelten Anzahl Kerne, dem 24 MB großen Shared-Cache samt Quad-Channel-FBD2-Controllers vermutlich in ähnlichen Regionen liegen, um die Thermal Design Power nicht deutlich jenseits der 130 Watt zu treiben. Interessant hierbei ist außerdem die Tatsache, dass Intel auch bei Nehalem-EX wie auch bei der Nehalem-EP-Plattform dem Prozessor eine Turbo-Boost-Funktion spendiert hat, die es der CPU erlaubt, je nach Workload ein oder mehrere CPU-Kerne unter Berücksichtigung der TDP automatisch zu übertakten.

Die Produktion von Nehalem-EX soll planmäßig in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres anlaufen. Erste Systeme sollen gegen Ende des vierten Quartals, vermutlich aber eher erst Anfang 2010 auf den Markt gelangen. Die direkte Konkurrenz in Form von AMD lauert bereits in naher Zukunft mit einem nativen Sechs-Kern-Prozessor „Istanbul“ und auch die erweiterte MCM-Version mit gleich zwölf Prozessorkernen konnte bereits im laufenden Betrieb abgelichtet werden. Der Kampf um die Krone im High-End-Segment für Server mit x86-Architektur könnte also durchaus spannend bleiben.

Update

Von Intel gibt es jetzt zusammen mit IBM ein Video, das 128 Threads der kommenden Nehalem-EX in Aktion zeigt.