Facebook verschmilzt SMS, E-Mail, Chat und PNs
Das größte soziale Netzwerk der Welt will seine Benutzer noch stärker an sich binden. Im Rahmen einer von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg persönlich eröffneten Veranstaltung kündigte das Unternehmen unter anderem die Integration eines E-Mail-Dienstes an. Anwendern stehen Adressen unter der Domain facebook.com zur Verfügung.
Zuckerberg stellte aber klar: „Wir wollen nicht die E-Mail zu Grabe tragen“, stattdessen möchte man weitere Kommunikationswege einbinden. „Niemand soll morgen früh seinen Yahoo- oder Google-Account schließen und komplett zu Facebook wechseln“, sagte er.
Von außen sind Facebook-Nutzer bisher nicht erreichbar gewesen. Dies soll sich ändern, sofern der Nutzer dies wünscht. Prinzipiell sei dafür jedes E-Mail-Konto geeignet, Facebook wird aber zusätzlich Adressen nach dem Schema benutzername@facebook.com anbieten. Dabei sollen offenbar bereits vergebene Benutzernamen für ihre Besitzer reserviert sein.
Insgesamt 15 Entwickler haben sich mit der Entwicklung des neuen Systems befasst, dies sei die größte Anzahl von Programmierern, die je am selben Facebook-Projekt gearbeitet haben. Während die Struktur völlig umgekrempelt und vom Datenbanksystem „Cassandra“ zur Neuentwicklung „hBase“ konvertiert wurde, stehen zunächst nur XMPP und die Facebook-Webseite als Schnittstellen zum Abruf und Versenden zur Verfügung. In Kürze soll eine an die neuen Möglichkeiten angepasste iPhone-App veröffentlicht werden. IMAP-Unterstützung zur Verwendung des Facebook-Kontos im E-Mail-Client der eigenen Wahl soll zu einem nicht näher genannten Zeitpunkt nachgereicht werden.
Aufgrund vieler Gerüchte und Nachfragen wurden die Facebook-Vertreter nicht müde zu betonen, dass die E-Mail nicht abgelöst, sondern lediglich eingebunden werden soll. Deshalb beschränken sich die neuen Features nicht auf die Möglichkeit, sich ein Mail-Konto bei Facebook anzulegen. Stattdessen sollen alle Kommunikationswege – egal ob per Handy, PC oder über andere Geräte – bei dem Social-Network-Riesen zusammenlaufen. Deshalb werden SMS, interne Facebook-Nachrichten, Chats sowie E-Mails zukünftig in einem gemeinsamen Ordner zusammengefasst. Dazu werden Nachrichten zunächst automatisch, später nach eigenen Vorgaben und Lernanweisungen in Ordner für „wichtige“ und „andere“ Konversationen eingeteilt. Mitteilungen, bei denen es sich um Spam handeln könnte, geraten in einen separaten Ordner. Dieses „Priority Inbox“ genannte Verfahren wurde erst vor zehn Wochen vom Konkurrenten Google in dessen E-Mail-Dienst integriert.
Vorbeugend gegen Nachfragen zum Datenschutz erklärte ein Facebook-Verantwortlicher, dass über die Privatsphäre-Einstellungen auch scharfe Regeln festgelegt werden können. So greifen die Richtlinien, die etwa den Empfang von Nachrichten nur von Freunden oder bestimmten Gruppen erlauben, auch für E-Mails und SMS.
Wer das Angebot nutzen will, muss sich aber noch ein wenig gedulden. Facebook wird es in den nächsten Monaten nach und nach freischalten, Interessierte können aber ab sofort eine Einladung anfordern. Den Tippfaulen kommt zukünftig außerdem zugute, dass das soziale Netzwerk von Mark Zuckerberg auch unter fb.com erreichbar ist.