Microsoft zieht Google in den EU-Kartellstreit
Es hat schon etwas von zwei frevelhaften Raufbolden, die einander vor der Erwachsenen-Autorität gegenseitig anschwärzen: Nachdem Google das wettbewerbsrechtliche Vorgehen der EU gegen Microsoft ausdrücklich begrüßt hatte, versucht der Software-Gigant nun seinerseits, die Aufmerksamkeit auf die gewachsene Konkurrenz zu lenken.
Den konkreten Anlass hierfür liefert der weiterhin schwellende Browser-Streit, indem die EU Microsoft wegen der Verquickung von Surf-Applikation und Betriebssystem aufs Korn genommen hat. In vertraulichen, der Financial Times vorliegenden Unterlagen an die EU Kommission schreibt Microsoft nun, dass die geplanten Auflagen gegen die besagte Verquickung die Marktstellung von Google stärken werde.
Dabei bezieht man sich bei Microsoft auf die jeweils im Browser integrierten Suchmaschinen, die bei Opera, Firefox und Chrome standardmäßig „Google“ lautet, während Microsoft auf den eigenen Service „Live Search“ setzt. Eine Beschneidung der Verquickung von Windows und Internet Explorer könnte deswegen dazu führen, dass die Google-Suchmaschine einen Wettbewerbsvorteil erlangen würde. Auch die von der EU vorgeschlagene Praxis, wonach die PC-Hersteller die Festlegung der browser-integrierten Suchmaschine vornehmen könnten, könnte laut Microsoft von Google durch Verhandlungen dazu genutzt werden, die Marktstellung weiter zu festigen.
Die neue, auf die direkte Konkurrenz abzielende Argumentation ist Teil einer neuen Strategie, die zum Ziel hat, die Grundlagen der Vorwürfe der EU ins Wanken zu bringen. So verweist man bei Microsoft beispielsweise auch auf Erhebungen, wonach die Marktanteile des unternehmenseigenen Internet Explorer in Europa in den vergangenen vier Jahren von 85 auf 55 Prozent gefallen seien, was signalisiere, dass der Browser-Markt durchaus offen sei.