Flickr entschärft Filter nach Protest
Nachdem der bekannte Fotodienst Flickr in der letzten Woche Filter für die bei der Yahoo-Tochter abgelegten Bilder einführte, wurde vielerorts Protest laut, der dem Webportal Zensur vorwarf. Im Vergleich mit vielen anderen Ländern blieben deutschen Nutzern nämlich tausende Bilder verwehrt.
So waren Flickr-Nutzer bereits seit Wochen angehalten, ihre Fotos in die Kategorien „unbedenklich“, „mittel“ und „eingeschränkt“ einzuordnen. Während die mittlere Stufe Bilder umfassen sollte, die „andere Personen als störend oder unangemessen empfinden“ könnten, zählen zu den eingeschränkten Fotos diejenigen, die der Nutzer weder seinen Kindern, seiner Großmutter oder Arbeitskollegen zeigen würde. Ein Nichteinstufung der Bilder oder eine fehlerhafte Kategorisierung führe laut Yahoo dazu, dass der gesamte Account als „mittel“ oder „eingeschränkt“ eingestuft werden würde und somit alle unter dem Login gespeicherten Bilder ebenfalls diesen Status erhielten. Die spezielle Brisanz nun, die das Katalogisieren der hochgeladenen Fotos für deutsche Nutzer hatte, ergibt sich aus schärferen Jugendschutzmaßnahmen, die Flickr beim Deutschlandableger des Foto-Portals vornahm. So war es Nutzern aus Deutschland, Singapur, Hongkong oder Korea nicht möglich, über die in Flickr integrierte Suche Bilder zu finden, die als „mittel“ oder „eingeschränkt“ eingestuft wurden. Das Betrachten von Fotos mit mittlerer Einstufung war zwar möglich, der Austausch von Fotos wurde dennoch erheblich eingeschränkt. Als „eingeschränkt“ markiertes Material war seit Einführung der Filtersysteme gänzlich unzugänglich.
Vor allem im Vergleich mit den Flickr-Versionen anderer Länder fühlten sich viele Deutsche zensiert. So ist es in der US-Version möglich, die Filter des Fotodienstes abzustellen und so Zugang zu allen Fotos zu erhalten. In Deutschland jedoch – wie auch den anderen, von Yahoo besonders behandelten Ländern – konnten die Filter nicht umgangen werden. Flickr verteidigte diesen Schritt und begründete ihn mit den besonders harten Jugendschutzbestimmungen hierzulande:
„Deutschland hat in Bezug auf Altersverifizierung eine strengere Gesetzgebung als die meisten Nachbarländer und damit einhergehend auch ein härteres Strafmaß. Aus diesem Grund können die Nutzer von Flickr in Deutschland derzeit nur die Inhalte sehen, die als 'sicher' eingestuft sind. Wir sind gerade aktiv dabei, verschiedene Ansätze und Lösungen zu prüfen, die die Nutzererfahrung verbessern, gleichzeitig jedoch die gesetzlichen Bestimmungen erfüllen.“
Yahoo Deutschland gegenüber Heise
Dass nun dem wachsenden Druck nachgegeben wird, ist wohl auch ein Resultat des Widerspruchs des Leiters von jugendschutz.net, der den Äußerungen Yahoos entgegentrat und die Filter des deutschen Flickr-Portals als über die gesetzlichen Verpflichtungen hinausgehend bezeichnete. Seit kurzem sind daher wieder alle Bilder der Kategorie „unbedenklich“ und „mittel“ für Nutzer mit deutscher ID sichtbar – auch über die Suche. Die als „eingeschränkt“ vorzeigbar eingestuften Bilder blieben dennoch bisher außen vor. Sie können auf Flickr nur privat verwendet und weder öffentlich gezeigt noch getauscht werden, heißt es. Yahoo arbeite aber an weiteren Möglichkeiten, auch erwachsenen Deutschen den Zugang zu allen Fotos zu ermöglichen. Man plane deshalb, „verschiedene technische Möglichkeiten und Ansätze zu prüfen, die unter anderem auch dahingehen, ob und wie wir innerhalb der hohen Anforderungen des deutschen Gesetzgebers das Alter von Nutzern verifizieren können.“