Google erhebt schwere Vorwürfe gegen Viacom
Viacoms Milliarden-Klage gegen Google jährte sich jüngst zum dritten Mal – für den Suchmaschinenkonzern und dessen Tochterunternehmen YouTube offenbar ein willkommener Zeitpunkt, den Streit an die Öffentlichkeit zu tragen. Die YouTube-Chefjustiziarin Zahavah Levine äußerte sich im Unternehmensblog nun zu den Methoden Viacoms.
Der Medienkonzern Viacom, zu dem neben den MTV Networks auch die Paramount Filmstudios und DreamWorks gehören, befindet sich mit dem Videoportal YouTube seit März 2007 im Rechtsstreit. Der Vorwurf damals wie heute: YouTube unternimmt nichts gegen Urheberrechtsverstöße an Viacom-Eigentum, sondern würde mit ihrer Hilfe sogar hohe Werbeeinnahmen erzielen.
Nun entwickelt sich die Angelegenheit zu einer regelrechten Schlammschlacht. Beim ersten öffentlichen Gerichtstermin des andauernden Prozesses legte Viacom als Beweismittel E-Mails vor, um zu beweisen, dass YouTube einen zu lockeren Umgang mit Copyright-Verletzungen an den Tag legt. Videos, deren Verwertungsrechte sich in Besitz Viacoms befinden, würden nicht nachhaltig von der Streaming-Plattform entfernt, heißt es. In den Anfangsjahren sei deswegen angeblich sogar einer der Mitgründer von YouTube, Jawed Karim, ins Visier seiner eigenen Kollegen geraten. In einer zitierten E-Mail heißt es: „Jawed, bitte hör' auf, gestohlene Videos auf die Website zu packen. Wir werden es sehr schwer haben, darzulegen, dass wir nicht für die hochgeladenen Inhalte verantwortlich sind, wenn einer der Mitgründer unverhohlen Inhalte von anderen Seiten stiehlt – mit dem Ziel, dass es jeder sieht.“
Da Angriff bekanntermaßen die beste Verteidigung ist, kontert die Chefjustiziarin der Google-Tochter, Zahavah Levine, nun in einem Weblog-Eintrag. Sie unterstellt Viacom unlautere Methoden. Seit Jahren soll der Medienkonzern Marketing-Agenturen damit beauftragen, die eigenen Werke bei YouTube einzustellen. Der Vorwurf geht sogar soweit, dass Viacom vermeintlich eigene Mitarbeiter an öffentlichen Computern Videos hochladen ließ, damit die Spur nicht zum eigenen Firmennetz zurückverfolgt werden kann.
Sollten diese Behauptungen wahr sein, würde sich Viacom zumindest moralisch auf äußerst dünnem Eis bewegen. Zudem könnte es als Rachefeldzug gegen Google gewertet werden. Im Rahmen der Gerichtsverhandlung wurde nämlich auch bekannt, dass Viacom am Kauf von YouTube interessiert war, ehe Google den Zuschlag für umgerechnet 1,31 Milliarden Euro erhielt.
Beiden Unternehmen wurde eine Frist bis zum 30. April gewährt, um auf die Anschuldigungen des jeweils anderen Seite zu reagieren. Mit dem Abschluss der Verhandlungen ist im Juni dieses Jahres zu rechnen.