US-Musikindustrie wird erneut verklagt
In den letzten Monaten und Jahren macht der Lobbyverband der US-Musikindustrie RIAA durch diverse Klagen gegen Online-Musikpiraterie auf sich aufmerksam, die teils aber skurrile Formen annahmen. So etwa auch die gegen Tanya Andersen.
Sie soll illegal Musikdateien aus dem Internet geladen haben, allerdings scheiterte die Klage des Verbands, worauf Andersen selbst vor Gericht zog. Sie warf der „Recording Industry Association of America“ unter anderem Betrug, Verletzung der Privatsphäre, Verleumdung und üble Nachrede vor. Im ersten Versuch wurde die Klage zwar von einem Bundesrichter zurückgewiesen, jedoch erhielt Andersen einen Monat Zeit, die Klage erneut einzureichen, was von ihrem Anwalt auch umgesetzt wurde.
Die Anschuldigungen gegen die RIAA betreffen unter anderem deren Firma MediaSentry, die Dateien von Festplatten von Privatpersonen bezogen haben soll, ohne deren Einverständnis einzuholen. Andersen hatte 2005 allerdings der RIAA gestattet, die Festplatte auf ihrem Privatcomputer zu untersuchen, die Suche blieb jedoch erfolglos. Anstatt die Klage zurückzuziehen, behauptete der Verband stattdessen, Andersen hätte einen anderen Computer für die Untersuchung verwendet. Auf wenig Verständnis stieß zudem, in der Schule der damals achtjährigen Tochter anzurufen, um sie als Zeugin vorzuladen.
Des Weiteren wird die Schleppnetztaktik des Verbands kritisiert, die auch Delfine – also Unschuldige – treffen würde. Mit einer groß angelegten Klagewelle und hohen Streitwerten hoffen die Anwälte der RIAA, es gar nicht erst zum Prozess kommen zu lassen, sondern Vergleiche mit einigen Tausend Dollar Schadensersatz sowie Unterlassungserklärungen zu erzwingen. Dabei beruft sich die Beweisführung meistens nur auf eine IP-Adresse sowie einen Dateinamen, laut Experten eine äußerst unsichere Basis für einen Prozess. Dieser Fall könnte für die RIAA nun zu einer Blamage führen und weckt bei Andersens Anwalt die Hoffnung, dass so der Klagewelle der Musikindustrie ein Ende bereitet werden könne.