Regierung plant Konkurrenz zu Google Books
Das massenhafte Digitalisieren von Büchern durch Google ist in den letzten Jahren vielerorts auf Widerspruch gestoßen. Während Verlage sich um Einnahmen betrogen fühlten, mahnten andere zur Vorsicht vor einer Monopolisierung des Wissens. Die Bundesregierung hat nun die Einrichtung der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) gebilligt.
Die Entscheidung des Bundeskabinetts gab die Bundesregierung auf ihrer Webseite bekannt, nachdem die Ministerpräsidenten der Länder bereits im Oktober ihre Zustimmung gegeben hatten. Dabei betont man explizit, dass man die DDB als Alternative zu Google Books sieht und Autoren, Verlagen und andere (Urheber-)Rechtsinhabern mehr Kontrolle geben möchte, wobei fallbezogen ein angemessener Interessensausgleich zwischen Autoren, Verlagen, Verwertern und Nutzern gewährleistet werden soll.
Kulturelles Erbe und wissenschaftliche Informationen sollen in Deutschland und Europa digital erfasst und über das Internet für jedermann erreichbar werden, so die Regierung. Hierzulande soll dazu die DDB die Datenbanken von über 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland vernetzen und durch spezielle Suchwerkzeuge erschließen. Die DDB soll wiederum in die Europäische Digitale Bibliothek „Europeana“ integriert werden, die ein Verbund der nationalen digitalen Bibliotheken ist, zu denen auch die DDB gehört. Das Zugangsportal zur Europeana wurde am 20. November 2008 vom Präsidenten der Europäischen Kommission José Manuel Barroso freigeschaltet, nachdem der Rat der Europäischen Union die Einrichtung auf Vorschlag der EU-Kommission bereits 2006 beschlossen hatte.
Für den Aufbau der Infrastruktur der DDB (Zugangsportal, Wissensmanagement-Werkzeuge etc.) wurden aus dem Konjunkturprogramm II zunächst 5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Für den Betrieb der zentralen Infrastruktur und die Aufgaben des für den Betrieb verantwortlichen „Kompetenznetzwerks DDB“ – einem Verbund von Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen aus Bund, Ländern und Kommunen – sollen ab 2011 insgesamt 2,6 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stehen – je zur Hälfte von Bund und Ländern bereitgestellt. Für die Digitalisierung von Kulturgut und wissenschaftlicher Information, die bisher weitgehend über die Etats der Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen und die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert werden, sollen künftig auch private Geldgeber gewonnen werden.
Die technische Konzeption, Planung und Realisierung der DDB liegt bei der Fraunhofer-Gesellschaft (IAIS), die vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) dafür die erforderlichen Finanzmittel erhält. Alle wesentlichen Entscheidungen sollen unter enger Beteiligung der Fach-AG Bund-Länder-Kommunen (unter Vorsitz der Deutschen Nationalbibliothek) getroffen werden. Ihr gehören Vertreter aller Einrichtungen an, die künftig das „Kompetenznetzwerk DDB“ bilden, das für den Betrieb der DDB verantwortlich sein wird. Einstweilen wird Google hierzulande jedoch noch keine Konkurrenz haben: Die Aufnahme des Pilotbetriebs der DDB ist erst für Mitte 2011 geplant.