Quelltext von „Chromium OS“ veröffentlicht
Google hat den Quelltext des Projekts „Chromium OS“ veröffentlicht. Man möchte das freie Linux-Betriebssystem in den kommenden Monaten mithilfe der Open-Source-Gemeinde verbessern, bevor es in etwa einem Jahr unter dem Namen „Google Chrome OS“ vom Stapel laufen wird.
Der zentrale Bestandteil des Mini-Betriebssystems ist dessen Namensvetter – der ebenfalls quelloffene Chromium-Browser. Dessen bekanntester Abkömmling ist Google Chrome, welcher allerdings wegen des regen Datenaustauschs zwischen Browser und den Google-Servern unter strenger Beobachtung steht. Einige Entwickler haben sich dies zum Anlass genommen und erleichterten den Programmcode um diese „Features” – angeboten werden sowohl ein kleines Zusatz-Tool als auch ein vollwertiger Browser-Ersatz.
Die gleichen Bedenken werden nun in Bezug auf das Chromium-OS-Projekt laut, da es sich im Wesentlichen um den gleichnamigen Browser handelt – integriert in eine äußerst minimalistische Linux-Distribution. Wie so oft, knüpft Google die Nutzung eines seiner Produkte an das Vorhandensein eines entsprechenden Benutzerkontos. Der Abfrage von Benutzername und Passwort geht nur der Bootvorgang voraus. Hier besteht in Zukunft vielleicht die Möglichkeit, die Vorgänge anhand der öffentlich zugänglichen Quellen nachzuvollziehen und eine Alternative ohne Google-Zwang zu veröffentlichen – analog zu den bereits genannten Browser-Beispielen.
Die von anderen Betriebssystemen mitgelieferten Programme für den Alltag, um etwa Bilder zu ordnen, Dokumente zu bearbeiten oder kleine Rechenaufgaben zu lösen, werden durch Googles Webdienste (Picasa, Docs) sowie kleine Widgets bereitgestellt. Dass das Projekt in seiner jetzigen Form den Platzhirschen Windows und Mac OS X nicht den Rang wird ablaufen können, ist offensichtlich. Im mobilen Bereich – zum Beispiel auf sogenannten Netbooks – könnte es sich allerdings als kostenlose Alternative etablieren.
Ganz besonders hebt Google die zu Grunde liegende Idee hervor, Betriebssystem und Internet endgültig ineinander verschmelzen zu lassen. Dahinter steht laut offiziellem Google-Blog auch ein besonderes Sicherheitskonzept: Alle externen Bestandteile wie Plugins oder Widgets werden innerhalb einer sogenannten Sandbox ausgeführt, was es Viren und Malware erschweren soll, das System zu beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass sich Chromium OS selbst kritisch beobachtet und regelmäßig seine eigene Integrität prüft, um eingeschleusten Code zu bekämpfen.
In Anbetracht der Tatsache, dass sich das Chromium OS noch in einem recht frühen Entwicklungsstadium befindet, möchte man bei Google offensichtlich vorerst nur Nutzer mit grundlegender Programmier- und Linuxkenntnis ansprechen. Auf der Projektseite sind statt der für Betriebssysteme üblichen .iso-Dateien lediglich Anleitungen zum Herunterladen und Kompilieren des Sourcecodes zu finden. Andernorts ist für experimentierfreudige User auch eine Festplattendatei (.vmdk) für den kostenlosen VMware Player verfügbar – ein Benutzerkonto auf jener Website vorausgesetzt.