Google erhält China-Lizenz durch Kompromiss

Benjamin Beckmann
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Google verkündete im offiziellen Firmen-Blog jüngst die Verlängerung der für den Suchmaschinenbetrieb in China benötigten Lizenz um ein weiteres Jahr. Die bis 2012 gültige Erlaubnis wird jährlich geprüft, ihre Verlängerung stand aufgrund von Differenzen zwischen dem Technologiekonzern und den chinesischen Behörden auf der Kippe.

Trotz der Drohungen Googles, sich im Zweifel aus China zurückzuziehen, hat man jetzt durch eine kosmetische Veränderung in der Suchmaschine eine Einigung erwirken können. Bisher wurden Besucher von Google.cn automatisch zum Ableger aus Hongkong (Google.co.hk) weitergeleitet – zum Ärger der chinesischen Autoritäten. Dies soll zukünftig nicht mehr geschehen. Stattdessen beginnt Google gerade damit, den chinesischen Besuchern eine leicht überarbeitete Suchmaschine auszuliefern, die einen deutlich sichtbaren Link zur von Google nicht zensierten Version aus der Sonderverwaltungszone enthält.

Google.cn Landing-Page
Google.cn Landing-Page

Offenbar hat Google die chinesischen Behörden damit zufrieden stellen können. Google ist der Ansicht, dass die eigenen Bemühungen, sowohl die dortigen Gesetze einzuhalten als auch auf eigene Zensur zu verzichten, mit der gefundenen Lösung erfolgreich waren.

Ein echtes Exempel hat Google – wie noch vor einigen Monaten erwartet – somit jedoch nicht statuiert. China duldet nun zwar eine ungefilterte Liste der Suchergebnisse, die Links dorthin werden allerdings auch weiterhin in zahlreichen Fällen ins Leere führen, etwa bei Informationen über Tibet oder zum Tian’anmen-Massaker. Schließlich wird der Aufruf der entsprechenden Seiten weiterhin durch die „Große Firewall“ blockiert. Der Unterschied zur Situation vor etwa einem Jahr besteht darin, dass das chinesische Volk nun sehen kann, was ihm vorenthalten wird – immerhin.