NSA-Enthüllungen: Wenig Einfluss auf Verhalten der Nutzer

Andreas Frischholz
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Knapp ein Jahr nach den ersten Snowden-Enthüllungen fallen die Reaktionen innerhalb der deutschen Bevölkerung zwiespältig aus. Laut einer Dimap-Umfrage sind zwar 56 Prozent der Ansicht, dass „jeder von uns“ von Geheimdiensten abgehört wird. Doch nur bei einer Minderheit hat der NSA-Skandal das Verhalten beeinflusst.

Grundsätzlich wird das Vorgehen der Geheimdienste skeptisch eingestuft. Dass diese sowohl Telefon- als auch Internetdienste überwachen und Daten für lange Zeit gespeichert werden, verletzt nach Ansicht von 48 Prozent der Befragten das Recht auf Privatsphäre und ist damit ein Verstoß gegen die Grundrechte. 22 Prozent vertreten hingegen die Meinung, dass die Überwachung durch Geheimdienste gerechtfertigt ist, sofern die Maßnahmen der Sicherheit aller dienen.

Trotz dieser Ergebnisse zeigt sich aber auch eine gewisse Gleichgültigkeit. Nur ein knappes Viertel der Befragten gibt an, beim Telefonieren, Mailen oder Internetsurfen vorsichtiger vorzugehen. 30 Prozent haben sich ihrer Ansicht nach ohnehin vorsichtig verhalten. Mit 44 Prozent stimmt aber die Mehrheit folgender Aussage zu: „Es interessiert mich nicht, ob meine Telefonate und Mails abgehört oder aufgezeichnet werden. Ich habe nichts zu verbergen und ich werde auch nichts ändern.

Nichtsdestotrotz wird ebenfalls mehrheitlich (47 Prozent) kritisiert, dass der Datenschutz in Deutschland nicht ernst genug genommen wird. Ebenso lehnen es 83 Prozent ab, dass ausländische Sicherheitsbehörden auf privaten Daten von Bürgern im Internet zugreifen können. Kein nennenswerter Unterschied im Vergleich zum letzten Jahr. Bei einer Befragung im Juni 2013 waren 84 Prozent dagegen. Verändert hat sich allerdings die Einstellung gegenüber deutschen Sicherheitsbehörden. Diesen wollte 2013 noch jeder Zweite den Zugriff auf private Daten gestatten. In diesem Jahr sind nur noch 39 Prozent dieser Meinung.

Ein interessanter Aspekt der Umfrage ist zudem das Alter. Insgesamt geht bereits mit 56 Prozent eine Mehrheit davon aus, dass jeder abgehört wird. In der Gruppe der 16- bis 24-Jährigen fällt das Ergebnis mit 73 Prozent aber nochmals deutlich höher aus. Dass Geheimdienste mit den Überwachungsaktivitäten das Recht auf Privatsphäre verletzen, bejahen in dieser Altersgruppe zudem überdurchschnittliche 60 Prozent (durchschnittlich 48 Prozent).

Die Umfrage wurde von Dimap im Auftrag des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) durchgeführt. In computergestützten Telefoninterviews wurden insgesamt 1.007 Bundesbürger ab 16 Jahren in Zufallsauswahl befragt.