Google fordert mit „Maps Navigation“ die Konkurrenz
Mit der am 6. November bevorstehenden US-Markteinführung des Motorola-Smartphones „Droid“ erhält die mobile Version von Google Maps ein wichtiges Feature: Im Zusammenspiel mit dem neuen, freien Betriebssystem Android 2.0 soll es möglich sein, eine GPS-Routenführung à la Garmin oder TomTom zu erhalten.
Die Reaktion folgte auf dem Fuße: Die Aktien der beiden genannten Konkurrenten sanken im Verlauf des Mittwochs um rund 16 bzw. 22 Prozent – kein Wunder: Mit der Ankündigung im Google-Blog, nicht nur die von vielen Lösungen gewohnten Features wie 3D-Kartenansicht oder Sprachausgabe zu integrieren, sondern mit Satellitenbildern und Street View auch seine Trümpfe auszuspielen, hat der Suchmaschinen-Konzern für viel Nervosität bei den Anlegern gesorgt.
Im eingebetteten englischsprachigen Video ist unter anderem das Zusammenspiel von „Google Maps Navigation“ mit der umstrittenen Panorama-Straßenansicht ab 5:30 zu bestaunen. Die Möglichkeit, relevante Straßen und Orte vor dem Passieren oder der Ankunft realitätsnah auf dem eigenen Handy-Display betrachten zu können, kann man zum aktuellen Zeitpunkt wohl als kleine bis mittlere Revolution auf dem Navi-Markt ansehen.
Googles datenschutzrechtlich umstrittenes Street-View-Feature ist in Deutschland noch nicht verfügbar. Seit Juli 2008 durchqueren die wegen ihres 360°-Kamera-Aufbaus leicht zu erkennenden Google-Fahrzeuge allerdings auch ausgewählte Gebiete in Deutschland. Bis deutsche Smartphone-Besitzer, deren Geräte bereits mit Android 2.0 ausgestattet sind, ihr Ziel im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen haben, wird es also noch eine Weile dauern.
Das Unternehmen aus Mountain View stellt darüber hinaus die intuitive Bedienbarkeit seiner Software zur Schau: Neben der in der Video-Demonstration bemerkenswert leicht zu handhabenden Spracherkennung (2:40) ist die künstliche Intelligenz und Lernfähigkeit der Ortssuche besonders hervorzuheben (2:07). In dem vom Google-Entwickler vorgetragenen Beispiel behauptet dieser, dass selbst Ansagen wie „Finde das Museum, in dem gerade eine Ausstellung über König Tutanchamun stattfindet” zum gewünschten Ergebnis führen. Bis auf Weiteres stehen diese Dienste nur in englischer Sprache (und laut Unternehmens-Blog lokal begrenzt auf die USA) zur Verfügung. Ob später weitere Sprachen hinzukommen, wann mit einer Markteinführung in Europa zu rechnen ist und zu welchem Zeitpunkt all dies geschehen soll, bleibt ungewiss.
Google mischt die Karten im Geschäft von Navigationssoftware und -geräten also neu – wie man es schon in vielen anderen Branchen getan hat. Spannend wird sein, ob man sich gegen die Marktführer TomTom und Garmin behaupten kann. Diese bringen immerhin das Kartenmaterial mit auf das Endgerät.
Die aus diesem Verzicht resultierende Notwendigkeit einer Internetverbindung wird möglicherweise über Erfolg oder Misserfolg von „Google Maps Navigation“ entscheiden. Denn einerseits profitieren Benutzer vom geballten Wissen, das in Googles Diensten steckt – andererseits könnte es für Handybesitzer, deren Mobilfunktarif keine Datenflatrate enthält, wenig attraktiv sein, einen solchen Service in Anspruch zu nehmen. Ausgerechnet das für Aufmerksamkeit sorgende Street View, aber auch die einfache Satelliten-Ansicht aus dem All werden bei längeren Strecken wohl für einige Megabytes Datenaufkommen sorgen.
Die schlimmsten Befürchtungen konnten wir allerdings durch einen kurzen Test auf dem HTC „Hero“ unter Android 1.5 widerlegen. Nach dem Abruf aller Ansichten des Routenverlaufs auf der 250 Kilometer langen Strecke zwischen Berlin und Wismar gab NetCounter (erhältlich im Android Market) einen WLAN-Traffic von rund 2 MB für die Karten- und 4 MB für die Satellitenansicht an. Die zu Grunde liegenden Bilder werden auch im neuen, aufgebohrten „Google Maps Mobile“ dieselben sein. Es ist aber zu befürchten, dass Google Street View wesentlich größere Datenmengen verschiebt.
Unschlagbar ist „Google Maps Navigation“ in einem entscheidenden Punkt ganz gewiss: Es ist im Gegensatz zur vergleichbaren Konkurrenz völlig kostenlos – vorausgesetzt, der Datentransfer ist es auch.