Verleger klagen über Restriktionen für iPad-Apps
Ein Mitglied des Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) hat erneut Apple für die Restriktionen und Gebühren beim Vertrieb von Apps über das iPad kritisiert. Die Verleger stören sich daran, dass Apple sich bei Anwendungen für seine Geräte unter anderem die Entscheidungen über Preis und Inhalte vorbehalte.
So fordert Apple 30 Prozent von den App-Erlösen, was den Verlegern ein Dorn im Auge ist. Selbst Mathias Döpfner, Chef des Axel-Springer-Verlags, kritisierte Apple für die Höhe der Gebühren, obwohl er zuvor noch verlautbarte, alle Verleger sollten Steven Jobs für das iPad danken und pries das Gerät als Retter des Online-Geschäfts der Verlagsbranche. Seit Freitag ist der E-Reader auch in Deutschland erhältlich, aber die Gespräche zwischen den Medienunternehmern und Apple dauern weiterhin an.
Erste Konflikte zwischen den Parteien hatte es bereits im Vorfeld gegeben, nachdem Apple Apps mit allzu freizügigen Inhalten sperrte, was dazu führte, dass unter anderem der Axel-Springer-Verlag die Bild-App zensieren musste. Alexander von Reibnitz, Leiter des Fachbereichs Neue Medien beim VDZ, sagte dazu in einem Interview, die Hoheit über Inhalte sei „ein hohes Gut für unsere Mitglieder“. Darüber hinaus erklärte er, dass sie „von der Pressefreiheit“ leben und es „sicherlich noch den einen oder anderen Gesprächsbedarf“ gebe.
Somit bleibt es weiterhin spannend zu beobachten, mit welcher Inbrunst die Verleger auf der einen Seite das iPad sowie Steve Jobs als Retter des Online-Journalismus feiern, aber auf der anderen Seite über die Gebühren und Restriktionen von Apple klagen. Insbesondere der Verweis auf die Pressefreiheit wirkt grotesk, schließlich ist Apple ein privatwirtschaftliches Unternehmen und bietet eine Vertriebsplattform, für deren Nutzung die Verlage sich eigenständig entscheiden. Dementsprechend diktiert Apple die Bedingungen, auch wenn es manch einer es als prüde und pedantisch empfinden mag, dass Zeitschriften-Apps aufgrund freizügiger Bilder gesperrt werden. Allerdings: Wenn den Verlegern die Bedingungen missfallen, gibt es eine ganz simple Lösung – Apples Vertriebsplattform meiden.
Dass dieser Schritt möglich ist, zeigen Time Warner und NBC Universal: Die beiden amerikanischen Medienunternehmen wollen Medienberichten zufolge auf einen Vertrieb über das iPad verzichten, da sie Adobes Flash-Format für die Videobibliotheken verwenden, weswegen die Inhalte für Apples iPad erst konvertiert werden müssten. Apple verzichtet auf eine Flash-Unterstützung und führt derzeit einen Machtkampf mit Adobe um die Formathoheit, möglicherweise zusätzlich angespornt durch den erfolgreichen Start des iPads in Amerika. Allerdings scheint man bei den beiden genannten Medienunternehmen die Schmerzgrenze erreicht zu haben, der Zeit- und Kostenaufwand für eine Konvertierung der Inhalte entspricht offenbar nicht dem erwarteten Nutzen.