Auch Apple-Chef ist „Person of the Year“
Schon seit einigen Jahren werden bestimmte Titel von mehreren Magazinen, Verbänden oder anderen Institutionen vergeben, darunter auch die Ehrung „Person of the Year“. Fiel die Wahl der Zeitschrift Time noch auf Mark Zuckerberg, hat sich die Financial Times für eine anderen Persönlichkeit aus der IT-Branche entschieden.
Die Wahl fiel auf Steve Jobs, den Vorstandsvorsitzenden von Apple. Als Begründung wurde unter anderem die Einführung des iPad genannt. Damit habe Jobs „den Höhepunkt einer Entwicklung“ erreicht, „die er scheinbar seine ganze Karriere über perfektioniert hat.“
Das Ende Januar 2010 vorgestellte – und seit Ende Mai in Deutschland erhältliche – iPad konnte das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino inzwischen weit mehr als 7,5 Millionen mal verkaufen, im Oktober lag der Marktanteil bei Tablet-PCs bei 95 Prozent. Jobs gilt als treibende Kraft das iPad-Projektes, dessen Entwicklung vor der des iPhone begonnen haben soll.
Von Mitarbeitern des Unternehmens wird Jobs als sehr charismatisch beschrieben. Er habe die Gabe, Menschen zu immer besseren Leistungen anzutreiben. Ein leitender Angestellter beschreibt Steve Jobs mit den Worten: „Du musst einen Kerl von dem, was du machst, überzeugen“ und „Er ist der Kunde und die Marketing-Abteilung gleichzeitig“.
Andererseits wird sein Hang zum Detail und zur Perfektion teilweise schon als Obsession beschrieben. Reden werden bis zum letzten Punkt einstudiert, selbst winzigste Kleinigkeiten zerstören in seinen Augen ein ansonsten hervorragendes Produkt. Dies mündet unter anderem darin, dass Jobs eher auf eine Funktion verzichtet, als etwas Unausgereiftes zu verwenden.
Jobs, der Apple zusammen mit Steve Wozniak und Ronald Wayne 1976 gegründet hatte, verließ das Unternehmen 1985 im Streit, kehrte aber 1996 als Berater wieder zurück. Vier Jahre später wurde er dann offiziell wieder Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Seitdem wuchsen Apples Absatzzahlen, immer neue Produkte wurden entwickelt und vorgestellt, darunter die iPod-Familie mitsamt iTunes, aber auch die bekannten iMacs sowie das iPhone und iPad.
Allerdings gibt es zahlreiche Kritiker, die Jobs eher negativ beurteilen. Zwar ist sein unternehmerischer Erfolg nicht zu bestreiten, gegenüber Mitarbeitern sei sein Verhalten aber alles andere als korrekt. Über Konkurrenten mache er sich zudem gerne lustig, zuletzt unter anderem über Googles Android oder Samsungs Tablet „Galaxy Tab“.
Eigene Fehler oder die des Unternehmens werden gerne herabgestuft oder einfach ignoriert. Zwar hatte der Konstruktionsfehler der Antennen des iPhone 4 personelle Konsequenzen im Abgang eines Entwicklers, das Problem an sich wurde von Jobs aber immer wieder heruntergespielt.
Ob man Apple und seinen Chef nun leiden kann oder nicht: Seine Gabe, am Nordpol den sprichwörtlichen Kühlschrank verkaufen zu können, ist unbestritten. Ob dies aber alleine für den Titel „Person of the Year“ reicht, muss jeder für sich beantworten.