Telekom fordert zwölf Prozent Lohnverzicht (U)

Update Sasan Abdi
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Zum Start der nunmehr vierten Verhandlungsrunde um die Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern in konzerneigene Gesellschaft warteten die Telekom-Verantwortlichen gestern mit einer neuen Forderung auf. So sollen die Gehälter der Mitarbeiter in den kommenden zweieinhalb Jahren laut Telekom-Angaben um zwölf Prozent gekürzt werden.

Im Gegenzug bot die Telekom-Führung ein Beschäftigungsversprechen bis 2010 an sowie die Option, zukünftig weitere Arbeitsplätze zu den geringeren Lohnbedingungen zu schaffen. Bei der zuständigen Gewerkschaft Verdi stieß der Vorschlag indes auf wenig Gegenliebe: „Bei dem jetzigen Denkmodell ist eine Einigung völlig ausgeschlossen“, erklärte Verdi-Verhandlungsführer Lothar Schröder heute in Bonn. Stattdessen forderte er für die von der Auslagerung betroffenen Mitarbeiter einen Nachteilsausgleich.

Über die Höhe der für die Mitarbeiter zu befürchtenden Lohneinbußen gaben beide Konfliktpartner nach den gestern zur späten Nacht abgebrochenen Gesprächen unterschiedliche Auskünfte. Während die Telekom von Kürzungen im Bereich der genannten zwölf Prozent spricht, gehen die Gewerkschafter nach eigenen Berechnungen von Lohneinbußen von bis zu 40 Prozent aus, was eine „katstrophale Zumutung“ für die Mitarbeiter bedeute.

Noch heute wollen die Vertreter von Verdi über das weitere Vorgehen entscheiden. Möglich sei dabei auch die Beantragung der sogenannten Urabstimmung beim Bundesverband, die einen massiven Generalstreik gegen die Telekom zur Folge haben könnte. Parallel hierzu wurden die bisher anhaltenden Warnstreiks wie angekündigt ausgeweitet. Allein in Hessen legten rund 1300 Beschäftigte für einen kompletten Tag die Arbeit nieder. Betroffen hiervon sind vornehmlich Vertriebs-Callcenter für Privatkunden.

Von der Auslagerung der genannten Arbeitsplätze in sogenannten Servicegesellschaften unter dem Dachnamen T-Service erhoffen sich die Telekom-Oberen Einsparungen von bis zu 900 Millionen Euro. Zudem werben die Verantwortlichen mit einer Verbesserung der Servicequalität, was von Verdi vehement bestritten wird.

Update

Erwartungsgemäß reagierte Verdi am späten Nachmittag mit der Planung eines Generalstreiks gegen die Telekom und bekräftigte einmal mehr die eigenen Forderungen. Sollte es tatsächlich zum Großstreik kommen, sähe sich die Telekom einem nie dagewesenen Ausmaß an Arbeitsverweigerung in den eigenen Reihen gegenüber. In der Telekom-Führung stieß der Vorgang bei Verdi auf Unverständnis. So erklärte Personalvorstand Karl-Gerhard Eick, ein großangelegter Streik nutze „niemandem“, schade hingegen aber „den Kunden und dem Image“. Aus diesem Grund behalte man sich bei einer bundesweiten Ausweitung des Streiks rechtliche Schritte vor.