Intel Itanium 2 „Montvale“ stellt sich vor

Thomas Hübner
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Mit „Montvale“ hat Intel die nächste Generation seiner Itanium-Familie (IA-64) vom Stapel gelassen, die den aktuell am Markt befindlichen „Montecito“ zügig ablösen soll. Aus den anfänglichen Plänen ihn in 65 nm zu fertigen, ist allerdings nichts geworden, und somit handelt es sich lediglich um einen minimal verbesserten Montecito.

Montvale wird weiterhin in 90 nm produziert (P1262) und wartet in einigen Bereichen mit Detailverbesserungen gegenüber seinem 1,7 Mrd. Transistoren schweren Vorgänger auf. Der neue Dual-Core-Itanium-2 unterstützt nun auch (vorerst zumindest theoretisch) Core Level Lockstep (CLL), nachdem Socket Level Lockstep (SLL) schon mit Montecito eingeführt wurde. Hierbei führen zwei Kerne desselben Chips (Core-Level) bzw. verschiedener Sockel (Socket-Level) die selben Berechnungen durch und vergleichen fortwährend ihre Ergebnisse. Ziel ist es, die Wahrscheinlichkeit falscher Berechnungen zu reduzieren. Diese können z.B. dann auftreten, wenn aufgrund von kosmischer Strahlung gleich mehrere Bits kippen (und der Fehler damit vom Error Correction Code nicht mehr erfasst werden kann, oder der Datenpfad gar nicht geschützt ist). Da durch die Lockstep-Technologien ein zweiter Kern komplett belastet wird, steht dieser für andere Berechnungen folgerichtig nicht mehr zur Verfügung. Leider ist das Core-Level-Lockstep so neu, dass es vom aktuell ausgelieferten A1-Stepping des Montvale noch nicht unterstützt wird. Erst Anfang 2008 soll das Feature (vermutlich mit einem neuen Prozessorstepping) zur Verfügung stehen.

Neben dem (anscheinend noch nicht funktionierenden CLL) bietet Montvale einen von 533 auf 667 MHz beschleunigten Frontside-Bus. Eigentlich sollte der Mitte 2006 vorgestellte und ursprünglich für Ende 2005 geplante Montecito bereits diese Geschwindigkeit bieten und für Montvale war gar eine Beschleunigung auf 800 MHz angedacht. Daraus ist jedoch nichts geworden. Ansonsten haben ältere Intel Präsentationen für Montvale einen größeren TLB (wird für die beschleunigte Umsetzung von virtuellen in reale Adressen) und eine gesteigerte Hyper-Threading-Effizienz in Aussicht gestellt. Außerdem unterstützt der Prozessor nun Demand Based Switching (C1E für Server) und kann somit bei Nicht-Belastung seinen Prozessortakt zum Stromsparen senken. Die ursprünglich für Montecito geplante Foxton-Technologie scheint jedoch auch er nicht zu bieten.

In ersten veröffentlichten Benchmarks spricht Intel von einer Leistungssteigerung von etwa 11 Prozent im Spec-CPU2006fp-Benchmark. Verglichen wurde ein 1,60 GHz schneller Montecito (FSB533, 24 MB Cache) mit dem 1,66 GHz schnellen Montvale (FSB667, 24 MB Cache). Da der Prozessorriese lediglich relative Angaben über die Leistungsfähigkeit macht, haben wir von Spec.org einige Messergebnisse zusammengetragen und einen Wert für Montvale (+11 Prozent ggü. Montecito) errechnet (Es wurden Werte des 18-MB-Modells gewählt, da die veröffentlichten Werte über den der 24-MB-Variante lagen).

CPU SpecFP 2006 Rate
    • 4x IBM Power6, 4,70 GHz, 32 MB L3
      215,0
    • 4x AMD Barcelona, 2,50 GHz, 2 MB L3
      160,0
    • 4x AMD Barcelona, 2,00 GHz, 2 MB L3
      136,0
    • 2x IBM Power6, 4,70 GHz, 32 MB L3
      115,0
    • 4x Intel Tigerton, 2,93 GHz, 16 MB L2
      113,0
    • 4x Intel Montvale 1,66 GHz, 18 MB L3
      100,8
      siehe Meldung
    • 4x AMD Santa Rosa, 3,20 GHz, 2 MB L2
      99,6
    • 4x Intel Montecito 1,6 GHz, 18 MB L3
      90,8
    • 2x AMD Barcelona, 2,30 GHz, 2 MB L3
      83,1
    • 2x Intel Clovertown, 3,00 GHz, 8 MB L2
      66,8
    • 1x Sun Niagara 2, 1,4 GHz, 4 MB L2
      62,3
Einheit: Punkte

Pro Kern schlägt sich der Itanium nicht schlecht. Gegen einen im selben Marktsegment kämpfenden IBM Power6 mit gleicher Kernanzahl hat er jedoch nicht die geringste Chance. Power6 kann über die Leistung des Itaniums nur müde lächeln und ist selbst bei halber Anzahl an Rechenkernen noch schneller.

