EA-Chef rechtfertigt Einsatz von DRM

Sasan Abdi
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In einer Rede auf der „Dow Jones/Nielsen Media and Money Conference“ äußerte sich der CEO von Publisher Electronic Arts, John Riccitiello, erstmals nach der Aufregung um den Kopierschutz von „Spore“ zur DRM-Thematik.

Mit Blick auf die teils massiven Proteste gegen den Kopierschutz, der sich in Boykottaufrufen über wichtige Händler wie Amazon äußerte, erklärte Riccitiello, dass DRM eine leidliche, aber notwendige Angelegenheit sei: „Wir arbeiten weiterhin an den Ecken und Kanten. Wir haben eine DRM-Form eingesetzt, die 99,8 Prozent der Benutzer nicht bemerken würden. Für die anderen 0,2 Prozent wurde es aber zu einem Problem und einige von ihnen starteten einen Online-Protest“, erklärte Riccitiello. Er selber würde den Einsatz von DRM nicht mögen, da es das Spielerlebnis stören würde: „Wir würden gerne davon absehen. Doch es gibt da draußen ein Problem, das Piraterie heißt“, so Riccitiello weiter. Neben diesem Problem stelle die Platzierung von Ingame-Werbung die zweite große Hürde dar, die in Zukunft zu bewältigen sei.

Abgesehen von dieser Rechtfertigung hatte der oberste EA-Verantwortliche auch noch einige weitere nennenswerte Informationen in petto. So erklärte Riccitiello mit Blick auf das Wachstum im Online-Spiele-Segment, dass 2008 das letzte Jahr sein werde, in dem EA „Offline-Only“-Spiele veröffentlicht. Neben konventionellen Einnahmen wie Abo-Gebühren für MMORPG à la Warhammer spielt hierbei die erwähnte Ingame-Werbung – auch und gerade für Titel, bei denen der Online-Modus nichts kosten wird – eine wichtige Rolle. Auf die Frage, welche Art von Werbern er sich denn für EA-Spiele wünschte, antwortete Riccitiello: „Wir würden mit jedem eine Partnerschaft eingehen, der einen Check ausstellt“ – eine Antwort, die zeigt, dass die Werbung in Spielen den Kinderschuhen noch lange nicht entwachsen ist.

Dies könnte sich jedoch bald ändern. Mit dem Internetkonzern Google hat sich nun ein gewichtiges Mitglied im Suchgeschäft der Ingame-Werbung angenommen. Auf die Frage, ob EA auf das Google-Produkt AdSense in Sachen Ingame-Werbung setzen würde, gab sich Riccitiello nicht allzu überzeugt: „Wir schauen immer, was Google tut. Aktuell ist die Ingame-AdSense-Sache aber nicht so groß, aber wenn sie ein Treffen wollen, werden wir zuhören.“

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    … ist bei ComputerBase vor allem Autor von Videospiel-Rezensionen.
Quelle: Yahoo

Ergänzungen aus der Community

  • Syberdoor 16.10.2008 11:07

    Der wahre Grund ist dass EA den Wiederverkauf von ihren Spielen eindämmen will. Und das ist wirklich eine Frechheit sich dann wieder mit Piraten rausreden zu wollen, da sie genau wissen dass solche geldgierigen Gründe auf wenig Gegenliebe stoßen würden... "Muscular Beaver
    Naja ein Problem daran ist sicher diese Gamestop Masche, weil die das im großen Stil machen. Das kostet die Firmen eine Menge Geld und ist eigentlich eine schlimme Sache weil davon jemand profitiert der absolut nichts zur Qualität eines Spiels beiträgt. Privater Wiederverkauf ist EA an und für sich sicher vollkommen egal.

    Wo ich völlig zustimme ist, dass diese Aussagen der totale Wahnsinn sind. Es ist sowieso die völlige Milchmädchenrechnung, dass ein Kopierschutz höhere Absatzzahlen bringt. Ich bin relativ sicher, dass Spore mehr Kunden verloren, als gewonnen hat durch den harten Schutz.
  • Straputsky 16.10.2008 11:22
    Privater Wiederverkauf ist EA an und für sich sicher vollkommen egal. "Syberdoor, post: 4955128
    Würde ich so nicht unterschreiben. Ziel von EA ist es nach wie vor, dass jeder der das Spiel spielt es sich vom Händler gekauft hat. Vom Verkauf Privat an Privat hat EA nämlich auch nichts. Nur würden sie es nicht wagen hier öffentlich Hand anzulegen, weil dies ein beträchtlicher Imageschaden wäre. Dies tarnt man lieber durch einen gekonnten Kopierschutz.

    @topic
    Die Zahlen scheinen mir doch sehr aus der Luft gegriffen. Bei Raubkopierern schätzt man gerne ins Blaue hinein, aber bei soetwas wird wohl bevorzugt die "hausinterne" Statistik zu Rate gezogen (200 User haben sich im Support-Forum beschwert, 100.000 Spiele wurden verkauft -> ergo 0,2% sind unzufrieden...)
  • Fred_VIE 16.10.2008 11:45
    Es gibt keine Rechtfertigung für DRM.

    Alle derartigen Schutzmassnahmen sind zumeist geknackt bevor die Spiele im Handel sind und somit ist es Geldverschwendung soetwas überhaupt zu entwickeln. Ohne Kopierschutz und DRM Entwicklung könnten Spiele günstiger verkauft werden, dann gäbs ev. auch weniger Downloads.

