SAP muss Rekordzahlung an Oracle leisten
Im seit 2007 schwelenden Streit zwischen Oracle und SAP erging gestern das Urteil der achtköpfigen Jury des zuständigen Gerichts in Oakland. Der deutsche Entwickler von Unternehmenssoftware muss seinem US-amerikanischen Konkurrenten demnach die Rekordsumme von 1,3 Milliarden US-Dollar (rund eine Milliarde Euro) zahlen.
Die Auseinandersetzung der beiden Konkurrenten SAP und Oracle nahm bereits vor 2007 ihren Lauf. So betreute das ehemals völlig eigenständige Unternehmen TomorrowNow Unternehmen und bot Service-Dienstleistungen für Unternehmenssoftware von PeopleSoft sowie J.D. Edwards und Siebel an. Nach dem Kauf von PeopleSoft und Siebel durch Oracle (PeopleSoft hatte zuvor J.D. Edwards übernommen) bot TomorroNow alle Dienstleistungen für Software aus dem Hause Oracle an. 2005 übernahm SAP TomorrowNow, beließ dem Unternehmen aber weitgehend seine Selbstständigkeit.
Der Grund für die rechtliche Auseinandersetzung waren Downloads von TomorrowNow von Oracles Servern, die 2007 in großem Umfang festgestellt wurden. Bezogen worden sein sollen Support-Daten sowie Software von Oracle, die vorgeblich zur Unterstützung der Kunden von einer Oracle-Seite zur Kundenbetreuung heruntergeladen wurden. Oracle bezichtigte erst TomorrowNow, später aber auch SAP der Industriespionage, schwächte den Vorwurf jedoch auf aggressiven Datenklau ab. Demnach habe TomorrowNow nicht nur sensible Informationen heruntergeladen, sondern dies auch in einem Umfang getan, der die Oracle-Server zeitweise lahm legte.
Oracle verlangte als Wiedergutmachung teils mehrere Milliarden US-Dollar Schadensersatz, wobei hier ein möglicher Schaden geltend gemacht werden sollte. SAP entschuldigte sich seinerseits vor Gericht und räumte eine Wiedergutmachung in angemessener Höhe – zwischen 28 und 41 Millionen US-Dollar – ein. Das Tochterunternehmen TomorrowNow wurde zwischenzeitlich im Jahr 2008 geschlossen. Das Urteil der Jury verpflichtet SAP nun jedoch zu einer Zahlung von 1,3 Milliarden US-Dollar an den Konkurrenten Oracle. Es ist damit laut Bloomberg die höchste Strafe in einem Urheberrechtsverfahren in der Geschichte der USA. SAP reagierte enttäuscht auf die Höhe der Urteilsstrafe und prüft nun weitere Schritte, um die Höhe der veranschlagten Zahlung abzusenken. Der Konzern hatte zuvor 160 Millionen US-Dollar für Schadensersatzzahlungen zurückgestellt und im dritten Geschäftsquartal einen Gewinn von 605 Millionen Euro ausgewiesen. Die Strafe entspricht damit beinahe dem Erlös aus sechs Monaten.