Von Killerspielen, Welt der Wunder und Panorama
Die Diskussion um die sogenannten „Killerspiele“ erfuhr auch in der letzten Woche neue Schübe, die sich in einer immer länger werdenden Stellungnahme durch die „Panorama“-Redaktion sowie einem erfrischend anderem Bericht über die vermeintlichen Problemspiele äußerten.
So befassten sich bereits Ende Februar die Kollegen von Telepolis mit der Frage der Glaubwürdigkeit der im „Panorama“-Beitrag hinzugezogenen Firma für Internetsicherheit. Ausgangspunkt hierfür war die Feststellung der bereits öfter fruchtbaren Zusammenarbeit der „Panorama“-Redaktion mit der Internetsicherheitsfirma Pan Amp, die auch im Beitrag Morden und Foltern als Freizeitspaß - Killerspiele im Internet zu Rate gezogen wurde. So half der Geschäftsführer von Pan Amp, Bert Weingarten, als Experte für Internetsicherheit nicht nur bei der Bewertung der sogenannten Killerspiele im bekannten „Panorama“-Beitrag. Auch drei weitere Themen, die in den letzten drei Jahren auf den öffentlich-rechtlichen Sendern ausgestrahlt wurden, wurden in Zusammenarbeit mit dieser Firma erstellt. Hinzu kommt, wie unsere Kollegen nicht ohne sarkastischen Unterton feststellten, dass sich quasi zu jedem von „Pan Amp“ kommentierten Thema ein passender Filter im Angebot befindet.
Diese Vorwürfe führten dann auch dazu, dass die ursprüngliche Stellungnahme der „Panorama“-Redaktion deutlich erweitert wurde. So sehe man keinen Grund darin, den Experten für IT-Sicherheit, Bert Weingarten, nicht als solchen in eine Debatte über „Killerspiele“ einzubringen. So hätten ihn auch Fachzeitschriften und andere Printmedien des öfteren als Experten herangezogen; die Tatsache, dass ein Vertreter der IT-Sicherheit in Jugendschutzangelegenheiten befragt würde, kommentiere man unterdessen damit, dass es bei dem „Panorama“-Beitrag nicht um die Frage der Auswirkungen von „Killerspielen“ auf Jugendliche gehe, sondern um das gesetzliche Verbot derartiger Software. Dass auch diese mittlerweile recht ausführliche Stellungnahme auf wenig Gegenliebe bei den Spielern stieß, zeigt sich an der vor wenigen Tagen versendeten Beschwerde an den Deutschen Presserat.
Ganz anders dürfte in diesem Zusammenhang der am 04. März ausgestrahlte Beitrag auf dem Privatsender RTL II aufgenommen worden sein. So berichtete auch die letzte „Welt der Wunder“-Sendung über die Auswirkungen von „Killerspielen“ auf den Spieler und kam zu dem Schluss, dass diese keine Gewalt förderten. Die Auswirkungen dieser Spiele bezögen sich eher auf eine „Drehbuch“-Funktion für von sich aus gewaltbereite Menschen; eine Förderung der Gewaltbereitschaft oder Aggressivität sei aber nicht zu verzeichnen oder nehme im Gegenteil sogar ab.
„Computerspiele sind nicht die Ursache für die Aggressionsbereitschaft. Aber sie können, und das deckt sich ja auch mit unseren Befunden, für junge Leute, die, aus welchen Gründen auch immer, eine relativ auf hohem Niveau sich bewegende Aggressionsbereitschaft als relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal haben, für diese Personen können solche Ego-Shooter Drehbücher bereitstellen, um mit ihren Belastungen in der Realität umzugehen.“
Professor Frindte, Uni Jena
Der gesamte „Welt der Wunder“-Beitrag, der fast 14 Minuten lang ist, kann in zwei Teilen bei YouTube betrachtet werden. (Teil 1/Teil2)