    Was bleibt ist die Benachteiligung der zahlenden Kunden, die solche DRM-Spiele kaufen und eingeschränkt werden oder Probleme haben Software zum Laufen zu bewegen. DRM wird nur verbreitet um den Weiterverkauf einzuschränken. Ich persönlich habe zwar noch nie ein Spiel weiterverkauft, aber trotzdem sehe ich nicht ein, dass es durch solche Massnahmen unterbunden werden sollte.

    Ich kaufe keine Spiele mit DRM oder agressivem Kopierschutz mehr.

    Die können gleich nur noch Konsolenspiele produzieren und dann sehen mer mal, wieviele Kopien es gibt, wenns keine PC-Spiele mehr gibt und ob die Spiele dann nicht mehr geshared werden ;)

    Wenns nur noch Konsolenspiele gibt, wird die Modding-"Industrie" aufleben :evillol:
    Die Verkäufe werden sich kaum erhöhen.
  • Bauknecht 16.10.2008 11:50
    EA Senior Chef bezeichnet den Markt des Wiederverkaufes als "Kannibalisierung". Deshalb kann man schon davon ausgehen, das EA versuchen wird, den Markt aufzulösen.

    Ich machs so, wie mit den kopiergeschützten Audio-CD`s bzw. Video DVD`s. Einfach stehen lassen.
  • dreamy_betty 16.10.2008 13:23
    Es geht zum Glück auch anders. Blizzard bestätigte, dass es für Diablo 3 und Starcraft 2 kein DRM geben wird.

    http://blog.wired.com/games/2008/10/qa-blizzards-ex.html "Mr Threepwood, post: 4955185
    Es wird im Artikel bereits erwähnt, dass es sich beim Battle.Net um ihr eigenes DRM handelt. Das ist ein tolles System, das nicht nur seit Jahren erfolgreich ist sondern auch für die zahlenden (und nicht zahlenden) Spieler ist es relativ fair.

    Im Gegensatz zu vielen anderen Entwicklern für den PC hat es Blizzard eben schon früh verstanden, ein gutes Singleplayer-Spiel mit einem süchtig machenden Multiplayer auszustatten. Wie sonst kann man sich erklären, dass ein 1998 erschienenes Starcraft auch viele Jahre später noch eine zentrale Rolle in diesem Genre einnimmt, während das in 1999 erschienene Command & Conquer Tiberian Sun trotz der erfolgreichen Vorgänger eine Enttäuschung war?

    Wenn man von den zahlreichen Ego-Shootern mal absieht, dann ist es genau das, was vielen PC-Spielen fehlt. So viele (neueren) PC-Spiele haben einen Multiplayer-Modus der oft nicht mehr ist als eine billig hingeklatschte Erweiterung, die noch ein paar Stunden Spielfreude erzeugen soll. Wirklich motivierende Multiplayer-Funktionen gibt es aber nur ganz selten, mit der Ausnahme von Blizzard, die nicht nur Starcraft, Warcraft und Diablo veröffentlichten sondern mit dieser Erfahrung auch noch WoW erschufen.

    Ein Spiel, dessen Singleplayer-Modus zum Onlinespiel anregt (und damit teilweise den nachträglichen Kauf beschafft um im großen internationalen Netzwerk spielen zu können), wird ohne Frage kommerziell erfolgreich sein, selbst wenn es munter raubkopiert wird. Prinzipiell ist das ein Konzept für das es Demos gibt, aber leider spielen diese in der heutigen Zeit keine so große Rolle mehr wie das früher war. Ich kann mich noch gut erinnern als ich vor einigen Jahren ein paar Wochen vor dem Release eines Spieles die Demo von einer Heft-CD eines Spiele-Magazins installierte; zwar kaufe ich mir heute keine solche Magazine mehr, aber auch im Netz hat das Volumen an Demos subjektiv deutlich abgenommen.


    Aber mal zum eigentlichen Thema, nämlich den Aussagen von EA. Weder habe ich mir Spore gekauft, noch habe ich es bisher selbst gespielt. Daher kann ich zum Inhalt wenig sagen, aber hätte EA ein Spiel veröffentlicht, das im Multiplayer deutliche Stärken aufzeigen kann, dann wäre diese Diskussion um das lästige DRM wohl gar nicht erst entstanden. Der Spielehersteller hat aber spätestens dann ein Problem, wenn selbst der zahlende Kunde zu nicht legalen Mitteln wie Cracks greift, weil das Produkt erst damit richtig läuft. Das konnte ich im ein oder anderen Forum bzw Blog zu Spore lesen ... und es zeigt deutlich auf, dass es den Unternehmen wirklich egal ist wie komfortabel oder glücklich ein Kunde ist, solange er bereits bezahlt hat.

    Ich kenne nicht das geplante Ausmaß der Aussage, dass EA ab 2009 keine Offline-Only Spiele mehr veröffentlichen wird - man kann aber davon ausgehen, dass die Situation nicht besser wird. Statt sich nach einem funktionierenden Modell zu richten, welches den Offline-Teil eines Spieles fast schon "opfert" und dafür den Multiplayer-Teil als Kaufanreiz wählt, dreht man sich weiter freudig im Kreis und erreicht damit gar nichts.