Qimonda fährt Werke herunter und streicht Stellen
Die Qimonda AG hat heute ein globales Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm angekündigt. Mit diesem Programm beabsichtigt das Unternehmen, sich im Markt neu zu positionieren und seine Effizienz durch eine umfangreiche Neuausrichtung seines Geschäfts wesentlich zu steigern.
Gleichzeitig tritt Dr. Michael Majerus von seinen Funktionen als Finanzvorstand und Mitglied des Vorstandes zurück. Qimonda gab außerdem bekannt, dass in Zusammenhang mit der Neuausrichtung die 35,6 Prozent Qimonda-Beteiligung am Unternehmen Inotera Memories an Micron verkauft wird. Dabei dürfte es sich um den Deal handeln, von dem viele Gerüchte seit Wochen sprechen. Interessanterweise kommt er einige Tage nachdem auch Micron die Entlassung von 2.850 Mitarbeitern angekündigt hatte, um Kosten zu sparen. Micron hat in den letzten zwei Jahren durch den anhaltenden Preisverfall bei NAND- und DRAM-Speicherchips insgesamt 1,9 Milliarden US-Dollar Verlust eingefahren
Im Rahmen dieser Vereinbarung hat sich Micron verpflichtet, die Inotera-Aktien von Qimonda für rund 400 Millionen US-Dollar in bar (rund 296 Millionen Euro) in zwei Teilzahlungen zu kaufen. Qimonda wird die erste Hälfte in Höhe von 200 Millionen US-Dollar innerhalb von rund einer Woche, die nach Annahme von Qimonda voraussichtlich für den Erhalt der für diesen Schritt notwendigen behördlichen Genehmigungen und für die Erfüllung weiterer üblicher Abschlussbedingungen erforderlich sind, erhalten, und die zweite Hälfte in Höhe von 200 Millionen US-Dollar, sobald die restlichen Bedingungen für den Abschluss dieser Transaktion erfüllt sind. Entsprechend der Vereinbarung wird der Anteil von Qimonda an der Produktionskapazität von Inotera innerhalb von acht Monaten nach Abschluss der Transaktion vollständig zurückgefahren. Qimonda geht davon aus, infolge der Transaktion einen einmaligen Buchverlust aus der Beteiligung an Inotera von ungefähr 300 Millionen Euro zu verzeichnen.
Ziel der Aktion für die Qimonda-Verantwortlichen ist, sich auf die Kernkompetenzen in der Technologie- und Produktentwicklung zu fokussieren und sich daher auf Infrastruktur- und Grafikprodukte zu konzentrieren, die auf der neuen Buried-Wordline-Technologie aus der 300-mm-Produktion basieren. Dementsprechend werden zwei wesentlichen Strukturmaßnahmen durchgeführt werden: Qimonda plant, die Fertigung in seiner 200-mm-Anlage in Richmond, USA, bis zum Januar 2009 vollständig zurückzufahren. Damit wird der Ausstieg des Unternehmens aus der 200-mm-Fertigung abgeschlossen. Weiterhin wird die Backend-Fertigung für Komponenten und Module in Dresden bis Ende März 2009 eingestellt.
Zusätzlich zu diesen Strukturmaßnahmen wird das Unternehmen seine Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie seine Verwaltungskosten und die Mitarbeiterzahl, hauptsächlich in München, Dresden und Raleigh, USA, reduzieren und damit an das fokussierte Produktportfolio und die geringeren Fertigungskapazitäten anpassen.
Insgesamt werden diese Maßnahmen weltweit etwa 3.000 Mitarbeiter betreffen. Qimonda geht davon aus, dass das Restrukturierungsprogramm, nach dessen vollständiger Implementierung, die bis zum Ende des dritten Geschäftsquartals 2009 erwartet wird, zu einer Einsparung von weltweit etwa 450 Millionen Euro jährlich führen wird. Qimonda erwartet im Zusammenhang mit diesem Programm Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von etwa 50 Millionen Euro im nächsten Geschäftsquartal sowie weitere mögliche Aufwendungen in den zwei darauf folgenden Quartalen, die erst nach den Verhandlungen mit den Betriebsräten feststehen werden.