EPU vs. DES: Asus verklagt Gigabyte

Volker Rißka
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Hinter den Kulissen brodelt der zu Beginn recht kleine Schlagabtausch zwischen zwei der größten Mainboardhersteller der Welt bereits seit längerem, doch seit einer Präsentation von Gigabyte vor Journalisten, bei der der Konkurrent Asus so richtig einen auf den Deckel bekam, begann ein offener Schlagabtausch, der jetzt Folgen hat.

Immer wieder in den vergangenen Tagen gab es kleine Meldungen und Sticheleien gegeneinander, doch Asus setzt dem nun ein Ende. Laut Pressemitteilung wird Asus Gigabyte wegen Verleumdung und falscher Beschuldigungen verklagen.

Alles begann vor fast genau einem Jahr, als eine Präsentation von Gigabyte einen Temperaturvergleich mit dem direkten Konkurrenten Asus thematisiert hatte. Seitdem ging das Spiel munter mit kleinen Sticheleien weiter, die allerdings kaum Beachtung fanden, bis zu jenem, für Gigabyte vielleicht teuren Tag, als man Journalisten in Asien eine Präsentation vorführte, die dann um die Welt ging. Da waren keine geringeren Schlagworte von Gigabyte zu hören, als „Asus Lied & Fooled Customers“. Asus drohte bereits zu diesem Zeitpunkt mit rechtlichen Schritten, da Gigabyte die neue Technik der Asus-Mainboards gar nicht komplett verstehe. Gigabyte forderte daraufhin jedoch Beweise und vermeldete, dass man zu seinen bisherigen Behauptungen stehe.

Asus EPU aus Sicht von Gigabyte
Asus EPU aus Sicht von Gigabyte
Gigabyte DES vs. Asus EPU
Gigabyte DES vs. Asus EPU
Gigabyte
Gigabyte

Strittiger Punkt ist die Stromsparfunktion „EPU“ von Asus, die laut Hersteller bis zu 80 Prozent einsparen soll. Konkurrent Gigabyte behauptet hingegen, mit dieser „abgekupferten Technologie“ könne man nur Einsparungen in Höhe von 60 Prozent erreichen. Die eigenen Mainboards mit der ähnlichen Technik „Dynamic Energy Saver“ (DES) würden folglich mit „nur“ 70 Prozent hinter die angegeben 80 Prozent von Asus zurückfallen, was man so natürlich nicht auf sich sitzen lassen könne. Deshalb hat sich Gigabyte die Asus-Mainboard genauer angesehen und ist zu dem Schluss gekommen, dass Asus die Kundschaft anlüge und mit falschen Tatsachen lockt. Beide Stromsparmechanismen basieren auf der gleichen Idee. Asus gibt seinen neuen Mainboards 16 Phasen – Gigabyte derer „nur“ 12 – mit auf den Weg, die dynamisch geschaltet werden können. Da Asus' Lösung aber noch in den Kinderschuhen stecke, rein hardware-basierend sei und erst mit den kommenden P5Q-Mainboards per Software gesteuert werden könne, brüstet sich Gigabyte mit der Effizienz und Bedienung des eigenen DES. Genau dies könnte bereits der strittige Punkt sein. Gigabyte bezieht sich in seinen Behauptungen auf ein Asus-P5K-SE-EPU und nicht auf die noch nicht auf dem Markt verfügbare P5Q-Serie.

Die Schlammschlacht ging über die stromsparenden Features jedoch hinaus und bezog sich unter anderem auf die Kondensatoren, die Asus verbaut. Während Gigabyte angeblich immer Kondensatoren von Markenherstellern direkt aus Japan bezieht, soll der Konkurrent Asus zu preiswerteren Noname-Produkten greifen.

Kondensator-Clinch zwischen Gigabyte und Asus

Asus wiederum nahm all' dies nicht einfach hin und schoss in Richtung Gigabyte und des 12-Phasen-Designs. Dabei setzt auch dieser Hersteller alle Tricks ein, unter anderem einen drei Jahre alten 130-Watt-Prozessor vom Typ Pentium D 840 mit 90-nm-Smithfield-Kern, und bietet davon ein Wärmebild – eine Taktik, die genau vor einem Jahr Gigabyte gegen Asus angewandt hatte.

Asus-Präsentation
Asus-Präsentation

Ob es die paar Prozent im Bereich der Stromeinsparung am Ende für Gigabyte Wert waren, oder ob der von Asus angestrebte Rechtsstreit Erfolg hat, wird die Zukunft zeigen. Mit Sicherheit dürfte es kaum die letzte Meldung zu diesem Thema gewesen sein.

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Themen:
  • Volker Rißka E-Mail
    … schreibt seit dem Jahr 2002 über CPUs, deren Architekturen und Fertigungsverfahren sowie Mainboards und RAM.
Quelle: Pressemitteilung

Ergänzungen aus der Community

  • Cumonu 25.05.2008 12:03
    Verstehe beim besten Willen nicht, wie die auf angebliche Einergieeinsparungen im zweistelligen Prozentbereich kommen.

    Hab letztens das Board EP35-DS4 mit besagter "Stromspar-Funktion" von Gigabyte verbaut, in Verbindung mit einem Core 2 Duo E8400.

