Amazon bestreitet „Cablegate“-Vorwürfe
Erst gestern wurde berichtet, dass das Enthüllungsportal WikiLeaks nicht länger die Dienste Amazons nutzt. Als Begründung für den Abbruch der Geschäftsbeziehungen wurde politischer Druck seitens der US-amerikanischen Heimatschutz-Behörde Homeland Security auf das US-Unternehmen genannt.
Nun teilte die entsprechende Amazon-Tochter Amazon web services (AWS) mit, dass man den Hosting-Vertrag nicht aufgrund politischer Einflussnahme gekündigt hätte. Vielmehr hätte WikiLeaks gegen die Nutzungsbestimmungen des Dienstes verstoßen. Unter anderem hätte man sich nicht an die Bedingungen „[...] you represent and warrant that you own or otherwise control all of the rights to the content [...]“ und „[...] that use of the content you supply does not violate this policy and will not cause injury to any person or entity.“ gehalten.
Übersetzt bedeutet dies soviel wie „Sie garantieren, dass Sie über die notwendigen Rechte der Inhalte verfügen“ und „Die Inhalte dürfen nicht gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen und keine natürliche oder juristische Person in Gefahr bringen“. Laut AWS ist es aber klar, dass WikiLeaks nicht die Rechte an den kürzlich veröffentlichten Dokumenten hält oder gehalten hat. Und aufgrund der großen Anzahl an Dokumenten sei es nicht möglich gewesen sicherzustellen, dass keine unschuldigen Personen geschädigt werden.
Laut AWS hätten verschiedene Menschenrechts-Organisationen WikiLeaks gebeten, Vorsichten walten zu lassen und keine Namen von Menschenrechtsverteidigern zu veröffentlichen. Man verweist auch darauf, dass schon in mehreren Fällen kontrovers über einige Nutzer der AWS-Dienste diskutiert worden wäre. Aber aufgrund der Qualität und Quantität der nun an die Öffentlichkeit gelangten Unterlagen sei man in diesem Fall zu den erfolgten Schritten gezwungen gewesen.
WikiLeaks nicht erreichbar
In der Zwischenzeit hat sich die Lage für WikiLeaks weiter verschärft. Seit etwa 4 Uhr deutscher Zeit sind große Teile der Homepage nicht mehr erreichbar, teilt Heise.de mit. Der Domain-Provider EveryDNS.net hat die von ihm bereitgestellt Domain abgeschaltet. Als Grund nannte das Unternehmen – wie auch AWS – Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen. Allerdings geht es dem Provider nicht um die Frage der Rechte an den Inhalten, sondern um die zahlreichen dDOS-Attacken der vergangenen Tage. Diese hatten die WikiLeaks-Seite als Ziel.
Laut EveryDNS gefährden solche Attacken die Stabilität der Infrastruktur, was in letzter Instanz auch andere Kunden des Unternehmens betreffen und gefährden könne. Deshalb hätte man WikiLeaks auf verschiedenen Wegen 24 Stunden vor der Abschaltung über diesen Schritt informiert.
Teile der Homepage sollen laut Heise.de unter wikileaks.ch erreichbar sein, mehrere Versuche die Seite zu erreichen verliefen jedoch ohne Erfolg.