Altersfreigabe ab 18 für WoW gefordert
Niedersachsens Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann und Professor Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), haben in einem Maßnahmenkatalog unter anderem die Heraufsetzung der Altersfreigabe des Online-Rollenspiels „World of Warcraft“ gefordert. Das Spiel besäße großes Suchtpotenzial, wie es heißt.
Als Grundlage der Forderung dient eine aktuelle Studie des KFN (PDF), in der die Autoren über 44.000 Jugendliche im Alter von 15 Jahren befragten. 15.000 dieser Studienteilnehmer wurden zudem hinsichtlich ihres Internet- und Spielekonsums untersucht, wobei festgestellt wurde, dass über 15 Prozent der Jungen und über vier Prozent der Mädchen zu einem exzessiven Spielverhalten neigten. Diese Jugendliche würden über 4,5 Stunden täglich mit dem Computerspielen verbringen, so das KFN. Drei Prozent der männlichen und 0,3 Prozent der weiblichen Studienteilnehmer wurden anhand einer eigens entwickelten Computerspiel-Abhängigkeitsskala als spielesüchtig eingestuft, weitere 4,7 Prozent der Jungen und 0,5 Prozent der Mädchen seien suchtgefährdet. Das höchste Suchtpotenzial sehen die Ersteller der Studie im Spiel World of Warcraft (WoW), welches im Schnitt von den männlichen Studienteilnehmern über vier Stunden täglich gespielt wurde. Jeder dritte Junge spiele WoW gar über 4,5 Stunden pro Tag. Insgesamt sei jeder fünfte WoW-Spieler als abhängig oder abhängigkeitsgefährdet einzustufen, so der die KFN-Studie weiter.
Diese Ergebnisse bewogen sowohl den Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Prof. Christian Pfeiffer, als auch Niedersachsens Sozialministerin, Mechthild Ross-Luttmann, dazu, einen Maßnahmenkatalog aufzustellen. In diesem wird unter anderem gefordert, dass die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) auch reine Onlinespiele auf ihre Alterstauglichkeit hin überprüft. Ferner sollen in dem Bundesland erstmals Testkäufer zum Einsatz kommen, die versuchen sollen, sogenannte „Killerspiele“ käuflich zu erwerben und die auf diese Weise die Einhaltung der bindenden Altersfreigaben überprüfen. Auch eine neue Altersfreigabe für World of Warcraft wird gefordert: Diese soll bei 18 Jahren liegen, womit Jugendliche vom Kauf des Online-Rollenspiels ausgeschlossen würden. Die Forderung wird, so Pfeiffer, nicht damit begründet, dass das bisher ab 12 Jahren freigegebene Spiel besonders brutal sei, vielmehr besäße es ein enormes Suchtpotenzial, das bisher nicht erfasst werde. Eben dies sei auch der wohl größte juristische Stolperstein: Das Suchtpotenzial ist bisher kein Kriterium, das bei der Altersfreigabe einfließt. Ob sich die Altersfreigabe daher im Nachhinein mit Blick auf die spielsucht-bezogene Argumentation ändern lässt, ist unklar.
Der USK-Geschäftsführer Olaf Wolters steht den Forderungen aus Niedersachsen skeptisch gegenüber. Seiner Meinung nach könne man Spielen nicht ansehen, ob sie exzessives Spielverhalten förderten. Zudem gebe es genügend Kontrollmechanismen für Eltern, etwa eine zeitliche Begrenzung für Computerspielaktivitäten. Es sei aber problematisch, dass viele Eltern nicht wüssten, was ihre Kinder am PC treiben. Viele Computerspielabhängige würden sich demnach sozial isolieren, wie ebenfalls aus der Studie des KFN hervorgeht. Auch deshalb plane Niedersachsens Sozialministerin den Einsatz von mehr Eltern-Medien-Trainern.
Prof. Christian Pfeiffer hofft auch, dass Computerspielsucht zukünftig als Krankheit anerkannt wird. Bisher ist dies nicht der Fall und Abhängige müssten sich etwa unter der Kategorie depressiv behandeln lassen, damit die Kosten von den Krankenversicherungen getragen werden. In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover sollen daher offene Fragen zur Definition der Computerspielsucht als Krankheit geklärt werden.
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