    Mit aktivierter Funktion zog der Rechner gerade mal 2-3 W weniger aus der Steckdose, also um die 65 W statt 67 W im Idle. Tolle Ersparnis, dafür dass eine vollkommen verbuggte und pseudo-futuristisch anmutende Software die ganze Zeit im Hintergrund laufen muss und nebenbei das System verlangsamt.

    Ich hab den Müll sofort wieder runtergeschmissen und die CPU von Hand im BIOS undervoltet. Das hat sich letztlich als effektiver und nervenschonender herausgestellt.

    Soviel zum Thema Verarschung.
  • TheNameless 25.05.2008 13:14
    @ phazz / @ Topic

    Da Asus' Lösung aber noch in den Kinderschuhen stecke, rein hardware-basierend sei und erst mit den kommenden P5Q-Mainboards per Software gesteuert werden könne, brüstet sich Gigabyte mit der Effizienz und Bedienung des eigenen DES. Genau dies könnte bereits der strittige Punkt sein. Gigabyte bezieht sich in seinen Behauptungen auf ein Asus-P5K-SE-EPU und nicht auf die noch nicht auf dem Markt verfügbare P5Q-Serie.
    Dann können die 80% auch stimmen. Muss also nicht gefaked sein. Denke mal sogar, dass es recht wahrscheinlich ist. Immerhin wurden diese Folien bei der Vorstellung der P45 Boards gezeigt.

    - Wer hat denn mit den Behauptungen angefangen?
    - Ich kann mich an einen explodierten Kondensator erinnern, mit dem Gigabyte Asus schlecht gemacht hat. Dumm, dass der nicht einmal von Asus war.
    - Fragt sich also, wer hier wen schlecht macht.
    - teuer sind die Boards nicht, billig Produkte auch nicht
    - Homepage ist lahm, da geb ich dir Recht
    - warum lädtst du Grakatreiber auch direkt von Asus?
    - 3. Klassig? Ab dem P35 kam meiner Meinung nach von Gigabyte nur noch Schrott. Davor waren die Boards noch gut.
    - Foxconn ist nicht gerade unbekannt. Was die alles bauen.

    Mich würde mal ein unabhängiger Vergleich interessieren. Bis jetzt glaube ich keinem von beiden wirklich.

    Muss sagen, dass Niveau sinkt immer mehr. Mittlerweile "kämpft jeder gegen jeden". (Nvidia gegen Intel, Asus gegen Gigabyte) Mal sehen, was als nächstes kommt.

    ::::::::::::::::

    @ Felix1509

    Die meine ich eigentlich nicht. Schau dir mal einige verschiedene Boards an. Auf 50% der Teile steht Foxconn. Bei meinem P5K-E auch.
  • Blutschlumpf 25.05.2008 13:22
    Man sollte Beide Bretter von Asus und Gigabyte einfach mal einem öffentlichen Test unterziehen und sehen was das bringt , gleichzeitig sollte man auch Bretter der Hersteller ohne EPU/DES in dem Vergleich mit herranziehen um zu sehen wieviel die neuen Bretter denn sparen ? "Voyager10, post: 4273909
    Das Ergebnis kann ich dir auch so verraten.
    Wenn du ein 0815 Asrock-Board mit 3/4 Phasen-VRM nimmst und das auf die Werte undervoltest die EPU/DES da setzen, dann wirst du sowohl Asus als auch Gigabyte vermutlich sehr deutlich schlagen.
    Sowohl EPU als auch DES sind vom Grundprinzip her kaum mehr als Fake.
    16 Phasen sind selbst mit nem 130W Pentium D absolut unsinnig und niemals effizient.
    Da man mit ner normalen 4Phasen-VRM jede aktuelle CPU betreiben kann wird man damit fast immer besser fahren als mit 16 Phasen wo dann die Hälfte deaktiviert ist.
    Die eigentliche Ersparnis kommt eh nur vom runtertakten und vom Absenken der VCore.
    Beides kann man manuell besser ausreizen da EPU/DES Werte nehmen müssen die bei 99% der User noch stabil laufen weils sonst negative Presse gibt weil die abkacken.

    @Felix1509: Wenn man keine Ahnung hat ... ;)
    http://de.wikipedia.org/wiki/Foxconn
    Dagegen ist Asus fast schon ne kleine Nummer.
  • Klamann 25.05.2008 13:40
    Die beiden Firmen machen sich hier echt lächerlich.


    • Die "Präsentationsfolien" sehen so aus, als wären sie von einem Dreijährigen gemacht worden, der MS Paint entdeckt hat
    • Die Argumentation befindet sich auf unterstem Niveau: Wenn der Eine etwas schlechtes am Anderen findet, dann findet der etwas noch schlechteres am Ersten, anstatt zu der Problematik stellung zu nehmen
    • Die unseriösen Vergleiche unter völlig verschiedenen Testbedingungen sprechen ja wohl für sich selbst...
    Ich verstehe wirklich nicht, wie beide Konzernleitungen es zulassen können, dass durch solche Kindergartenmethoden das Firmenimage geschädigt wird *kopfschüttel*