Union stößt Kommission zur Beratung über das Internet an
Die Unions-Fraktions hat die Einsetzung einer Enquête-Kommission im Bundestag angeregt. Dabei handelt es sich um eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe, die über rechtliche, kulturelle und wirtschaftliche Aspekte des Internets und dessen Verknüpfung mit dem gesellschaftlichen Leben beraten soll.
Aufgabe einer Enquête-Kommission, die stets langfristig arbeitet, ist die Beantwortung langfristiger Fragestellungen. Im vorliegenden Fall soll die Kommission unter der Überschrift „Internet und digitale Gesellschaft“ über einen beachtlichen Themenkatalog beraten. Die Arbeitsgruppe soll aus Vertretern aller Parteien, die im Bundestag vertreten sind (gewichtet nach ihrem Stimmenanteil), sowie ebenso vielen Experten bestehen. Sie wird sich des Themenkatalogs über zwei Jahre hinweg annehmen. Dabei stehen auch Themen wie die Zukunft des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung, die Wahrung der Persönlichkeitsrechte, die Stärkung der Medienverantwortung von Anbietern und Nutzern oder die Realität und Umsetzung des Jugendschutzes auf dem Programm.
Die letzte Enquête-Kommission des Bundestages, die sich mit dem Internet auseinandersetzte, wurde vor 15 Jahren einberufen und befasste sich mit „Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft“. Entsprechend überraschend erscheint der neuerliche Vorstoß gerade der Unionsfraktion, die sich mit dem Bestreben des Aufbaus einer Internetfilterstruktur vor allem im letzten Jahr viel Kritik von Internetnutzern und Experten einhandelte. Es erscheint sehr wahrscheinlich, dass man aus der objektiven Schlappe der damaligen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen – das besagte Zugangserschwerungsgesetz ist noch nicht von Horst Köhler unterzeichnet worden und wurde durch die aktuelle Regierung zumindest für ein Jahr ausgesetzt – auf eine Annäherung der Politik und der Netzgemeinschaft hinarbeitet.
Das Blog netzpolitik.org hat eine Liste mit dem Fragenkatalog veröffentlicht, der im folgenden Klapptext eingesehen kann.
- Kultur und Medien
- Stärkung der Medienverantwortung (Anbieter und Nutzer)
- Veränderungen der Produktion, Distribution und Nutzung von künstlerischen Werken
- Stärkung des Bewusstseins für den Wert geistigen Eigentums
- Maßnahmen zur digitalen Sicherung des kulturellen Erbes und seiner Nutzung
- Erhaltung und Sicherung von Medien- und Meinungsvielfalt
- Wirtschaft, Umwelt
- Sicherung eines funktionsfähigen Wettbewerbs zur Vermeidung marktbeherrschender Stellungen einzelner Unternehmen
- Klima-, Umwelt- und ressourcenschonende Gestaltung der Informationstechnik (Green-IT)
- Bildung und Forschung
- Förderung der Medienkompetenz, Medienerziehung in Schule, Hochschule sowie Aus- und Weiterbildung
- Internationale Zusammenarbeit in Forschung und Wissenschaft
- Strategien zur Überwindung der digitalen Spaltung (Digital Divide)
- Initiativen zum freien Zugang zu den Ergebnissen staatlich finanzierter Forschung (Open Access)
- Weiterentwicklung und Definition offener Standards und Normen
- Recht und Innen
- Sicherung eines freien und ungehinderten Zugangs zum Internet für alle Nutzer und Informationsanbieter (Netzneutralität)
- Gewährleistung einer vertrauenswürdigen, leistungsfähigen und sicheren Internet-Infrastruktur (staatlicher Schutz gegen Gefahren von innen und außen)
- Bedrohungen durch Computer- und Internet-Kriminalität, -Terrorismus, -Spionage und -Sabotage
- Verbraucherschutz (Missbrauch bei Massenabmahnungen, Rechtssicherheit im elektronischen Handel)
- Durchsetzung berechtigter und Abwehr unberechtigter Ansprüche, auch im internationalen Rechtsrahmen
- Zukunft des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung
- Wahrung der Persönlichkeitsrechte
- Rechtliche und technische Voraussetzungen für Datenschutz und Datensicherheit (bei privaten Unternehmen, insbesondere sozialen Netzwerken; Cyber-Mobbing, datenschutzfreundliche Technologien)
- Realität und Umsetzung des Jugendschutzes (z.B. unterschiedliche internationale Rechtsnormen)
- Konsequenzen aus der Konvergenz von Medien- und Telekommunikationsanbietern
- Weiterentwicklung dieser Rechtsgebiete, auch in der Wechselwirkung von Bundes- und Landesrecht und unter Berücksichtigung des europäischen Rechtsrahmens
- Gesellschaft und Demokratie
- Weiterentwicklung der staatlichen Dienstleistungen (eGovernment)
- Strategien für einen freien Zugang zu staatlichen Informationen (Open Data)
- Soziologische Auswirkungen (Digital Immigrants und Digital Natives)
- Möglichkeiten für neue Formen der Bürgerbeteiligung (E-Petitionen, Kommunalpolitik)