Google Mail wird mit „Buzz“ zum Social Network
Google hat seine Webdienste um „Buzz“ erweitert. Mit der in die Google-Mail-Oberfläche integrierten Plattform ist es ähnlich wie bei Twitter und Facebook möglich, den Rest der Welt in Echtzeit mit Textnachrichten, Bildern und Videos zu versorgen.
Damit kam der Suchmaschinenkonzern nicht nur den Gerüchten um Facebooks „Titan“-Projekt zuvor, die besagten, dass der Marktführer unter den sogenannten Social Networks alle Benutzer auch von außen her erreichbar machen möchte – mit eigener E-Mail-Adresse unter der Domain facebook.com sowie POP3- und IMAP-Zugriff auf die privaten Nachrichten. Google geht nun den umgekehrten Weg und setzt dabei unter anderem auf die eigene Nutzerbasis von immerhin 170 Millionen registrierten E-Mail-Konten.
Per Klick auf „Buzz“ gelangt man in der überarbeiteten Google-Mail-Oberfläche zur eigenen Echtzeit-Nachrichtenübersicht. Neben eigenen Posts und denen von Freunden bzw. Personen, denen man folgt, werden von Google auch automatisch solche Beiträge angezeigt, die viele der eigenen Kontakte als lesenswert erachten. Findet man jene wider Erwarten uninteressant, lernt Buzz laut Google daraus und entwickelt mit der Zeit ein Schema, nachdem es mehr oder weniger relevante Informationen für den Benutzer anzeigt. An den eigenen Account adressierte Nachrichten (per @Account im Text) erscheinen darüber hinaus auch im Posteingang des E-Mail-Kontos.
Google bedient sich bei der Umsetzung auch der APIs externer Webdienste. So kann man unter anderem Inhalte von Twitter, Flickr und YouTube in die eigenen Nachrichten einbinden. Leser müssen dazu nicht einmal die Buzz-Oberfläche verlassen. Flickr-Alben werden ebenso wie YouTube-Videos nahtlos eingebunden und können ohne Umweg betrachtet werden. Bei den meisten Links, die man mit anderen Menschen teilen möchte, werden zudem Vorschaubilder aus den anvisierten Websites angezeigt. Features, die Facebook-Nutzern wohl bekannt vorkommen. Buzz scheint seiner Konkurrenz dabei allerdings etwas voraus zu sein. Die Bedienung wirkt intuitiver als bei der Konkurrenz und auch die Kopplung mit den E-Mail-Services erscheint zunächst sinnvoll.
Google stellt seinen neuen Service unter dem Namen „Google Buzz for mobile“ auch für Smartphones bereit. Eine App für das iPhone ist bereits verfügbar; Besitzer jüngerer Android-Geräte, welche wie das Motorola Droid oder das Google Nexus One bereits auf die Version 2 des freien Betriebssystems setzen, können Google Buzz ebenfalls über den Android Market beziehen. Die Unterstützung weiterer Betriebssysteme soll bald folgen.
Gleichzeitig stellt der Konzern aus Mountain View eine neue Version der Karten- und Navigationssoftware Google Maps bereit. Diese bietet ein Buzz-Overlay an, das auf Wunsch Nachrichten anderer User abhängig von ihren Standorten auf der Karte anzeigt. Auf Wunsch können Buzz-Nachrichten nämlich – ein geeignetes Smartphone mit GPS-Empfänger vorausgesetzt – mit den eigenen Koordinaten ergänzt werden. Auch der Kurznachrichtendienst Twitter bietet diese Möglichkeit seit einigen Monaten.
Bleibt die Frage, was nun aus Googles Vorzeigeprojekt „Wave“ wird. Dies wurde zur Mitte des letzten Jahres mit Vorschusslorbeeren geradezu überschüttet, bereits kurze Zeit später wurde es dann sehr ruhig um das Projekt, das die E-Mail nach Googles eigenen Worten vergessen machen soll. Stattdessen wird der eigene Mailservice um Wave-ähnliche Funktionen bereichert. Damit droht der angekündigten Revolution wohl das Abstellgleis – oder im besten Fall noch der Einsatz im geschäftlichen Umfeld zur Organisation kleiner bis mittelgroßer Projekte.
Google Buzz hingegen ist ab sofort verfügbar. Besitzer eines Google-Mail-Kontos müssen sich unter Umständen noch einige Tage gedulden, denn nur nach und nach werden sie in nächster Zeit für Buzz freigeschaltet. Unter buzz.google.com erfährt man alles Weitere zum neuen Dienst. Die mobile Variante ist auf kompatiblen Geräten bereits unter derselben Adresse erreichbar.