CrossFire geknackt – Compositing-Chip unnötig?

Wolfgang Andermahr
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Während nVidias SLI-Technologie zum gleichzeitigen Rendern mit Hilfe einer zweiten Grafikkarte eine SLI-Bridge benötigt, um genügend Daten zum anderen Chip schaufeln zu können, setzt ATI bei ihrer „CrossFire“-Technologie auf die sogenannte „Compositing-Engine“, damit die „Master“-Karte das endgültige Bild zusammensetzen kann.

So hat man bis jetzt immer gedacht, wenn man einmal davon absieht, dass SLI auf kleinen nVidia-Grafikkarten, der GeForce 6600, angeblich auch ohne Performanceverlust möglich sein soll, bei Verzicht auf die SLI-Bridge. Doch nun berichten die Kollegen von HKEPC Hardware, dass bei ATi ähnliches funktioniert: So soll es mit Hilfe eines BIOS-Hacks sowie einer Treibermanipulation möglich sein, auch ohne Master-Grafikkarte mit einem Compositing-Chip zwei Karten gleichzeitig rendern zu lassen.

Dies klingt jedoch etwas merkwürdig und erstaunt uns zur Zeit, da ATi wohl kaum einen unnötigen Chip – der darüber hinaus die Produktionskosten erhöht – auf deren Master-Grafikkarten verbaut, wenn jene gar nicht nötig wären. Somit stellt sich die Frage, ob wirklich jeder Frame korrekt berechnet und ausgegeben wird, was jedoch völlig unklar bleibt. So sollte theoretisch ohne den Compositing-Chip die Bilder der einzelnen Karten nicht mehr korrekt synchronisiert und zusammengesetzt werden, was eben zu Bildfehlern oder gar ausgelassenen Bilder führen würde.

Nichtsdestotrotz liefern die Kollegen einige CrossFire-Benchmarks mit zwei ATi Radeon X850XT-Karten, wobei man Ergebnisse einer einzelnen Karte, zweier Karten, bei denen eine über die Compositing-Engine verfügt und eben einmal der „gehackten“-Variante liefert. Als Testhardware wurde dabei ein AMD Athlon FX-55 mit einem Takt von 2,6 GHz und ein Test-Sample eines CrossFire-tauglichen Mainboards verwendet. Aus den Ergebnissen lässt sich herauslesen, dass zwei Radeon X850XT-Grafikkarten hervorragend für das gleichzeitige Rendern geeignet sind und bei einer starken CPU in hohen Settings, wie 1600x1200 mit 4x Anti-Aliasing, beinahe doppelt so viele Bilder pro Sekunde auf den Bildschirm zaubern können, wie eine einzelne Karte – dies gilt natürlich nur, wenn bei den hohen Einstellungen komplett die GPU das Spiel limitiert.

Weiterhin liefern die manipulierten Karten identische Werte wie das reguläre CrossFire-Duo, die innerhalb der Messungenauigkeit liegen. Dies würde, unter Vorbehalt der Bildqualität, beweisen, dass man bei der CrossFire-Technologie nicht auf eine teure Master-Karte mit einem Compositing-Chip angewiesen ist. Doch damit noch nicht genug: HKEPC ließ ebenfalls noch zwei gecrackte Radeon X700-Karten gegen eine einzelne und zwei GeForce 6600-Grafikkarten antreten, wobei sich das selbe Bild wie bei den großen Brüdern zeigt. Auffällig ist jedoch die deutliche Überlegenheit der ATi-Karten gegen das GeForce 6600-Gespann und der Fakt, dass zwei Karten fast durchgehend doppelt so schnell sind wie eine (vom stark CPU-limitierten 3DMark 2001 einmal abgesehen).

Die selben Ergebnisse spiegeln sich erneut bei dem Einsatz zweier modifizierter Radeon X300-Karten mit HyperMemory-Technologie wieder. Doch was genau zeigen diese Untersuchungen seitens der Kollegen nun? Auf jeden Fall beweisen sie, dass der „CrossFire-Betrieb“ mithilfe eines manipulierten BIOS sowie Treibers möglich ist und geschwindigkeitstechnisch nicht gegenüber der Mischung aus einer normalen Karte und einer speziellen Karte mit einem Compositing-Chip zurück liegt. Ebenso zeigt der Test, dass CrossFire auch problemlos auf X700- sowie X300-Karten möglich ist und sich nicht nur auf die schnellen X800- beziehungsweise X850-Modelle beschränkt.

Doch der wichtigste Beweis bleibt leider unklar: Werden wirklich alle Bilder korrekt gerendert und auch jedes Frame auf dem Bildschirm ausgegeben? Dies ist sicherlich fraglich und es würde uns doch stark wundern, wenn ATi einen Chip speziell für nichts entwickelt haben würde. Aber warten wir diesbezüglich weitere Untersuchungen ab.