EMI: Filesharer sollten nicht verklagt werden
Glen Merrill, früherer Chief Information Officer bei Google und nun beim viertgrößten Musiklabel der Welt für eine Restrukturierung der „Digitalen Strategie“ zuständig, äußerte sich kritisch gegenüber der gängigen Praxis der Musikindustrie, Filesharer für den Musiktausch zu verklagen.
So äußerte sich Merrill gegenüber dem Guardian zu dem Gebaren der großen Plattenfirmen. Demnach könne es nicht erklärtes Ziel sein, die eigenen Kunden zu verklagen. Dieses Modell sei auf Dauer nicht haltbar, zumal nicht einmal feststehe, dass der propagierte negative Effekt auf die CD-Verkäufe von den illegalen Tauschbörsen ausgeht. So gebe es auch wissenschaftliche Studien, so Merrill, die dem Filesharing von Musikdatein einen positiven Effekt zusprechen. Nicht notwendigerweise müsse man nur von schlechten Auswirkungen sprechen. Positive Auswirkungen des Filesharings, also beispielsweise ein Kauf, der ohne den Vorab-Tausch im Internet nicht getätigt worden wäre, könne man in Zahlen jedoch schlecht messen. Deshalb seien in vielen Fällen Konsumenten, die man eigentlich für Nicht-Käufer hält, eben doch Käufer:
There is evidence that people we think are not buying music are buying music. They're just not buying it in formats we can measure.
Nach Meinung des neuen Verantwortlichen für die digitale Strategie bei EMI müsse man eine Reihe von Experimenten durchführen, um ein tragbares und modernes neues Vertriebsmodell zu entwickeln. Dieses könnte auch werbefinanzierte Gratis-Downloads umfassen, sofern sich mit zielgruppenorientierter Werbung die angestrebten Gewinne erwirtschaften lassen. Bis dahin hält aber auch Merrill an Sparmaßnahmen bei EMI fest, die neben 2.000 Arbeitsplätzen auch einige der Künstler betreffen, die nicht profitabel genug für das Label sind und entlassen werden sollen.