Windows Vista RC2 und die Überraschung
Microsoft hat seiner geschlossenen Gruppe der technischen Betatester (TechBeta) planmäßig mit dem Release Candidate 2 die letzte Testversion von Windows Vista zum Download freigegeben. Sie trägt die Buildnummer 5744 und wurde am 3. Oktober 2006 um 19:45 fertiggestellt.
Während die englische 32-Bit-Version des Betriebssystem nunmehr auf eine Größe von 2,49 GB kommt, warten bei der 64-Bit-Version 3,52 GB darauf heruntergeladen zu werden. Lokalisierte Versionen in Deutsch und Japanisch sollen in Kürze folgen. Ein öffentlicher Download soll in der kommenden Woche bereitstehen. Welche Änderungen es mit dieser Version gegeben hat, ist noch unklar – in RC1 fehlten neben den neuen Sounds und dem Mobile Device Center noch immer der Startbildschirm und zwei Hintergründe (nur Platzhalter vorhanden) und Logos.
Unterdessen scheint sich zu bewahrheiten, was viele immer wieder vermutet haben: Microsoft hebt sich das Beste bis zum Schluss auf. Wie uns nun von mehreren Seiten bestätigt wurde, wird der Softwareriese in der fertigen Version von Windows Vista einige Überraschungen aktivieren, die bisher ausschließlich Intern getestet oder zum letzten Mal vor Jahren erwähnt wurden.
Bei Windows XP konnte Microsoft die Gemeinschaft mit Luna, dem bekannten blauen Farbschema, überraschen. Bis auf den Codenamen Luna konnten sämtliche Screenshots oder Fotos bis zur Ankündigung von Bill Gates persönlich unter Verschluss gehalten werden – diesmal scheint es ähnlich zu sein. Die Codenamen der kommenden Überraschung lauten Aurora Desktop und Aurora Preview Pane. Während das Erscheinen von Aurora Desktop als gesichert gilt, wurde das Aurora Preview Pane zum letzten Mal zur „Professional Developers Conference“ 2003 demonstriert – seitdem ist es ruhig um dieses Feature geworden.
Im Rahmen einer Führung der TechBeta-Mitglieder über den Microsoft-Campus in Redmond hat Microsoft nun bestätigt, dass sich die fertige Version von Windows Vista von dem bisher gezeigten unterscheiden wird.
As has already been said, this is the last public build of Vista. After this, Microsoft is changing the Product Keys, and will be checking in some User Experience code that they've been sitting on so they can still surprise the market. Jim [Allchin] alked about this during my interview, and I'll post more on that later.
Wirklich konkret wurde Microsoft zwar nicht, doch fügt sich das Puzzle langsam zusammen. So deuten einige Icons in Windows Vista auf Funktionen hin, die es im Betriebssystem noch gar nicht gibt. Auch die Hilfe-Videos zeigen möglicherweise mehr als sie sollen.
Was ist Aurora bzw. der Aurora Desktop? Beim Arbeiten mit Vista wird einem der Name Aurora nur als mäßig schöner Bildschirmschoner begegnen, bei dem in Form von Lichtspielereien vornehmlich matte Farben zum Einsatz kommen. Der folgende Screenshot zeigt den Aurora Screensaver:
Doch Aurora ist mehr und es kann vor allem auch schön sein. Die folgenden Grafiken dürften dabei vielen bekannt sein: Sie ähneln dem Login-Bildschirm von Windows Vista. In früheren Entwicklungs-Versionen von Vista bekam man sie in Form von aktiv gerenderten Bildern nach dem ersten Start von Windows Vista zu Gesicht, bei dem die Performance des Systems ermittelt wurde. Im laufenden Systemen konnten sie mit dem Windows' System Assessment Tool aufgerufen werden: winsat.exe -d3d. In der aktuellen Version (RC1) ruft dieser Befehl nur einen weißen Bildschirm mit minimalen Aktivitäten hervor.
Nun existiert eine Grafik in Windows und eine im Windows Vista Update Advisor, die im Hintergrund von Windows Vista ein Bild zeigt, das es so (ebenso wie die obigen Aurora-Hintergründe) noch nicht zu sehen gibt:
Im Hintergrund dieses Bildes scheint viel Bewegung zu sein. Auch ein Screenshot des Windows Vista Update Advisor bestätigt, dass es intern bei Microsoft zumindest Hintergründe gibt, die farblich noch mehr hergeben und zumindest bis RC1 nicht in Vista vertreten sind.
Dass das Ganze auch aktiv gerendert werden kann, darauf deutet an erster Stelle eine aus Build 4050.private/lab06_demo.031013-1849 stammende Datei (aurora.xam) hin. Diese aus einer internen Version von Longhorn (dem Codenamen von Vista) kommende Datei ist über drei Jahre alt und kann auch unter Windows XP als Hintergrundwebseite eingebunden werden. Mit ihr lässt sich zumindest die scheinbar drei Jahre alte Version des Aurora-Desktop auch unter Windows XP betreiben, sofern die entsprechenden Komponenten des .NET Framework 3.0 auf dem Rechner installiert. Ein entsprechendes Video, das zeigt, was unter Windows XP zu tun ist, steht im Internet bereit.
Doch auch die aktuelle Version von Vista selbst gibt einige Hinweise zum Aurora Desktop. So zeigen die Hilfe-Videos in Vista ebenfalls einen aktiven Bildschirmhintergrund. Folgendes Video zeigt einen Ausschnitt:
Die Krönung des Ganzen ist die Möglichkeit, die 3D-Bildschirmschoner von Vista mit Hilfe der Kommando-Zeile auch auf dem Hintergrund ablaufen zu lassen. Auch hier ist eine Anleitung samt Video verfügbar.
Zu guter Letzt konnten wir aus zuverlässiger Quelle in Erfahrung bringen, dass Microsoft intern tatsächlich an einem aktiv gerenderten Desktop arbeitet. Neben den Farbspielereien sind dabei auch Wasserfälle in Bildern und dergleichen ohne Probleme realisierbar. Auch Optimierungen am Interface seien angedacht – welcher Art, das ist scheinbar zu geheim. Möglicherweise kehrt auch das Aurora Preview Pane zurück, bei dem sich die Farbe des Explorer-Fenstern an den Inhalt des Ordner (Musik, Videos, Dokumente, etc.) anpasst.
Wer auf mehr Effekte beim Minimieren, Vergrößern oder Bewegen von Fenstern hofft, der könnte nicht enttäuscht werden. Zumindest hat selbst Vista Build 3718 aus dem Jahre 2002 gezeigt, dass das zugrundeliegende Software-Framework Avalon mehr kann. Eine große Sammlung an Videos alter Vista-Versionen macht dabei ganz klar: Zumindest das, was die Öffentlichkeit bisher von Microsofts neuem Betriebssystem gesehen hat, hat viele optische Spielerein verlernt. Besonders folgende Videos sind zu empfehlen:
Fenster wirbeln wie Beryl kann Windows Vista, wie man sieht, seit über drei Jahren. Welche Features sind in diesem Zeitraum intern bei Microsoft hinzugekommen? Und was ist eigentlich aus dem Windows Media Player Gadget geworden? Zum letzten Mal war er 2005 zur PDC existent. Das digitale Softwareschließfach (Digital Locker) in Vista RC1 schreit dagegen förmlich, dass farbtechnisch noch nicht alles endgültig ist.
Bill Gates hat vor über drei Jahren einen „großen Knall“ zum Launch von Windows Vista (damals noch Codename Longhorn) versprochen. Wird er tatsächlich kommen?