Google setzt ersten Schritt in TV-Werbemarkt
Nach einer größeren Investition in den Ingame-Werbemarkt wagt Google nun den nächsten Schritt in ein neues Segment: Den TV-Werbemarkt. Experten prophezeien schon im Vorfeld, dass sich der erfolgsverwöhnte Suchmaschinengigant in diesem von zahlreichen Turbulenzen gebeutelten Bereich die Finger verbrennen könnte.
Um im neuen Segment zügig fuß zu fassen, kooperiert Google mit dem Satelliten-TV-Anbieter EchoStar, der rund 120 TV-Sender mit einem Zuschauerpotential von etwa 13 Millionen betreibt. Im Rahmen der Vereinbarung implementieren die Partner das Google'sche AdSense-Werbesystem für das TV und bieten dabei den Werbekunden laut den aktuellen Plänen die Möglichkeit, dank einer Echtzeitverfolgung der Reaktion der Zuschauerschaft bei Bedarf blitzschnell reagieren zu können. Die Anwendung von AdSense, bei dem der Werbetreibende gewünschte Werbeplätze per Online-Auktion ersteigern kann, stellt die Haupteinnahmequelle von Google dar. Zur Feststellung der Zuschauerreaktion wird jede EchoStar-Set-Top-Box anonym registriert, sodass die Werbetreibenden sehen können, wie viele Zuschauer bei einem bestimmten Spot oder bei einer Werbeeinblendung umschalten oder aber verweilen.
Bei Google feiert man den Deal als neue Dimension der TV-Werbung. „Wir können jetzt auch einen effizienten digitalen Workflow für die TV-Werbung anbieten“, kommentierte der Verantwortliche für TV-Werbung bei Google, Michael Steip. Neben einem für Google völlig neuen Markt erhoffen sich die Verantwortlichen mittelfristig die nicht zu leugnende, hohe Abhängigkeit vom Internetwerbemarkt zu reduzieren. Nach Radio-Werbung und diversen Outdoor-Werbeprojekten soll der TV-Werbemarkt ein weiteres Standbein werden, das im Falle des Falls etwaige Turbulenzen im Kerngeschäft abfedern kann.
In Fachkreisen gibt man sich, was die neuen Pläne von Google angeht, unterdessen eher skeptisch. Zum einen wage Google mit einem sehr geringen Teil von EchoStar-Sendezeit einen viel zu unbedeutenden Schritt in den TV-Werbemarkt. Zum andere gäbe es bereits zahlreiche kleinere Start-Ups, die bereits seit geraumer Zeit ähnliche Systeme praktizieren und sich etabliert haben. Ob Google es da vermag, schon kurzfristig einen größeren Einstieg zu stemmen, ist demnach fraglich.
Letzten Endes wird es wohl darauf ankommen, wie die potentielle Kundschaft auf die Bündelung der Features à la Google anspringen wird. Ein Experte kommentierte in der L.A. Times folgerichtig: „Nichts, was Google da macht, ist total neu. Was neu ist, ist, dass Google die Möglichkeiten hat, alle diese Möglichkeiten zusammenzubringen – die Versteigerung der Werbung, die Wirksamkeit und die Nachvollziehbarkeit.“