Dabei hat Intel den Itanium ursprünglich dafür geschaffen, um bei wissenschaftlichen Berechnungen eine besonders hohe Floating-Point-Leistung zu erreichen. Die rasante Entwicklung bei x86-Prozessoren hat jedoch dazu geführt, dass – nicht zuletzt dank Quad-Core – diese inzwischen an der IA-64-Architektur vorbei gezogen sind. Insbesondere AMDs Barcelona macht hier eine gute Figur und ist darüber hinaus wesentlich günstiger als ein Itanium (neue Preise siehe unten). Auch die Performance eines einzigen Sun UltraSparc T2 (Niagara 2) kann sich mehr als sehen lassen. Eine Kleinigkeit sollte jedoch nicht vergessen werden: Der Itanium 2 erlaubt Konfigurationen mit insgesamt 512 Prozessoren und 1000 Terabyte Arbeitsspeicher. Schon ein SGI-Altix-4700-System mit 128 Itanium-2-9040-Prozessoren (1,6 GHz, 18 MB) erreicht eine Spec-CPU2006fp-Leistung von 3507.

Ob Intel in Anbetracht der Leistung (kleiner Konfigurationen) noch lange auf Itanium setzen kann, wird die Zukunft zeigen. Die Roadmap sieht für das nächste Jahr einen in 65 nm gefertigten Quad-Core-Itanium mit dem Codenamen „Tukwila“ vor. Dieser erhält einen integrierten Speichercontroller und unterstützt das Quickpath Interface (ehemals CSI). Danach soll frühestens Ende 2009 ein in 32 nm gefertigter Itanium auf „Poulson“-Basis folgen. Poulson wiederum wird von „Kittson“, über den noch keinerlei Informationen bekannt sind, abgelöst werden. Die Bildgalerie am Ende der Meldung gibt Auskunft über die aktuellen Itanium-Pläne.

Nummer Power Frontside-
Bus
CPU Speed L3 Cache Dual-
Core
Hyper-
Threading
Demand
Based
Switching
Preis
Intel Itanium 2 Codename Montvale, 90 nm
9150M 104W 667 MHz 1.66 GHz 24 MB $3692
9150N 104W 400/533 MHz 1.60 GHz 24 MB $3692
9140M 104W 667 MHz 1.66 GHz 18 MB $1980
9140N 104W 400/533 MHz 1.60 GHz 18 MB $1980
9120N 104W 400/533 MHz 1.42 GHz 12 MB - $1552
9130M 104W 667 MHz 1.66 GHz 8 MB - - $910
9110N 75W 400/533 MHz 1.60 GHz 12 MB - - - $696
Intel Itanium 2 Codename Montecito, 90 nm
9050 104W 400/533 MHz 1.60 GHz 24 MB - $3692
9040 104W 400/533 MHz 1.60 GHz 18 MB - $1980
9030 104W 400/533 MHz 1.60 GHz 8 MB - - $1552
9020 104W 400/533 MHz 1.42 GHz 12 MB - $910
9015 104W 400 MHz 1.40 GHz 12 MB - $749
9010 75W 400/533 MHz 1.60 GHz 6 MB - - - $696
Cache Safe Technology (Codename „Pellston“) wird von allen Modellen unterstützt.

Insgesamt werden sechs Dual-Core-Prozessoren und ein Single-Core-Prozessor auf Basis von Montvale als Itanium-9100er-Serie verfügbar sein. Die Preise liegen zwischen 696 und 3.692 US-Dollar und sind abhängig von der Bestellmenge, der Ausstattung und der gewünschten Leistung. Erste Modelle mit der Core-Level-Lockstep-Funktion folgen im ersten Quartal des Jahres 2008. Intel plant den Anteil von Montvale aller ausgelieferten Itanium-Prozessoren noch im vierten Quartal auf 40 Prozent zu steigern. Im ersten Quartal 2008 soll der neue Chip mit einem Anteil von 65 Prozent bereits mehrheitlich verkauft werden.

sparrow